Heidelberg

Vier Varianten für den Betriebshof

Busse und Straßenbahnen könnten am Großen Ochsenkopf oder auf dem US-Airfield Platz finden - Diskussion ab Donnerstag

08.10.2018 UPDATE: 09.10.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 57 Sekunden

Der Schwarze Weg, der die Gneisenaustraße im Osten mit dem Wieblinger Weg im Westen verbindet, soll erhalten bleiben, auch wenn der Betriebshof auf dem Großen Ochsenkopf gebaut werden sollte. Rechts von dem Radweg liegen die Bahngleise (am neuen Kino am rechten Bildrand). Foto: Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Wohin mit dem Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH? Diese Frage beschäftigt die Stadträte schon längere Zeit. Anfang des Jahres war eine Standortentscheidung - zur Wahl standen der Große Ochsenkopf und das bisherige Areal an der Bergheimer Straße - vertagt worden. Der Verwaltung hatten die Stadträte verschiedene Arbeitsaufträge mit auf den Weg gegeben, deren Fokus auf der betrieblichen Zukunftsfähigkeit und der Nachhaltigkeit lag. Die Ergebnisse dieser Arbeitsaufträge liegen jetzt vor.

Mit Hilfe eines Planungsbüros hat die Verwaltung vier mögliche Varianten näher beleuchtet. Neben drei verschiedenen Bauweisen für den Großen Ochsenkopf - bei allen würde ein Korridor zwischen der B 37 und der Bebauung für den Schwarzen Weg erhalten bleiben - wurde auch das ehemalige US-Airfield zwischen Kirchheim und dem Pfaffengrund als möglicher Standort untersucht. Die Ergebnisse werden am Donnerstag, 11. Oktober, bei einer Sondersitzung der Bezirksbeiräte von Wieblingen und Bergheim im Rathaus (Neuer Sitzungssaal, Marktplatz 10) erstmals vorgestellt und diskutiert. Hier die wichtigsten Punkte im Überblick:

> Ochsenkopf mit begehbarem Dach: Um das Dach der Abstellhalle für die Straßenbahnen nutzen zu können, müsste das derzeitige Gelände auf das Niveau der Gleistrasse der Deutschen Bahn (DB) abgesenkt werden. Auf dem Dach könnten eine Blumenwiese, Bienenkörbe, ein Bereich für Urban Gardening sowie ein kleiner Sportplatz entstehen. Nachteil dieser Variante: "Durch die Tieflage werden die Rampen für die Busse zur Gneisenaustraße unendlich lang. Dadurch verlieren wir auf dem Gelände zu viel Fläche für Verkehrswege", erklärt der Erste Bürgermeister Jürgen Odszuck im Gespräch mit der RNZ.

Dadurch würden bei dieser Bauweise zwar alle Straßenbahnen einen Platz finden, elf Fahrzeuge der Busflotte müssten aber woanders untergebracht werden. Um den Betriebshof "zu versenken", müssten schätzungsweise 137.600 Kubikmeter Erdreich abgefahren werden. Das entspricht laut einer Berechnung der Verwaltung etwa 6880 Lastwagen-Fahrten. Allein für den Erdbau rechnet die Verwaltung mit Kosten von etwa 1,6 Millionen Euro. Zusätzliche Kosten entstehen auch für die Herstellung der Trasse der Linie 5, deren zwei Haltestellen sowie für Arbeiten am Fundament der künftigen Rad- und Fußgängerbrücke zwischen der Gneisenaustraße und der Eppelheimer Straße. Insgesamt - so rechnet die Stadt - würde diese Variante rund 87 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Bei einem Neubau an der Bergheimer Straße rechnete man 2014 mit fast 88 Millionen Euro.

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> Ochsenkopf mit Abstellhalle für die Straßenbahnen: Bei dieser Variante würde das Gelände nicht auf das Niveau der DB-Gleise abgesenkt, sondern "nur" auf die Höhe der heutigen Gleise der Linie 5. Dadurch würden die Gebäude zu einem Großteil im Boden verschwinden. Neben einem Werkstattgebäude an der Gneisenaustraße würde - parallel zu den DB-Gleisen - eine Straßenbahn- und Busabstellhalle entstehen. Sowohl bei dieser Planung als auch bei den "Ochsenkopf-Alternativen" könnten die Straßenbahnen im Osten und im Westen auf das Gelände gelangen. Die Zufahrt für die Busse ist zur Gneisenaustraße hin geplant. Durch das Absenken des Geländes "entstehen keine strömungstechnischen Nachteile für die Durchlüftung. Der Neckartäler Wind wird nicht behindert", erklärt Odszuck. Kosten würde dieser Betriebshof rund 68 Millionen Euro.

> Ochsenkopf mit offener Abstellung der Straßenbahnen: Von den Ausmaßen her ist dieser Vorschlag identisch mit dem vorherigen. Allerdings wird auf den Bau einer Abstellhalle für Straßenbahnen verzichtet, sie würden im Freien stehen, und es würde nur zwei Busabstellhallen und die Werkstatt geben. "Vorteil ist vor allem, dass die Investitionskosten für die Halle entfallen", so Odszuck. Deshalb ist diese Variante auch die kostengünstigste: Der Bau würde knapp 62 Millionen Euro kosten.

> Airfield: "Den Betriebshof kann man dort bequem unterbringen", berichtet der Erste Bürgermeister. Allerdings steht bei diesem Standort die Frage im Vordergrund, wie man das Gelände an das Netz anschließen kann. "Wir haben Varianten durch die Bahnstadt und das Pfaffengrunder Feld und Varianten über die Speyerer Straße geprüft", erklärt Odszuck. Vorteile sieht er hier bei der Speyerer Straße, die einen echten Erschließungsvorteil bringe, da man bei dieser Trasse auch das Sportzentrum-Süd, die Großsporthalle und den Heidelberg Innovation Park (HIP) auf den ehemaligen Patton Barracks anbinden könnte. "Beim Weg durch die Bahnstadt würden wir eine Vielzahl von Grundstücken im Pfaffengrunder Feld mittig zerschneiden", nennt Odszuck einen Nachteil.

Außerdem müsste eine große Rampe zwischen Feld und Bahnstadt gebaut werden, um den Höhenunterschied auszugleichen. Die Stadt geht von Gesamtkosten von 65 Millionen Euro für den Standort aus, allerdings würde es wohl zehn Jahre dauern, bis alles betriebsbereit wäre. Besonders problematisch: Auf der Strecke liegen zwischen 60 und 150 Grundstücke, die nicht Eigentum der Stadt sind und die erst angekauft oder getauscht werden müssten.

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