Kein Platz für Wohnprojekte
Gemeinderat entscheidet über Wohnungskonzept - Stadt: Collegium Academicum deckt Bedarf ab

Das Hospital auf dem ehemaligen Army-Gelände in Rohrbach. Foto: Kresin
Von Denis Schnur
Heidelberg. Das Mittagessen für alle wird aufgetischt, Kinder spielen auf der Wiese, einige Erwachsene an einer Tischtennisplatte. Während der größte Teil der Konversionsflächen in der Südstadt noch eine Baustelle ist, herrscht im Innenhof der gemeinschaftlichen Wohnprojekte Hagebutze und Konvisionär schon Alltag.
Die beiden Gruppen haben in Mark Twain Village schnell für eine funktionierende Gemeinschaft und günstigen Wohnraum gesorgt. Sie waren damit so erfolgreich, dass sich immer wieder Interessierte finden, die dort einziehen wollen. Weil die Häuser jedoch voll sind, sollen nun neue Wohnprojekte entstehen.
In den letzten Wochen haben sich drei Gruppen gebildet, die allesamt ein Ziel haben: Sie wollen auf dem Hospital-Areal, der letzten innerstädtischen Konversionsfläche, die noch nicht durchgeplant ist, ein Grundstück erwerben.
Sie sind überzeugt, dass das dem Quartier guttun würde: "Gemeinschaftliche Wohnformen sollte es in jedem Stadtteil geben", findet Christine Mücksch. Sie lebt - wie rund 65 andere - im Wohnprojekt Hagebutze, unterstützt jedoch die Nachahmer.
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Ihr Mitbewohner Philipp Walser geht einen Schritt weiter: "Ich lasse mich gerne von neuen Ideen anstecken." Deswegen würde er am liebsten im "Hospital" ein neues Projekt starten. Die neuen Stadtteile aktiv mitgestalten will auch Philipp Lübbers. Er lebt derzeit im Studentenwohnheim, ist über Freunde zur Hagebutze gestoßen und war begeistert.
Wie Mücksch und Walser ist er überzeugt, dass sich für neue Projekte nicht nur genug Bewohner finden würden, auch die Finanzierung über Nachrangdarlehen wäre kein Problem: "Ich habe das Gefühl, dass das leichter geworden ist - gerade mit dem Leuchtturm Hagebutze, wo wir so mehr als eine Million Euro eingeworben haben", erklärt Walser. "Außer einem umsetzbaren Kaufpreis brauchen wir keine Förderung", fügt Mücksch hinzu.
Schwierig wird das Unterfangen jedoch aus zwei Gründen: Erstens entscheidet der Gemeinderat zwar erst am Dienstag (öffentliche Sitzung: 16.30 Uhr, Rathaus) über das Wohngruppenkonzept für das Hospital-Gelände, die Pläne sind jedoch schon sehr konkret: Die Wohnungsbaugesellschaft GGH möchte hier ein neues Konzept der Wohnförderung umsetzen. Zudem ist dort bereits das selbstverwaltete Studentenwohnheim Collegium Academium (CA) mit Platz für 200 Bewohner vorgesehen.
Entsprechend bekunden Stadt und GGH zwar Sympathie, blocken jedoch ab: "Die Verwaltung hält dieses Segment bereits durch das CA für abgedeckt. Der weitere Wohnraum soll von der GGH entwickelt werden und wird benötigt, um das wohnungspolitische Konzept umzusetzen", so ein Stadtsprecher. Eine Sprecherin der GGH betont ebenfalls, dass das CA alleine bereits die zehn Prozent des Wohnraums abdecke, der für Wohngruppen vorgesehen sei.
Entsprechend hatte der Konversionsausschuss einen Antrag der Grünen auf eine zusätzliche Berücksichtigung klar abgelehnt. "Auch die GGH sieht keine Veranlassung, dieses Konzept noch einmal in Frage zu stellen."
Die Initiatoren wissen, dass sie spät dran sind und tendenziell schlechte Karten haben. "Wir können schlecht einschätzen, wie unsere Ideen ins Konzept passen", so Mücksch.
Trotzdem wolle man das Gespräch mit der GGH suchen und eine Kooperation anstreben, wie es sie auch in anderen Städten gebe. "Dort sorgen Wohngruppen für Sozialwohnungen", erklärt Lübbers. "Wir können uns viele Kombinationen mit der GGH vorstellen", betont auch Walser.