So wird das neue Hospital-Gelände aussehen
Ehemalige US-Fläche ist seit 1. März im Besitz der Stadt - Erste Abrissarbeiten beginnen im April - Ein Überblick über die Pläne

Die fast zehn Hektar große Hospital-Fläche liegt im Süden Rohrbachs neben dem Quartier Hasenleiser. Die US-Armee unterhielt dort bis 2013 ihr Krankenhaus, in den nächsten Jahren soll das Areal vor allem zum Wohngebiet umgebaut werden. Foto: Klaus Venus/RNZ-Repro
Von Denis Schnur
Heidelberg. Auf den ehemaligen Kasernenflächen in der Südstadt herrscht schon reges Treiben: Erste Bewohner sind eingezogen, an allen Ecken und Enden wird gebaut. Und jetzt geht es auch im Süden Rohrbachs los: Das Hospital-Gelände, auf dem die US-Armee bis 2013 ihr Krankenhaus betrieb, gehört seit 1. März der Stadt. Schon im April stehen die ersten Abrissarbeiten an, in den nächsten Jahren sollen hier vor allem Wohnungen entstehen - insgesamt über 600 Stück, die meisten in Neubauten.
Für 40 Prozent der Wohneinheiten wird die GGH ihr innovatives Konzept umsetzen, nach dem die Warmmiete nicht mehr als 30 Prozent des Nettoeinkommens der Bewohner betragen wird. Daneben finden auf der 9,3 Hektar großen Fläche aber auch ein selbstverwaltetes Wohnheim, ein Schulzentrum und eine große Grünfläche Platz. "Ein sehr rundes Konzept", findet Oberbürgermeister Eckart Würzner. Die RNZ gibt einen Überblick über die aktuellen Pläne:
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1. Das Wohnheim: Das selbstverwaltete Wohnheim Collegium Academicum (CA) wird als Pionier auf das Gelände ziehen - vermutlich Ende 2020. Neben einem der wenigen Bestandsgebäude, die erhalten bleiben, errichten die jungen Menschen zwei Neubauten. Dazu wird das bisherige Krankenhausgebäude in der Mitte des Areals abgerissen - schon im April. Im Sommer starten dann die Arbeiten an dem viergeschossigen Neubau komplett aus Holz. Langfristig sollen etwa 200 Studenten, Doktoranden und Auszubildende in dem Wohnheim leben - für 300 Euro Warmmiete im Monat.
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2. Das Pförtnerhäuschen: Den Zugang von der Karlsruher Straße kennen viele vermutlich vom Vorbeifahren. Hinter dem großen Schild "Nachrichtenkaserne" steht ein kleines Pförtnerhäuschen, das erhalten wird. Die städtischen Planungen sehen darin ein Café vor, die Verantwortlichen des CA würden es gerne betreiben.
3. Das Quartierszentrum: Im Süden soll der Hauptplatz des neuen Quartiers entstehen. "Das künftige Herz", nannte Baubürgermeister Jürgen Odszuck den Platz bei einem Rundgang am Mittwoch. Neben Theater (7) und Sporthalle (6) wird ein großer urbaner Platz entwickelt. Bäume sollen hier im Sommer Schatten spenden. Auf der "multifunktionalen Fläche" können laut Odszuck auch Märkte oder Stadtteilfeste veranstaltet werden. Daneben entsteht ein Wohngebäude, in dessen Erdgeschoss Geschäfte und Dienstleister vorgesehen sind.
4. Die Grünfläche: Mit rund 7000 Quadratmetern bekommt das neue Quartier eine Grünfläche, die "exakt einem Bundesliga-Fußballfeld entspricht", so der Baubürgermeister - und zwar dort, wo sich bislang der Hubschrauberlandeplatz und Parkplätze befinden. Damit solle ein Bereich entstehen, "wo man sich auch mal zurückziehen kann", ein "grünes Wohnzimmer" nicht nur für die künftigen Bewohner des Hospitals, sondern für alle Rohrbacher und Heidelberger. In dem Park soll man neben Wiesen, wo man sich "auch mal auf’s Handtuch legen und die Seele baumeln lassen kann" (Odszuck) auch Bäume, Wege und ein Wasserspiel finden.
5. Das Parkhaus: Hospital soll ein "autoarmes" Wohngebiet werden, im Inneren soll es kaum motorisierten Verkehr geben. Stattdessen verschwinden die meisten geparkten Autos in der Quartiersgarage im Süden, in der 250 Stellplätze vorgesehen sind, sowie in einigen Tiefgaragen. Gleichzeitig werden Fuß- und Radverkehr gefördert: etwa mit breiten Wegen und überdachten Abstellplätzen für Fahrräder. Außerdem soll das Quartier an eine Radschnellachse in die Innenstadt angebunden werden. Auch Leihautos und -fahrräder sollen für die Bewohner zur Verfügung stehen.
6. Die Sporthalle: Die Halle mit ihrem historischen Holztragwerk ist "ein ganz, ganz tolles Gebäude", findet Jürgen Odszuck. Sie steht unter Denkmalschutz und soll, wie das benachbarte Theater (7), erhalten werden - auch um die Identifikation mit dem Quartier und seiner Geschichte zu fördern, wie Oberbürgermeister Eckart Würzner gestern betonte. Beide Gebäude werden künftig öffentlich genutzt, in der Halle soll wieder Sport getrieben werden. Da sie aber den deutschen Wettkampfformaten bei den meisten Sportarten nicht entspreche, favorisiere die Verwaltung derzeit eine Nutzung als Beachvolleyballhalle.
7. Das Theater: Ein eigenes Theater hatten die Amerikaner auf dem Areal errichtet. Es steht nicht nur neben der Halle, sondern sieht von außen auch ähnlich aus. Hier will die Stadt ebenfalls eine öffentliche Nutzung ansiedeln, etwa ein Gemeindezentrum. "Von uns aus kann es gerne vom Stadtteilverein genutzt werden", so Bürgermeister Odszuck.
8. Das Schulzentrum: Das Heidelberger Montessori-Zentrum hat große Pläne - und steht nun vor ihrer Verwirklichung. Genau wie das CA fragt der freie Bildungsträger schon seit Jahren bei der Stadt nach Platz und wurde immer wieder vertröstet. "Wir sind froh, dass wir jetzt endlich loslegen können", betonte Ursula Bork vom Vorstand des Montessori-Zentrums gestern. In ein Bestandsgebäude im Südosten des Areals soll möglichst bald - vermutlich im Sommer 2021 - die noch junge Gemeinschaftsschule einziehen, die derzeit Räume zur Zwischennutzung in Mark Twain Village belegt. Neben dem Gebäude wird ein Neubau für die Kindertagesstätte des Zentrums entstehen. "Wir können Kinder dann von der Kita bis zum Schulabschluss unterrichten", so Bork stolz. Schließlich seien die Konzepte der Pädagogin Maria Montessori "modern wie nie".
9. Die Bestandsgebäude: Viele der Bestandsbauten auf dem Hospital-Gelände bleiben nicht stehen. Die zweckmäßigen Gebäude entsprechen nicht deutschen Standards und können nicht ohne Weiteres genutzt werden. Neben den denkmalgeschützten Hallen (6, 7), den Gebäuden, die Montessori-Zentrum und CA nachnutzen (8, 1, 2) und der Chapel (11) werden nur zwei weitere Gebäude erhalten. Sie waren beide schon Teil der Nachrichtekaserne, die hier zwischen 1937 und 1939 errichtet wurde. Während der direkt an der Karlsruher Straße gelegene Bau Platz für Büros bieten wird, ist die Nutzung bei dem nördlichen Bau noch unklar. Die GGH hat ihn - wie den Großteil des Hospital-Areals - übernommen und wird dort vermutlich Gewerbeflächen und Wohnungen unterbringen.
10. Die Werkstatt: Die Lebenshilfe Heidelberg betreibt schon jetzt in der Freiburger Straße - direkt neben dem Hospitalgelände - eine ihrer Werkstätten, in der etwa 150 Menschen mit Behinderung beschäftigt und betreut werden. Da die Räume zu klein sind, wird die Lebenshilfe neben der Quartiersgarage einen Neubau errichten, in dem 26 Menschen mit schwerer und mehrfacher Behinderung begleitet werden. "Entscheidend für uns ist die unmittelbare Nähe zur Werkstatt", erklärte Thomas Diehl, Vorstand der Lebenshilfe. Der Neubau soll über einen direkten Zugang dorthin verfügen. Diehl sei zudem zuversichtlich, dass die Inklusion von Menschen mit Behinderung im Quartier gut gelingen werde: "Wir sehen in dem Neubau eine Bereicherung nicht nur für die von uns betreuten Menschen, sondern auch für die Vielfalt im gesamten Quartier."
11. Die Kapelle: Wie bei jedem Standort der US-Armee gibt es auch auf dem Hospital-Gelände eine eigene Kapelle. Das kleine Gebäude - ihr Äquivalent in der Südstadt ist deutlich größer - wird erhalten, auch wenn sie nicht denkmalgeschützt ist. Für sie ist eine öffentliche Nutzung vorgesehen - etwa als ein Treff für das Quartier.