RNZ-Leser wollen Sirenen zurück
Klare Tendenz der Facebook-User bei Katastrophenszenarien - "Eckhard, die Russen sind da"

Die tellerförmigen Sirenen kennen viele Heidelberger noch: Bis in die 90er standen 91 von ihnen über die Stadt verteilt. Foto: dpa
Heidelberg. (rnz/mare) Chemie-Unfall bei der Wieblinger Firma Kluthe. Trinkwasserverunreinigung in Heidelberg und Dossenheim. In wenigen Tagen haben sich gleich zwei Krisenszenarien abgespielt. Ein großes Thema dabei: Die Art und Weise, wie die Bevölkerung vor den Gefahren gewarnt wurde - insbesondere, da bei erstem Fall die Katastrophen-Warnapp Nina nicht die beste Figur abgab. Deshalb wurden nun auch Forderungen nach alternativen - manche würden sagen alten - Warnwegen laut.
"Sirenen bei Katastrophenalarm - wie steht ihr dazu?", haben wir die RNZ-Leser auf unserer Facebook-Seite gefragt. Und die haben sehr zahlreich geantwortet. Ein Überblick:
"Es gibt noch Menschen ohne App! Ohne Smartphone!", argumentiert ein User. "Auch wenn sich manche Leute ein Leben ohne diese Nervensägen nicht mehr vorstellen können." Er plädiert pro Sirenen: "Es war schon immer verantwortungslos, die vorhandenen Sirenen zu demontieren, weil ihre Pflege zu ,aufwendig' war. Auch ohne Krieg und Bomben können sie lebenswichtig sein."
Ein anderer RNZ-Leser sieht Apps nicht ganz so negativ. Aber auch er ist für Sirenen. Seine Begründung: "Da im Katastrophenfall mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Handynetze beeinträchtigt sind und die Meldungen hier ja nicht über das datensparsame Cellbroadcast, sondern über ganz normales Internet verbreitet werden, sehe ich Sirenen als absolut notwendig."
Dieses Argument sieht auch ein anderer Leser: "Wie oft sind die Handynetze überlastet und kein Empfang mehr möglich", schreibt er. "Oder werden bei Terrorgefahr gar abgeschaltet."
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Dem schließt sich ein anderer User an: " Sirenen werden garantiert wahrgenommen und sind daher ein hilfreiches Instrument zur Warnung der Bevölkerung." Warnungen per App, so sein Argument, seien sinnvoll. Aber: "Können aber ignoriert oder einfach nicht wahrgenommen werden."
Eine klare Tendenz pro Sirene zeichnet sich ab. Weitere Meinungen dazu: "Finde ich gut, es gibt nichts schnelleres beziehungsweise lauteres als Sirenen!", "Das sind die Momente, wo ich froh bin, dass die bei mir in der Heimat nie abgebaut wurden und sich die Diskussion deswegen nicht stellt", "Wenn wirklich was erwähnenswertes unterwegs gewesen wäre, dann wären Sirenen nicht falsch gewesen", "Es soll auch alte Menschen geben, die kein Handy haben und auch gewarnt werden sollten (mit Sirenen zum Beispiel)", "Ein Muss", meint abschließend ein User.
Eine weitere Nutzerin hält ein Miteinander von Sirene und App für sinnvoll. Sie argumentiert: "In der Nacht wären Sirenen besser, da dann die meisten ihre Handys ausgeschaltet haben." Tagsüber seien die Infos per App aber schon sinnvoller als reine Sirenenwarnung. Dem stimmt eine andere Userin zu: "Ich mache mein Smartphone nachts aus. Katwarn geht auch so nicht immer."
Es gibt aber auch Meinungen, die klar zum App-System stehen: "Es gibt keine bessere und schnellere Möglichkeit um Menschen zu erreichen. Genauere Infos kann man dann über das Internet oder Radio bekommen", schreibt ein RNZ-User. Eine weitere Ansicht: "SMS für alle in den betroffenen Zellen ... Verbindliche und aktuelle Katwarn/Nina-Meldungen ... Lieber als Sirenen."
Von Sirenen hält dieser User nichts: "Sirenen brauchen wir nicht mehr." Sein Argument: "Panik ohne Angaben von Gründen wird dadurch verursacht, da sind selbst Lautsprecher sinnvoller."
Manche Leser sind schließlich der Meinung, dass die Sirenen im digitalen Zeitalter Relikte seien. "In der heutigen Zeit,muß sowas abgebaut werden, stammt das doch aus den üblen alten Zeiten!", schreibt ein User. Oder: "Oje ... die Dinger klingen so nach Atomalarm." Besser, hält ein Nutzer entgegen, als gar kein Alarm.
So bleibt als Resümee: Viele Nutzer wünschen sich die Rückkehr der Sirenen. Vielleicht auch, weil da so manche nostalgische Erinnerung aufkommt. Kennt noch jemand "Werner"? Ein User bringt Brösels Comic verschmitzt ins Spiel beim Gedanken an jene "alte Zeit": "Eckhard, die Russen sind da!"