Wiese gemäht

Ex-Nationaltorhüter fliegt aus dem Kader  

08.03.2013 UPDATE: 08.03.2013 07:40 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Babbel: "Es gibt kein Problem. Fertig!"

Ex-Nationaltorhüter fliegt aus dem Kader

Das größte Missverständnis seit 1899 hat die TSG Hoffenheim beseitigt: Ex-Nationaltorhüter Tim Wiese, 31, erhält seit Donnerstag nur noch Einzeltraining, außerhalb der regulären Übungsstunden, abseits vom Rest der Klassenkämpfer. "Das ist die logische Konsequenz aus der Addition der Vorfälle", erklärte Cheftrainer Marco Kurz die Isolationsmaßnahme.

Ein trauriger Fall. Seit Wiese, Großverdiener in Hoffenheim mit rund drei Millionen Euro Jahresgehalt, erst sein Kapitänsamt abgeben musste und dann zur Nummer drei degradiert wurde, verhielt sich der Rheinländer besonders närrisch. Auf einem Rosenmontagsball in Neckarsulm wurde Wiese, verkleidet als Sträfling, von Polizeikräften des Saales verwiesen; zwei Wochen später tobte er sich im Business-Club der Mannheimer SAP Arena während eines Handballspiels der Rhein-Neckar Löwen in bierfreudiger Stimmung aus. Und gar nicht lustig fand Coach Kurz, dass Wiese bei einem stundenlangen Lauftraining im Anschluss der schlimmen 1:2-Niederlage in Augsburg seine Hände tief in den Hosentaschen vergraben hatte und Runden drehend den Eindruck vermittelte, er sei Mitglied einer Thekenmannschaft ...

Soviel Unfug konnte die sportliche Leitung nicht mehr tolerieren – nicht in dieser bedrohlichen Situation, inmitten der großen Krise, angesichts des Abgrundes: Die Zweite Liga ist näher gerückt seit der Winterpause mit nur vier Punkten (und vier Toren) in sieben Spielen. Und schlimmstenfalls droht den Hoffenheimern an diesem Samstag sogar das Abrutschen auf den letzten Tabellenplatz – sollte man bei "Schlusslicht" SpVgg Greuther Fürth verlieren. Marco Kurz weiß natürlich um die Bedeutung des "Abstiegsendspiels" im Fränkischen: "Wir benötigen unbedingt die drei Punkte!" Weil die Kraichgauer mittlerweile den Ligaverbleib nicht mehr aus eigenem Vermögen schaffen können und der Relegationsrang schon fünf Punkte entfernt ist, blicken sie jetzt schärfer auf das Tun und Treiben der Konkurrenz. Ganz genau schauen die Hoffenheimer heute Abend in den Fernseher, wenn der FC Augsburg seine Erfolgsserie gegen den 1. FC Nürnberg ausbauen möchte. "Wir müssen auf Fehler von Augsburg hoffen", gibt 1899-Trainer Kurz zu. "Augsburg sollte nicht erfolgreich sein."

Es gibt nicht mehr viele Experten im Bundesliga-Land, die den Hoffenheimern den Ligaverbleib zutrauen. Zu chaotisch verlief diese Schreckenssaison, haarsträubend planlos war die Personalpolitik in der jüngeren Vergangenheit. "Dramatisch" hat Ralf Rangnick die Entwicklung bei seinem Ex-Klub genannt, der Bild-Zeitung sagte er, "dass Hoffenheim direkt abzusteigen droht." Rangnick, 54, hatte 2007 die TSG in die Zweite Liga geführt, war Baumeister der sensationellen Halbzeitmeisterschaft 2008 in der Bundesliga, ehe er am Neujahrstag 2011 dem Verein im Disput mit Mäzen Dietmar Hopp "adieu" gesagt hat.

Rangnick, jetzt Sportdirektor von Red Bull Salzburg und RB Leipzig, hat seine eigene Meinung behalten, behauptet jetzt: "Der Abstieg ist für Hoffenheim eine Chance, zu den Wurzeln zurückzukehren. 1899 war immer dann erfolgreich, wenn an der Philosophie, vor allem mit jungen Spielern zu arbeiten, festgehalten wurde. Diesen Weg hat man zuletzt leider verlassen." Rangnicks Urteil stieß gestern bei 1899-Manager Andreas Müller auf wenig Verständnis: "Ich kann überhaupt nichts Positives sehen am Abstieg", sagte er und vermutete "Störfeuer von links und von rechts". Müller trotzig: "Wir werden uns bis zum letzten Atemzug gegen den Abstieg stemmen."

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