Hochstraße-Süd-Sanierung Ludwigshafen

Vom gefeierten Zukunftsprojekt zum Sorgenfall

Die teuren und aufwendigen Sanierungen der Ludwigshafener Hochstraße bringen Stadt und Planer zur Verzweiflung

05.03.2019 UPDATE: 06.03.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 47 Sekunden

Die Hochstraßen in Ludwigshafen sind marode und abrissreif. Foto: Anspach

Von Wolfgang Jung

Ludwigshafen. Es ist eine Operation am offenen Herzen - mit dem Problem, dass das Herz aus massivem Beton besteht und rund 200.000 Tonnen wiegt. Auf wuchtigen Säulen thronen die Hochstraßen in Ludwigshafen, sie sind Lebensadern einer ganzen Region. Doch die Verkehrswege mit großer Bedeutung für den Weltkonzern BASF und Zehntausende Pendler zwischen Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg sind in die Jahre gekommen. Sie müssen saniert werden - nur wie? Und wann? Längst scheinen die Planer überfordert.

Dabei hängt die Wirtschaftskraft des ganzen Rhein-Neckar-Gebiets entscheidend von den Hochstraßen ab. "Noch sehe ich nicht schwarz", warnt der einflussreiche Verbandschef der Region Rhein-Neckar, Stefan Dallinger (CDU), "aber meine Ampeln sind auf Gelb gestellt." 2019, 2021, 2023: Vor allem der geplante Abriss der auf 149 Säulen ruhenden Nordtrasse wird immer wieder verschoben. "Keiner blickt mehr durch", kritisiert etwa der Unternehmer Konrad Fischer.

Einst war die Hochstraße Nord das erste Bauwerk dieser Art in Europa. Nun naht ihr Abriss, weil sie baufällig ist. Die Folgen werden im gesamten Bundesland zu spüren sein - und darüber hinaus. Denn die Hochstraße Nord ist eine der wichtigsten Verbindungen in der Region. Rund 40.000 Autos täglich rollen darauf an der zweitgrößten Stadt in Rheinland-Pfalz vorbei. Weil die Konstruktion aus den 1970er Jahren mürbe ist, soll sie durch eine ebenerdige Variante ersetzt werden.

Als Hauptproblem sehen viele ihre 60 Jahre alte "Schwester", die Hochstraße Süd. Das Betonmonster sollte zunächst als Ausweichstrecke saniert werden - allerdings stehen weder Finanzierung noch Details. Wegen der Verzögerung wird nun wohl die Sanierung der Nordtangente vorgezogen. Damit würde die wichtigste Ausweichroute für Lastwagen fehlen. Ganz sicher scheint aber auch das nicht.

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Die Vorarbeiten für das achtjährige Projekt sollen 2021 beginnen. 2023 startet der eigentliche Abriss der 1,8 Kilometer langen Straße. Etwa fünfeinhalb Jahre lang, schätzen Experten, ist mit massiven Behinderungen zu rechnen - verheerend für Pendler und Unternehmer. "Es gab Fehler", räumt die Ludwigshafener Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck ein. Die Stadt hätte früher Alternativen prüfen können. "Das neue Konzept wird nicht mehr in diesem Jahr präsentiert", kündigte die SPD-Politikerin an.

"Die Achillesferse der Region sind die Rheinquerungen", sagt Michael Heinz, Vorstandsmitglied des Chemieunternehmens BASF. "Der Rhein darf nicht zur natürlichen Grenze werden." Schon geht das unschöne Wort "Luxit" um - gebildet aus dem Autokennzeichen für Ludwigshafen (LU) und dem Begriff für den EU-Austritt Großbritanniens ("Brexit").

Ort des Geschehens

In Ludwigshafen mangelt es nicht an Ideen für Alternativen während der Sanierung der Hochstraßen - zum Beispiel eine Container-Seilbahn über den Rhein zwischen dem Hafen Mannheim und dem BASF-Werk. Doch auch hier gilt: die technische Umsetzung und der wirtschaftliche Nutzen sind unklar. Und so hatte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) nicht unrecht, als sie bei einem Besuch in Ludwigshafen feststellte: "Sie haben ja nicht ganz unkomplizierte Straßen hier, wo es was zu tun gibt."

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