Verlagerung des Betriebshofs Heidelberg

Stadt versus Aktionsbündnis

Wird der Betriebshof an den Großen Ochsenkopf verlegt? - Am 1. März fällt die Entscheidung

12.01.2018 UPDATE: 13.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden

Bleibt der Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH am heutigen Standort in Bergheim, oder wird er verlagert? Foto: Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Wird der Betriebshof der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) an den Großen Ochsenkopf verlagert, oder bleibt er am heutigen Standort? Ein Jahr ist es her, dass diese Frage von den Gemeinde- und Bezirksbeiräten intensiv diskutiert wurde. Man einigte sich damals darauf, ein Entwicklungskonzept für das ganze Quartier "Bergheim-West" zu erarbeiten, um eine Entscheidungsgrundlage für die Frage der Verlagerung zu haben. Am Mittwoch, 17. Januar, stehen sowohl das Entwicklungskonzept als auch die Verlagerung zum ersten Mal auf der Tagesordnung bei einer Sondersitzung (Beginn: 18 Uhr) der Bezirksbeiräte aus Bergheim und Wieblingen im Neuen Sitzungssaal im Rathaus, Marktplatz 10. Die RNZ stellt die Positionen vor.

> Die Stadt hat zusammen mit einem Planungsbüro ein Entwicklungskonzept für Bergheim-West erarbeitet. Die Ergebnisse zeigen, welchen Einfluss die Standortalternativen für die Gesamtentwicklung von Bergheim-West haben. "Fazit ist, dass eine Verlagerung des Betriebshofs im Vergleich größere Entwicklungsperspektiven für das ganze Stadtviertel bietet", heißt es in einer Meldung der Stadt. Die zwischenzeitlich vertieften Planungen der RNV sollen außerdem zeigen, dass eine Verlagerung auf den Großen Ochsenkopf günstiger ist als der Bau eines neuen Betriebshofs am alten Standort: auf 45 Jahre gerechnet rund 6,8 Millionen Euro. Die Stadtverwaltung schlägt deshalb vor, den Betriebshof auf den Großen Ochsenkopf zu verlagern. "Die Vorteile einer Verlagerung des Betriebshofs liegen klar auf der Hand. Wir bekommen damit die Möglichkeit, in zentraler Lage ein vielfältiges und lebendiges Quartier zu entwickeln, mit Wohnen, Kultur, Grünflächen und Begegnungsräumen für alle Bürger - und zwar dort, wo die Menschen wohnen", sagt Baubürgermeister Jürgen Odszuck. Die Verlagerung auf den Großen Ochsenkopf sei stadtplanerisch und wirtschaftlich die beste Lösung.

> Das Aktionsbündnis Bergheim-West appelliert dagegen an die politischen Entscheidungsträger, den Betriebshof nicht auf die Grünfläche Großer Ochsenkopf zu verlagern. Aus sozialen, ökologischen und bioklimatischen Gründen müsse das Depot am heutigen Standort verbleiben. Für das Aktionsbündnis sind insbesondere die von Stadt und RNV vorgelegten Zahlen nicht nachvollziehbar: "Die Betrachtung müsste für die RNV und die Stadt getrennt erfolgen", erklärt Karin Weber. Denn die RNV profitiere nicht von den Erlösen eines Grundstücksverkaufs in der Bergheimer Straße - es gehört der HSB - und im Gegenzug profitiere die Stadt auch nicht von den Zuschüssen des Landes. Beides stellt die RNV aber in einer Tabelle gegenüber. "Eine solche Vermengung halten wir für unzulässig", sagt Weber.

Auch habe die RNV die falsche Betrachtungsweise herangezogen: "Im Verkehrsbereich wird üblicherweise nicht der Kapitalwert betrachtet, sondern die Annuität", so Weber. Das Aktionsbündnis kommt nach dieser Methode und auf Grundlage der RNV-Zahlen zu dem Schluss, dass der Große Ochsenkopf der deutliche teurere Standort sei, wenn man die Investitions- und Betriebskosten über 45 Jahre betrachtet. "Demzufolge wird es einen höheren Zuschussbedarf von der Stadt an die HSB geben, den am Ende der Bürger zahlt", sagt Weber. "Bei der Verlagerung handelt es sich um ein Immobilienprojekt", ist Weber überzeugt. Die eigentliche Triebfeder sei das Filetgrundstück in der Mitte Bergheims, das man entwickeln wolle. Dafür würden ökologische Argumente - etwa Kalt- und Frischluftschneisen und die Artenvielfalt auf der Wiese Großer Ochsenkopf - einfach beiseite geschoben. Über 100 Pflanzenarten hat das Aktionsbündnis dort kartiert.

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> Die Architekten Carl Zillich, Jan van der Velden-Volkmann und Thorsten Erl haben zum Entwicklungskonzept Stellung genommen: "Eingebunden in eine stadtentwicklungspolitische Strategie für Bergheim-West, birgt die Verlagerung des Betriebshofes einmalige Chancen, dem Quartier eine Mitte und zusammen mit der ehemaligen Feuerwache und dem Landfriedareal, die besondere Identität eines vielfältigen, bunten, offenen und lebendigen Stadtteils zu geben." Allerdings sei es in der Diskussion zum Entwicklungskonzept nicht gelungen, überzeugend zu kommunizieren, dass "die Chancen für den Stadtteil mit der Verlagerung des Betriebshofes wesentlich größer sind als die Risiken".

In Teilen der Bevölkerung herrsche die Angst, dass Veränderung gleichbedeutend mit Verdrängung einhergehe. "Es muss in Zukunft noch stärker kommuniziert werden, dass die anstehenden Veränderungen des Stadtteils nicht dazu führen sollen, sozial geförderte Wohnungen zu reduzieren", so die Architekten. Auch könne eine neue Freifläche auf dem heutigen Areal und eine angepasste Bebauung am Ochsenkopf dazu führen, dass der Klimaschutz in Bergheim maximiert werde. Allen Beteiligten müsse klar sein, dass die Standortfrage eine weitreichende Entscheidung für den Stadtteil, für die Gesamtstadt und für zukünftige Generationen sei. "Kurzfristige Partikularinteressen dürfen dabei nicht ausschlaggebend sein", schließen die Architekten.

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