Betriebshof Heidelberg

Kommen Busse und Bahnen gemeinsam an den Großen Ochsenkopf?

Überraschende Wende im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss - Auf Antrag der CDU wird ein neues Konzept geprüft - Gegner der Verlagerung "schwer irritiert"

01.02.2018 UPDATE: 02.02.2018 06:00 Uhr 3 Minuten, 4 Sekunden

Herzstück des Großen Ochsenkopfs ist diese Brachfläche, auf der sich früher der Güterbahnhof der Oberrheinischen Eisenbahngesellschaft befand. Foto: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Es sind ein paar Skizzen, die einen jahrelangen Planungsprozess auf den Kopf stellen: Im Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschuss stellte Baubürgermeister Jürgen Odszuck am Mittwoch eine neue Idee für den Betriebshof am Großen Ochsenkopf vor. Er platzierte dafür einfach die Planungen der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) für den Ausbau am Standort Bergheimer Straße auf die Grünfläche zwischen B 37 im Norden, Gneisenaustraße im Osten, Bahnlinie im Süden und dem ehemaligen Heinsteinwerk im Westen. So könnten neben den Straßenbahnen auch die Busse der RNV am Großen Ochsenkopf untergebracht werden - sogar doppelt so viele Busse wie an der Bergheimer Straße. Auf Antrag der CDU soll diese Variante nun noch einmal geprüft werden.

"Es ist sicher keine Überraschung, dass wir den Umzug des Betriebshofes an den Großen Ochsenkopf befürworten. Wir haben uns aber auch sehr intensiv mit der Kritik beschäftigt und sie in unserem Antrag aufgegriffen", erklärte Alexander Föhr (CDU). Bislang habe die RNV bei der Planung am Großen Ochsenkopf zu viel Platz verschwendet, man könne effizienter bauen. Und es bestehe dort - im Gegensatz zum heutigen Betriebshof an der Bergheimer Straße - die Möglichkeit, das Areal in Richtung B 37 zu erweitern, sollte eine Straßenbahn zum Patrick Henry Village gebaut oder der Takt im Stadtgebiet verdichtet und daher mehr Fahrzeuge benötigt werden. Aus ökologischen und klimatischen Gründen fordert die CDU, das Gebäude tiefer zu legen, das Dach zu begrünen und teilweise begehbar zu machen, um bestehende Wege zu erhalten. Der Betriebshof soll so gebaut werden, dass der Strömungswiderstand für den Neckartäler Wind möglichst gering ist und an der Gneisenaustraße noch eine Grünfläche entstehen kann.

Auch für das bestehende Betriebshofareal an der Bergheimer Straße will die CDU konkrete Planungsziele festschreiben, sollte es zur Verlagerung kommen. So sollen 40 Prozent des Geländes Freifläche werden, die als attraktive Grünfläche gestaltet und für die Bürger zugänglich sein soll. Entstehende Wohnungen sollen im Wesentlichen von der GGH und Baugruppen mit einer ansprechenden Architektur und mit einer kleinteiligen Fassadengestaltung fertiggestellt werden.

"Der Antrag der CDU kommt zwar überraschend, aber wir sehen darin die Möglichkeit, dass nachgearbeitet wird", sagte Manuel Steinbrenner (Grüne). Schließlich spreche man nicht über irgendeine Fläche, sondern über die zentrale Entwicklungsfläche in Bergheim. "Für diese Diskussion müssen wir uns Zeit lassen", so Steinbrenner. Er fand die Skizzen von Odszuck vielversprechend, allerdings könnte man auf deren Grundlage nicht auf die Schnelle eine Entscheidung treffen. Deshalb brauche man Zeit. Bis spätestens zum 6. Juni fordern die Grünen deshalb eine technische und finanzielle Überprüfung des CDU-Antrags. "Außerdem sollten wir die Zeit nutzen und noch einmal das Airfield prüfen", sagte Christoph Rothfuß (Grüne).

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"Ich bin ein großer Freund der Verlagerung, aber Bus und Bahn müssen zusammen bleiben", meinte Michael Eckert (FDP). Der Große Ochsenkopf sei zwar grün, aber als Gewerbefläche ausgewiesen. "Wir haben keine Gewerbefläche zu verschenken, nur weil ein bisschen Gras darauf gewachsen ist", so Eckert. Auf der Wiese hat das Aktionsbündnis Bergheim-West eine große Vielfalt an Pflanzen- und Tierarten kartiert. "Auch mir blutet das Herz, wenn ich daran denke, dass der Große Ochsenkopf bebaut wird. Allerdings ist die Wiese auch nicht das, zu was sie derzeit hochstilisiert wird", sagte Simone Schenk (Freie Wähler). Sie sehe die Chance, dass man an der Bergheimer Straße Wohnungen schaffen könne.

Die Gegner einer Betriebshofverlagerung zeigten sich überrascht und verwundert: "Wir haben uns ein Jahr Zeit für die Entscheidung genommen, jetzt ist es wichtig, eine zu treffen", sagte Bernd Zieger (Die Linke). Von einem völligen Paradigmenwechsel sprach Arnulf Weiler-Lorentz (Bunte Linke): "Es ist verblüffend, dass hier alles auf den Kopf gestellt wird. Die Bürgerbeteiligung und die ursprüngliche Zeitschiene scheinen keine Rolle mehr zu spielen." Auch Karin Weber vom Aktionsbündnis "Bergheim-West" zeigte sich "schwer irritiert": "Das ist ein Affront gegen das Bürgerbeteiligungsverfahren und gegen die Bezirksbeiräte. Das Votum der Bürger wird einfach bei Seite geschoben", so Weber. Die Bezirksbeiräte von Wieblingen und Bergheim hatten sich in einer gemeinsamen Sitzung am 17. Januar gegen eine Verlagerung an den Großen Ochsenkopf ausgesprochen. Oberbürgermeister Eckart Würzner betonte daraufhin noch einmal die Wichtigkeit der Bürgerbeteiligung, wies aber auch darauf hin, dass sie nur eine Empfehlung für den Gemeinderat sei, genauso wie das Votum der Bezirksbeiräte: "Es ist die freie Entscheidung des Gemeinderates als höchstes Gremium der Stadt zu beschließen, was für die Gesamtstadt am besten ist."

Am Ende stimmten zehn Stadträte von CDU, FDP, "Die Heidelberger", AfD und Grünen für den CDU-Antrag, sieben dagegen. Der Antrag der Grünen auf Überprüfung der Finanzierbarkeit fand die Zustimmung von 14 Stadträten, drei stimmten dagegen. Für die Prüfung des Airfields waren bei einer Enthaltung elf Stadträte, fünf waren dagegen.

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