Der Krimi zur Bundesgartenschau
Die Autorin Claudia Schmid veröffentlicht zum Start der großen Schau den Kriminalroman "Blumenfieber", in dem auch Heidelberg zur Location wird.
Von Marion Gottlob
Das ist natürlich eine klasse Idee: Passend zur Mannheimer Bundesgartenschau 2023 hat Claudia Schmid ihren neuen Krimi "Blumenfieber" geschrieben. Gut verpackt in eine spannende Verbrecherjagd versorgt die Autorin ihre Leser mit Infos zum Großevent. Im Grunde möchte man sich sofort auf den Weg zur Buga machen, um die Pracht der Blumen zu genießen. Speziell für Heidelberger ist es wunderbar, dass die Stadt mit der berühmten Schlossruine ebenfalls eine Rolle spielt.
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"Eeedelgard! Dein Koffer! Was ist mit dem? Willst du ihn nicht mitnehmen?" Das ruft Norbert seiner Frau nach, als sie schon längst in einer Villa am Fuße des Heiligenbergs von Heidelberg verschwunden ist. Für Norberts Ehefrau soll es der "Sommer ihres Lebens" werden. Die patente Frau hat ein Studium absolviert, später jedoch für die Kinder eine berufliche Pause eingelegt und anschließend eine Stelle als Pfarrsekretärin angenommen. Doch die Pfarrerin legt nun ein Sabbatical-Jahr ein. Edelgard entscheidet sich daraufhin, ebenfalls neue Wege auszuprobieren. Sie möchte auf der Mannheimer Buga 23 in der Buchhandlung "Bücherhimmel" einen Sommer lang aushelfen.
Während also der Mittfünfziger Norbert für seine Frau irgendwie nur das Beste wünscht, hat Edelgard doch immer wieder Sehnsüchte nach mehr Freiheit. Doch keine Sorge, die Ehe der beiden ist nicht in unmittelbarer Gefahr. Norbert wird Edelgard jedes Wochenende besuchen. Nicht nur das, er wird später entscheidend dabei mithelfen, seine Frau wieder aus dem Gefängnis zu holen.
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Doch langsam! Zunächst arbeitet sich Edelgard in den neuen Job als Buchhändlerin mit digitaler Kassenführung ein. Das macht ihr Spaß. Nun kann sie auch ihren Sohn öfter sehen, denn Julian ist nach einem beruflichen Intermezzo in Schweden nach Deutschland zurückgekehrt. Alles paletti? Nicht ganz. Julian erwartet seine Lebensgefährtin Frida aus Schweden zu Besuch. Aber Edelgard mag sie nicht besonders. Ob sie überhaupt eine Frau an der Seite ihres Sohnes dulden würde? Darüber kann man spekulieren.
Doch dann verschwindet Frida spurlos. Als Julian von einem Einsatz für seine Firma in seine Wohnung zurückkehrt, ist Frida samt ihrem Gepäck nicht mehr da. Es ist, als wäre sie nie in Mannheim angekommen. Julian ist sofort alarmiert. Er ist sich sicher, dass Frida etwas zugestoßen ist. So alarmiert er die Polizei. Doch die Beamten können zunächst nicht das Mobiltelefon von Frida orten. Als Fridas Handy endlich gefunden wird, bleibt seine Besitzerin weiterhin unauffindbar. Der Verdacht erhärtet sich, dass hier ein Verbrechen passiert sein könnte. Und Edelgard? Sie genießt es zunächst, die Buga-Besucher zum Kauf von Koch- und Blumenbüchern zu verführen. Nur etwas zögernd kommt sie auf Touren, um nach der vermissten Frida zu suchen. Denn noch ist unklar, ob Frida nicht vielleicht doch Julian einen Denkzettel verpassen wollte, weil er sie gleich nach der Ankunft ohne große Erklärungen allein ließ.
Der Start mag ein wenig langatmig wirken, bis Personen und Örtlichkeiten eingeführt sind. Doch dann entwickelt sich eine rasend spannende Story. Es ist mehr als nur ein "normaler" Kriminalfall. Schmid integriert neueste Kenntnisse über digitale Medien und Cyber-Kriminalität ins Geschehen. Auch Gedanken zum autonomen Fahren werden diskutiert: Wer möchte sich tatsächlich einem Fahrzeug anvertrauen, das durch einen Computer gesteuert wird?
Die Autorin Schmid stammt ursprünglich aus Passau und hat später Germanistik und Betriebswirtschaftslehre an der Mannheimer Universität studiert. Sie schreibt Krimis, Geschichten mit genauestens recherchiertem historischem Ambiente, Reiseberichte, Hörspiele und Theaterstücke. Neben ihren Büchern hat die Ehren-Kriminalkommissarin der Polizei Mannheim-Heidelberg über fünf Dutzend Kurzgeschichten veröffentlicht. Die Redakteurin von "kriminetz.de" und Kommunikationstrainerin übernimmt auch gerne kleine Rollen in Fernsehkrimis. So war sie unter anderem in einem Lena-Odenthal-"Tatort" zu sehen und stand im vergangenen Jahr bei Dreharbeiten für "A happy holiday" auf dem Weihnachtsmarkt in Heidelberg vor der Kamera.
Am Schluss gibt es ein Happy-End. Gefördert wurde der Roman durch ein Stipendium des Wissenschafts-Ministeriums Baden-Württemberg. Michael Schnellbach, Geschäftsführer der Bundesgartenschau, schreibt im Vorwort: "Die Vorstellung, dass Leserinnen und Leser aus ganz Deutschland lesend über unser Ausstellungsgelände wandeln, finde ich faszinierend. Fantasie kennt keine Grenzen. Und so kann auch so etwas Schönes wie eine Bundesgartenschau zum Schauplatz eines Mordes werden… Selbstverständlich nur in der lebhaften Phantasie der Autorin." Vielleicht werden sogar einige Besucher die sympathische Edelgard, quasi die "Miss Marple" der Buga, und ihre Buchhandlung "Bücherhimmel" auf der Bundesgartenschau suchen…
Info: Claudia Schmid: "Blumenfieber. Ein Buga-Krimi. Gmeiner Verlag. 374 Seiten, 18 Euro.
