Sirenennetz

Warnt Mannheim seine Bürger besser?

Nachbarstadt hat neues Sirenennetz aufgebaut - Das wünschen sich auch viele für Heidelberg - Politik diskutiert im April darüber

26.02.2019 UPDATE: 28.02.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden

65 solcher Sirenen stehen über ganz Mannheim verteilt. Seit Sommer 2017 können sie im Ernstfall die Bürger warnen. Foto: vaf

Heidelberg. (rie) Nach dem Chemie-Unfall in Wieblingen und der Trinkwasser-Warnung wünschen sich viele Heidelberger ein Sirenennetz zur Warnung bei Katastrophen zurück - so wie es das früher gab. Mannheim hat aber längst so etwas. Die RNZ beantwortet die wichtigsten Fragen rund um Sirenen:

Wieso hat Mannheim wieder ein Sirenennetz aufgebaut? Nach einem Lagerhallenbrand auf der Parkinsel in Ludwigshafen im Sommer 2013 kam der Ball ins Rollen. Im Mai 2014 stimmte der Sicherheitsausschuss des Gemeinderats einstimmig für ein Sirenennetz. Im Sommer 2017 gingen die 65 Sirenen in Betrieb. Sie sind über die ganze Stadt verteilt. 53 stehen auf Dächern, 12 auf Masten. Bei 38 der Sirenen haben private Grundstücksbesitzer ihre Fläche oder ihr Dach bereitgestellt.

Wie hoch sind die Kosten? Die Installation der Sirenen inklusive der Planungen kostete 1,35 Millionen Euro. Mannheimer Unternehmen - etwa aus der chemischen Industrie - übernahmen davon 400.000 Euro. Da das Sirenennetz noch in der Gewährleistung ist, gibt es noch keine laufenden Kosten. Ein Wartungsvertrag wird erst ab Mitte 2019 ausgeschrieben. Mannheim rechnet mit grob 40.000 Euro Unterhaltskosten pro Jahr.

Wie funktioniert die Sirenen-Warnung? Bei einer Katastrophe kann von der Leitstelle der Feuerwehr aus Alarm in der ganzen Stadt ausgelöst werden, aber auch stadtteilbezogen: Dafür gibt es 26 Bereiche. Die Sirenen heulen dann rund eine Minute lang, der Ton schwellt immer wieder auf und ab. Hören Bürger den Alarm, ist das für sie das Signal, sich per Radio, Internet oder bei Bekannten zu informieren, was los ist. An alle Haushalte wurde eine Broschüre mit Verhaltenshinweisen im Notfall verteilt.

Welche Zwischenbilanz ziehen die Mannheimer? Die Sirenen mussten noch nicht im Ernstfall eingesetzt werden, es gab nur zwei Probealarme. Mannheims Sicherheitsdezernent Christian Specht sagt: "Der Großbrand im Sommer 2013 hat gezeigt, dass sich Gefahrenlagen nicht nur auf ein abgegrenztes Stadtgebiet beziehen." Deshalb wünscht er sich auch, dass die gesamte Rhein-Neckar-Region mit einem einheitlichen Warnsystem ausgestattet wird.

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Was sagt die Heidelberger Politik? Die Fraktionen von CDU und Linke/Piraten haben unabhängig voneinander beantragt, in Heidelberg ein Sirenennetz aufzubauen. Zwei weitere große Fraktionen - Grüne und SPD - stehen dem Vorhaben verhalten positiv gegenüber. Die Grünen bezeichnen ein Sirenennetz als "sicherlich sinnvoll", sehen aber einen möglichen Nachteil darin, dass es teurer sein könnte als mögliche Alternativen. Deshalb wollen sie die Verwaltungsvorlage abwarten - und dann darüber diskutieren. Die SPD befürwortet ein Sirenennetz grundsätzlich, will "aber auch neue, zukunftsfähige Warnsysteme" prüfen. Bei einem Vor-Ort-Termin informierte sich die SPD-Fraktion am Montag in Mannheim über das Sirenennetz. Ihre beiden Stadträte Karl Emer und Mathias Michalski sind spätestens seitdem große Freunde dieses Systems, das sie als "Vorbild für Heidelberg" bezeichnen. Michalski meint: "Man kann die Leute nicht effizienter warnen." Alle Alternativen erreichten zu wenige Leute und die Informationen in sozialen Medien seien oft widersprüchlich.

Wie geht es jetzt weiter? Die Anträge von CDU und Linke/Piraten werden voraussichtlich erstmals am 10. April im Haupt- und Finanzausschuss beraten. Entscheiden die Stadträte, ein Konzept für ein Sirenennetz zu beauftragen, müsste dafür ein externes Planungsbüro beauftragt werden. "Eine Zeitschiene, wann ein Konzept vorliegen kann, lässt sich zu diesem früheren Zeitpunkt noch nicht benennen", sagt ein Stadtsprecher auf RNZ-Anfrage.

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