Hauptbahnhof und Bismarckplatz werden bald videoüberwacht
Polizei und Stadt ziehen positive Bilanz - Stresserbeleuchtung an der Neckarwiese zeigt Wirkung

Bei einer Schwerpunktaktion kontrollieren Polizisten Wohnungslose in der Kurfürsten-Anlage. Foto: Rothe
Von Holger Buchwald
Heidelberg. Eine befriedete Neckarwiese, mehr Polizeipräsenz auf der Straße und eine höhere Aufklärungsquote - die Sicherheitspartnerschaft von Land und Stadt zeigt spürbare und messbare Erfolge. Polizeipräsident Thomas Köber und Oberbürgermeister Eckart Würzner zogen am Montag eine positive Bilanz der achtmonatigen Kooperation. Nun wollen sie die Zusammenarbeit auf dem gleichen Level fortführen, zugleich rückt die Videoüberwachung an Hauptbahnhof und Bismarckplatz in greifbare Nähe.
"Wir haben am Freitag mit der klassischen Videoüberwachung in Mannheim begonnen", sagt Köber. Als nächster Schritt werde die Software des Fraunhofer-Instituts getestet, mit der auffällige Verhaltensmuster wie Treten, Schlagen oder Wegrennen automatisch erkannt werden können, sodass die Polizei schnell intervenieren kann. Sollte dieser Test positiv verlaufen, könnte die Technik auch in Heidelberg zum Einsatz kommen. Ein genaues Datum kann er aber noch nicht nennen.
Die Hausaufgaben seien erledigt, betont Ordnungsamtsleiter Bernd Köster. Die Standorte für insgesamt 16 Kameras am Bismarckplatz und am Hauptbahnhof seien geklärt. Im nächsten Schritt müsse die technische Infrastruktur verbessert werden. Dabei geht es unter anderem um die Verlegung von Glasfaserkabel. Oberbürgermeister Eckart Würzner ist ein Fan der Videoüberwachung. Seit Jahren werde sie bereits in Bussen und Bahnen erfolgreich eingesetzt. "Ohne sie hätten wir keinen so guten und sicheren Nahverkehr."
Seitdem der Vertrag für die Sicherheitspartnerschaft im Februar unterzeichnet wurde, haben die hiesigen Ordnungshüter und die Unterstützungskräfte der Bereitschaftspolizei 24.650 Einsatzstunden abgeleistet. Acht Dienstgruppen sind wöchentlich und teilweise bis 5 Uhr morgens unterwegs. 9566 Personen wurden kontrolliert und 3855 durchsucht. Am Ende konnten die Beamten 185 Verdächtige festnehmen oder in Gewahrsam nehmen.
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Einsätze der Reiter- oder der Radstaffel stärken das Sicherheitsempfinden der Heidelberger, sind Würzner und Köber überzeugt. Bürgermeister Wolfgang Erichson lobt die Stresserbeleuchtung an der Heidelberger Neckarwiese, die seit diesem Sommer in Betrieb ist. "Wir haben viele Rückmeldungen, dass sich vor allem die Frauen jetzt sicherer fühlen", so Erichson. Allerdings gebe es bereits Beschwerden von Anwohnern, dass die Jugendlichen auch nach 22 Uhr noch im Scheinwerferlicht Fußball spielten. Nächstes Jahr sollen auch noch die Wege an der Neckarwiese besser ausgeleuchtet werden.
Als Beitrag zur Sicherheitspartnerschaft hat die Stadt ihren Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) personell verstärkt. Inzwischen sind 20 Mitarbeiter stadtweit unterwegs. Drei weitere Stellen sollen im Zuge der Haushaltsberatungen geschaffen werden. Damit sie gut auf ihre Aufgaben vorbereitet sind, werden die Ordnungshüter von der Mannheimer Polizei geschult.
Die Bilanz des KOD kann sich sehen lassen: In den letzten acht Monaten hat er 1159 Verwarnungsgelder verhängt, 1762 Ordnungswidrigkeiten angezeigt und 512 Platzverweise erteilt. Insgesamt nahmen die Einsätze im Vergleich zum Vorjahr um 39 Prozent zu.
Einmal wöchentlich treffen sich Polizisten und städtische Mitarbeiter auf Arbeitsebene und besprechen mögliche Schwerpunktaktionen. Sechs Mal waren so alle verfügbaren Kräfte gemeinsam am Hauptbahnhof im Einsatz. "Wir brauchen dort auch wieder eine feste Dienststelle der Bundespolizei", fordert Würzner: "Sie muss dauerhaft präsent sein."
Nachdem Heidelberg 2017 einen deutlichen Anstieg der Straftaten erleben musste, sei man nun mit der Sicherheitspartnerschaft auf einem guten Weg. Die Aufklärungsquote stieg deutlich, die Rauschgiftkriminalität und die Trickdiebstähle gingen stark zurück. Allerdings, so Köber, gab es einen traurigen Rekord: 50 tätliche Angriffe auf Polizisten, zusätzlich zu all den Beleidigungen und Widerständen, denen die Beamten vor allem nachts ausgesetzt seien. Und die Körperverletzungsdelikte seien nach wie vor auf einem hohen Niveau. Daher wollen Würzner und Köber die Sicherheitspartnerschaft am liebsten auf gleichem Level fortführen.