Durchfahrtsverbote, Zebrastreifen, Mittelinseln

So macht Heidelberg den Schulweg sicherer

Zum Beginn des Schuljahres - Tödlicher Unfall wirkt nach

06.09.2019 UPDATE: 07.09.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Mit solchen Plakaten machten Eltern 2016 rund um die Landhausschule in der Weststadt auf das Thema Verkehrssicherheit aufmerksam. Dort gibt es den größten verkehrsberuhigten Bereich Heidelbergs. Foto: Rothe

Von Holger Buchwald

Heidelberg. Wenn am nächsten Mittwoch wieder die Schule beginnt und am Samstag knapp 1300 Erstklässler eingeschult werden, ist eines jetzt schon klar: Der Straßenverkehr für Kinder ist in den letzten Jahren in Heidelberg Stück für Stück ein bisschen sicherer geworden. Das liegt vor allem am Sicherheitsaudit, das die Stadt nach dem tödlichen Unfall eines Grundschülers in der Theaterstraße im Januar 2016 ins Leben gerufen hat.

Alle Schulwege werden seitdem systematisch nach Gefahrenstellen untersucht und Stück für Stück verbessert. Thomas Raab und Nico Rathmann vom städtischen Amt für Verkehrsmanagement berichteten im Gespräch mit der RNZ, was in nächster Zeit in Heidelberg ansteht.

> In der Bahnstadt wird bereits ab Montag die Durchfahrt für Autos im Langen Anger auf Höhe des Gadamerplatzes komplett gesperrt. In Höhe der Einmündungen Da-Vinci-Straße und Galileistraße werden provisorische Absperrungen aufgestellt, langfristig sind hier Poller geplant. Auf dem Platz liegt das Bildungs-, Betreuungs- und Bürgerhaus B3. Rund 150 Kinder besuchen hier aktuell die Grundschule

> Mehr als 20 Mitarbeiter des Gemeindevollzugsdienstes sind ab Montag, 16. September, in der Umgebung der Grundschulen unterwegs. Sie kontrollieren dabei nicht nur Falschparker, die zu nah an Kreuzungen oder Fußgängerüberwegen parken, sondern gehen auch gezielt auf Erstklässler und ihre Eltern zu, zeigen den Schulanfängern, wie sie gefahrlos Zebrastreifen oder Drückampeln nutzen können. Die Ordnungshüter sprechen auch Mütter und Väter an, die ihren Nachwuchs mit dem Auto zur Schule bringen und dabei sicht- oder verkehrsbehindernd parken.

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> "Hol- und Bringzonen" an Schulen sollten eingerichtet werden, fordert Raab: "Wir hoffen, dass das Verkehrsministerium ein entsprechendes Hinweispapier herausgibt." Die Wieblinger Waldorfschule hat bereits einen Firmenparkplatz angemietet. Die Stadt sorgt jetzt für einen Durchgang und eine Querungshilfe zur Schule. "Das ist dort aber relativ kompliziert", so Rathmann. Apropos Elterntaxi: Dies ist in Heidelberg im Vergleich zum Bundesdurchschnitt, wo 30 Prozent der Eltern ihre Töchter und Söhne zur Schule fahren, ein geringeres Problem. Die stadtweite Elterntaxi-Quote liegt laut Raab bei 15 Prozent. An den privaten Schulen mit einem größeren Einzugsgebiet liege sie allerdings bei 60 bis 90 Prozent.

> In drei Stadtteilen stehen noch Ortsbegehungen rund um die Schulen aus: im Emmertsgrund, auf dem Boxberg und in der Bahnstadt. Bis Ende des Jahres soll alles abgeschlossen sein. Dann soll auch für die Altstadt der erste Prototyp eines digitalen Kinderwegeplans online gehen, in dem auch aktuelle Baustellen und Umleitungsempfehlungen für Fußgänger berücksichtigt werden können.

> Neue Zebrastreifen sind auch in Tempo-30-Zonen möglich, seitdem das Verkehrsministerium dies genehmigt hat. Solche Querungshilfen werden aktuell im Langen Anger, in der Schwetzinger Straße und in der Felix-Wankel-Straße geprüft.

> Neue Mittelinseln sind im Stückerweg, in der Karlsruher Straße/Höhe Herrenwiesenstraße, der Bürgerstraße und im Bieth geplant. Sie erleichtern den Kindern, breite Straßen zu überqueren. In der Achim-von-Arnim-Straße wird das Parken umgestaltet, in der Fabrikstraße sollen Poller verhindern, dass Lastwagen über Gehwege fahren. Neue Dialog-Displays im Wieblinger Weg, im Gutleuthofweg, Kranichweg und in der Sandhäuser Straße zeigen den Autofahrern an, wenn sie zu schnell unterwegs sind. Ein Lob spricht Rathmann in diesem Zusammenhang den Kinderbeauftragten aus: "Das Sicherheitsaudit ist kein Prozess im stillen Kämmerlein." Daher sei die Stadt auf die Rückmeldung aus den Stadtteilen angewiesen, wie all die neuen Maßnahmen wirken.

Solche "kleinen Heidelberger" werden aufgestellt. Foto: Stadt

> Mit den "kleinen Heidelbergern", Kinderfiguren, die am Straßenrand aufgestellt werden, um die Aufmerksamkeit von Autofahrern zu erhöhen, geht die Stadt neue Wege. Ende September wird die erste der 1,50 Meter großen Figuren in der Klingentorstraße in der Altstadt aufgestellt.

Ort des Geschehens

> An sinkenden Unfallzahlen könne man den Erfolg des Sicherheitsaudits noch nicht ablesen, betont Raab. Dafür sei es zu früh. Aber, es habe in Heidelberg einen Paradigmenwechsel gegeben: "Die Sicherheit im öffentlichen Raum hat plötzlich oberste Priorität, weit vor dem fließenden Verkehr oder stadtgestalterischen Überlegungen. Und dieser Konsens wird von einer breiten Mehrheit getragen."

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