Der Feuerwehrgerätehaus ist ein Ausnahmefall in jeder Beziehung
Eberbachs größte Investition seit der Gymnasiumssanierung rückt nur wenig wahrnehmbar dem Normalbetrieb entgegen.

So menschenleer wie auf diesen Aufnahmen ist die Baustelle des Eberbacher Feuerwehrgerätehauses zwar nicht, aber während des Baustellenbetriebs wie auch im Anschluss nach Fertigstellen des Gesamtgebäudes gilt für die Feuerwehr, dass wegen der Pandemie vorerst niemand Fremdes hinein darf. Foto: Hüll
Von Felix Hüll
Eberbach. Es riecht nach Farbe, und man hört Bohrhammergeräusche, wenn man durch die Glastür neben den knallroten Sichtstreifen an der ansonsten grau gestrichenen Güterbahnhofsstraßenfassade tritt. Beim Feuerwehrgerätehaus-Umbau beherrschen nicht mehr Bagger, Rüttler und Lkw das Bild der Baustelle, sondern die Arbeitswerkzeuge kleinerer Gewerke. An ihnen wird aktuell fleißig im Innenausbau gearbeitet.
"Wir liegen im Zeitplan", bekräftigen Eberbachs Bauamtsleiter Detlef Kermbach und Feuerwehrkommandant Markus Lenk bei einer Vor-Ort-Stippvisite.
"Wenn es nicht wegen des Wiederanstiegs der Coronazahlen Ausfälle bei den Handwerksbetrieben gibt, rechnen wir mit Fertigstellen wie vorgesehen bis Mitte Dezember, also bis Weihnachten."
Aktuell arbeiten verschiedene Firmen an der Endinstallation im Elektrobereich und an der Beleuchtung in den Innenräumen. In den Sanitärbereichen geht es etwa um Fliesenarbeiten oder das Anbringen von Waschbecken sowie weitere Malerarbeiten.
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Gegen Ende November geplant ist der Bezug der künftigen Einsatzzentrale. Seit Februar ist die Feuerwehr ja in einem abgetrennten kleineren Hallenteil untergebracht und fährt von dort aus ihre Einsätze. Zur Baustelle hin ist dieser Aktivenbereich durch eine provisorische Staub- und Feuerschutzwand abgetrennt. "Wir hatten ja von Anfang an geplant, dass der Umbau bei gleichzeitigem Aufrechterhalten der Einsatzbereitschaft vonstatten geht", erläutert Kommandant Lenk. "Und das ist uns bisher auch gut gelungen.".
Sobald im restlichen größeren Hallenteil die Um- und Ausbauarbeiten abgeschlossen sein werden, ziehen die Einsatzfahrzeuge in diesen Teil. Das bisherige Einsatzquartier wird fertiggestellt und danach die Trennwand entfernt. Weil die Feuerwehr zur "kritischen Infrastruktur" rechnet, gelten unter den Pandemiebedingungen zusätzliche Vorkehrungsmaßnahmen.
So ist im Einsatzbereich der Zugang streng geregelt; Feuerwehrfremde haben gar keinen Zutritt. Dies wird sich auch über den Zeitpunkt der Übernahme des fertiggestellten Feuerwehrgerätehauses im regulären Dienstbetrieb nicht ändern – etwa um eine offizielle Übergabe oder gar eine Einweihungsfeier mit Tag der offenen Tür abzuhalten.
Das bedeutet, dass Eberbachs größtes Einzelinvestitionsvorhaben seit dem Sanierungsgebiet Neckarstraße und dem Gymnasium sozusagen beinahe unbemerkt in den Alltagsbetrieb übergehen wird, bis es die Pandemie-Lage wieder zulassen wird, an größere öffentliche Zusammenkünfte überhaupt wieder denken zu können.
Aktuell liegt das Projekt weiter im finanziellen Rahmen von unter sieben Millionen Euro. Zwar werde erst die Schlussabrechnung zeigen, wie weit man von der ursprünglichen Kostenberechnung abweiche (aktuell geht man von drei bis fünf Prozent aus), aber die größten "Ausreißer" ergaben sich bei den Rohbauarbeiten mit zweimal rund 100.000 Euro.
Gleichzeitig kalkuliert die Stadt eine Einsparung von drei Prozent Mehrwertsteuernachlass zu der seitherigen Annahme von 6,9 Millionen Euro Projektkosten hinzu. So zeichnet sich ab, dass Eberbachs Feuerwehrgerätehausum- sowie -neubau ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnliches Bauprojekt darstellt: erst hat es lang auf sich waren lassen, es gab einen Holperstart und jetzt die einzigartige Situation im Umgang mit der Infektionsgefahr.
Nach langem Warten und Hoffen hatten im Juli 2015 die ersten Beratungen zum Konzept im Gemeinderat begonnen, fiel im April 2017 der Grundsatzbeschluss für ein damals auf 4,5 Millionen Euro taxiertes Vorhaben, das 2018 erst auf 5,5 Millionen und dann auf 6,42 Millionen Euro hochgesetzt wurde.
Nach den Abrissarbeiten des THW-Gebäudes und am Altbau im März 2019 und dem Spatenstich im April gab der erste Auftragnehmer Firma Wenzel aus Mannheim den Auftrag zurück. Knapp zwei Monate später folgte die Rohbau-Auftragsvergabe an Firma Streib, die den Zeitverlust wieder aufholen konnte.
Trotz des Lockdowns nach der ersten Corona-Infektionswelle im Frühjahr dieses Jahres kam es bislang zu keinen außergewöhnlichen Verzögerungen im Arbeitsablaufplan.
Weil man keine sicheren Aussagen über das weitere Infektionsgeschehen und die dadurch hervorgerufenen Maßnahmen treffen kann, muss vorerst offen bleiben, wann Eberbach sein neues Feuerwehrgerätehaus feierlich in Dienst stellen und der Öffentlichkeit vorführen kann. Nur so viel scheint Feuerwehrkommandant Lenk sicher: "2020 ist da nicht daran zu denken."