Sina Ahlers bringt ihren Text "Schamparadies" ein
Gespräch mit der Dramatikerin - "Für eine Serie wäre ich schon zu haben"

Von Volker Oesterreich
Heidelberg. Diesmal geht es nicht um den ersten Preis, sondern darum, zum Kreis der für den Heidelberger Stückemarkt ausgewählten Autorinnen und Autoren zu gehören. Eigentlich hätte das Festival für neue Dramatik am kommenden Wochenende beginnen sollen, doch wegen der Corona-Krise musste es frühzeitig abgesagt werden. Trotzdem werden die sechs für Heidelberg ausgewählten neuen Bühnenstücke vorgestellt: nicht live vor Publikum, sondern als szenische Lesungen im Online-Portal www.nachtkritik.de
Alle eingeladenen Dramatikerinnen und Dramatiker erhalten gleichberechtigt ein Preisgeld in Höhe von 2000 Euro. Ermöglicht hat das der Mäzen Manfred Lautenschläger, der gemeinsam mit dem Heidelberger Theater dafür eintritt, freie Künstler während der Corona-Krise zu fördern. Die RNZ hat mit allen Autoren E-Mail-Interviews geführt.
Heute gibt Sina Ahlers einen Einblick in ihre künstlerische Arbeit. Sie wurde 1990 in Stuttgart geboren, studierte Germanistik und Philosophie in Tübingen und begann ein Masterstudium in Dramaturgie an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg, bevor sie in den Studiengang Szenisches Schreiben an die Universität der Künste in Berlin wechselte. Sie ist Gründungsmitglied des Rohbautheater Kollektivs.
Frau Ahlers, geben Sie uns einen Einblick in Ihre Schreibwerkstatt: Wie entstehen Ihre Stücke?
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Am Anfang steht eine irritierende, überfordernde, dichte Situation. Danach kommt die Recherche zum Irritationsmoment und die Skizze eines Plots. Dann alles vergessen und schreiben, was der Körper hergibt.
Nach Heidelberg wurden Sie mit Ihrem Stück "Schamparadies" eingeladen. Was erzählen Ihre Figuren darin den Theaterbesuchern?
Die Figuren leben prekär. Sie finden weder den richtigen Abstand voneinander, noch die richtige Nähe zueinander. Sie stellen die Frage nach einem Ort, an dem Scham zur Sprache kommt. Und zeigen, wie schön und gefährlich es dort ist.
Sie haben an mehreren Hochschulen studiert. Wie gut kann man denn dort dramatisches Schreiben lernen? Geht das überhaupt? Oder steht das Talent im Vordergrund?
Man kann das Anliegen anderer DramatikerInnen kennenlernen und den eigenen Sound finden. Die DozentInnen richten den Lichtkegel auf ein paar Dinge, und man schaut gemeinsam lange hin. Es tut gut, Menschen zu treffen, für die Schreiben zum Beruf wird.
Kämen für Sie Drehbücher für TV-Produktionen, Serien oder Streaming-Angebote als Alternative zu Theaterstücken in Frage?
Für eine Serie wär ich schon zu haben. Ich schreib gern episodisch. Wir hatten ganz fantastische Drehbuch-Dozentinnen an der Universität der Künste in Berlin.
Wie werkgetreu muss eine Uraufführung sein? Oder anders gefragt: Welche Freiheiten darf, soll oder muss sich ein Regieteam nehmen, wenn ein Text erstmals auf die Bühne gebracht wird?
Wenn Regie und Dramaturgie dem Text auf Augenhöhe begegnen, können sie von mir aus damit machen, was sie wollen.
Info: Die Beiträge der sechs Stückemarkt-Autoren werden ab nächstem Wochenende auf der Online-Plattform www.nachtkritik.de vorgestellt.



