Sperrung des "Langen Angers" wird wieder aufgehoben
Antrag auf Rechtsschutz hatte Erfolg - Stadt will langfristig Autos verbannen

Von Holger Buchwald
Heidelberg. Nach einem mehrmonatigen Streit um die Sperrung der Straße "Langer Anger" in der Bahnstadt wird diese nun wieder für den Verkehr geöffnet. Damit konnte sich der CDU-Ortsverband und eine Anwohnerinitiative vorläufig gegen die Stadt Heidelberg durchsetzen.
Viele Autofahrer nutzten den Langen Anger in der Vergangenheit als Durchfahrtstraße in Richtung Pfaffengrund. Um den Kindern der Bahnstadt einen sicheren Übergang in die Schule zu gewähren, wollte die Stadt diesem Schleichverkehr ein Ende setzen. Im Rahmen des stadtweiten Sicherheitsaudits sollten dort versenkbare Poller installiert werden. Vorläufig wurde die Straße mit Bauzäunen abgesperrt. Da diese aber immer wieder von Autofahrern auf die Seite gestellt oder umfahren wurden, ließ die Stadt Anfang April am Gadamerplatz Betonelemente aufstellen.
Nur wenige Wochen später sind diese nun wieder abgebaut. Denn bereits kurz nach der Sperrung hatten Anwohner diese scharf kritisiert und im September letzten Jahres eine Online-Petition gegen die Maßnahme gestartet. "Die Sperrung der Straße schränkt die Lebensqualität der Anwohner unangemessen stark ein", kritisierte die CDU in der Bahnstadt, die die Petition unterstützte: "Es entstehen massive Umwegfahrten und damit unnötige Umwelt- und Verkehrsbelastungen. Die westliche Bahnstadt wird durch die Sperrung infrastrukturell abgehängt." Zu diesem Zeitpunkt war die Parallelstraße "Grüne Meile" noch gesperrt. Sie wurde erst Anfang April für den Verkehr freigegeben.
Zwar gibt es nun eine Umfahrungsmöglichkeit. Trotzdem hatten die Anwohner mit ihrer Klage auf einstweiligen Rechtsschutz Erfolg. "Mit dem Beginn der Baustelle an der Pfaffengrunder Terrasse werden die Absperrungen im Langen Anger auf Höhe des Gadamerplatzes aus rechtlichen Gründen entfernt", meldete die Stadt gestern in ihrem täglichen Pressedienst. Ein Fahrstreifen werde für den Verkehr in beide Richtungen geöffnet, dort gelte Schritttempo. Der andere Fahrstreifen werde für die Baustelleneinrichtung an der Pfaffengrunder Terrasse genutzt.
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Absperrungen sollen verhindern, dass Fußgänger, insbesondere Schulkinder, im direkten Umfeld der Baustelle die Straße überqueren. Für sie werden im Bereich der Bautzenstraße und westlich der Da-Vinci-Straße sichere Querungsmöglichkeiten eingerichtet. Eine Fußgängerampel sei vorerst nicht geplant. Und noch einen Punkt betont die Stadt: Für die Zukunft sei geplant, den Langen Anger an dieser Stelle wieder für den Verkehr zu sperren. Dort solle ein Bereich für Fußgänger und Radfahrer eingerichtet werden. Wie das rechtlich möglich sei, werde von den städtischen Ämtern geprüft.
Unterdessen feiert die CDU Bahnstadt die vorläufige Wiederöffnung des Langen Angers als Erfolg und "gute Nachricht". Das Thema müsse nun wieder in den gemeinderätlichen Gremien behandelt werden, forderte der Vorsitzende des Ortsverbandes, Till Menke. Und die Gegner der Vollsperrung werden auf der Seite der Online-Petition aufgefordert, bei den Beratungen Präsenz zu zeigen: "Wir laden Sie herzlich ein, zu diesen öffentlichen Sitzungen zu kommen. Diese werden frühestens nach Wegfall der corona-bedingten Beschränkungen stattfinden können. Ort und Zeit werden wir bekannt geben, sobald diese feststehen." Der Lange Anger sei aus Sicht der CDU Bahnstadt keine "Rennstrecke" gewesen, wie von den Befürwortern der Sperrung behauptet. Die Fußgängerampel dort habe einen sicheren Übergang ermöglicht.