Stadt erstellt Konzept für Sirenennetz
Nach zwei Katastrophenszenarien im Februar: Jetzt geht es um die Kosten. Dient Mannheim dabei als Vorbild?

65 solcher Sirenen hat Mannheim im Jahr 2017 im ganzen Stadtgebiet installiert. Foto: vaf
Von Sebastian Riemer
Heidelberg. In Heidelberg könnte es bald wieder ein Sirenennetz geben. Die Stadt hat jetzt ein Planungsbüro beauftragt, ein Konzept für den Aufbau eines solchen Warnsystems zu erstellen. Die über das ganze Stadtgebiet verteilten Sirenen würden dann im Katastrophenfall Alarm schlagen, um die Bevölkerung zu warnen. Genauere Infos, was überhaupt los ist, müssten die Bürger sich aber immer noch anderweitig holen, etwa im Radio oder im Internet.
Das Büro soll berechnen, wie viele Sirenen erforderlich wären, um das bebaute Stadtgebiet flächendeckend beschallen zu können. Mitgeliefert werden soll dabei auch der Gesamtpreis, den Heidelberg für ein solches Netz ausgeben müsste. Das Standortkonzept, für welches das Büro 20.000 Euro veranschlagt, dient der Stadtverwaltung und dem Gemeinderat dann als Grundlage bei der weiteren Entscheidung, ob ein Sirenennetz aufgebaut werden soll.
CDU und "Linke" hatten - unabhängig voneinander - im Februar beantragt, die Einrichtung eines Sirenennetzes zu planen. Einstimmig hatte der Haupt- und Finanzausschuss im April grünes Licht gegeben, sodass die Stadt nun ein externes Büro mit der Planung betrauen konnte.
Die Diskussion war im Februar aufgekommen, weil es damals binnen fünf Tagen gleich zu zwei Ausnahmesituationen gekommen war - die sich jeweils nach einigen Stunden als harmlos entpuppten. Zunächst hatte es am 2. Februar einen Chemie-Unfall früh morgens um 5.50 Uhr bei der Firma Rematec in Wieblingen gegeben. Eine Qualmwolke zog über Heidelberg, die Bewohner waren angehalten, die Fenster zu schließen. Nur: Als es gegen 10 Uhr Entwarnung gab (die Wolke war nicht gesundheitsgefährdend), waren viele Heidelberger gerade erst aufgestanden - und hatten von der potenziellen Gefahr nichts mitbekommen.
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Ganz ähnlich war es fünf Tage später beim Trinkwasser-Notstand, als plötzlich leicht bläuliches Wasser aus den Leitungen kam. Auch hier erfuhren einige erst von der Warnung, das Wasser besser nicht zu trinken, als diese schon wieder aufgehoben war.
Für solche Fälle - aber auch bei Extremwetterlagen oder Terroranschlägen - sieht die Stadtverwaltung ein Sirenennetz als grundsätzlich sinnvoll an. "Es könnte die derzeit bestehenden Warnmöglichkeiten der Stadt Heidelberg ergänzen", heißt es in einer Pressemitteilung.
Bisher wird in Katastrophenfällen über das Radio, die Warn-Apps "Nina" und "Katwarn", im Internet oder - wie beim Trinkwasser-Notstand - auch mit Lautsprecherdurchsagen der Feuerwehr gewarnt.
Noch bis Anfang der 90er Jahre war in Heidelberg das alte Alarm-Sirenennetz der Nachkriegszeit in Betrieb - mit damals 95 Sirenen. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatte der Staat es im ganzen Bundesgebiet installiert - und zwar nur für den Luftschutz. Mit der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges änderte sich die Sicherheitslage, der Bund gab das Netz auf und überließ es den Kommunen gratis. Doch Heidelberg betrieb das Netz nicht auf eigene Kosten weiter, sondern baute es ab - wie die meisten Städte.
Die Nachbarstadt Mannheim hat bereits 2017 ein komplett neues Netz mit 65 Sirenen aufgebaut. Gekostet hat das rund 1,54 Millionen Euro. Dazu kommen rund 40.000 Euro Unterhaltskosten pro Jahr.