Ex-US-Flugplatz im Pfaffengrund

Heidelberg hat viele Airfield-Ideen, aber noch keinen Plan

Für das Gelände werden immer mehr neue Nutzungen diskutiert, aber nicht alles lässt sich vereinen

05.08.2018 UPDATE: 06.08.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 38 Sekunden
Das ehemalige US-Airfield gerät immer stärker in die öffentliche Diskussion. Foto: Kay Sommer

Von Micha Hörnle

Heidelberg. Der ehemalige US-Flugplatz am Stadtteil Pfaffengrund - er gehört aber zur Kirchheimer Gemarkung - ist bisher nicht das Lieblingskind der Planer. Das liegt vor allem daran, dass die sich vor allem um die zentrumsnahen - und bebauten - einstigen Militärflächen kümmern. Und doch setzt zaghaft eine Diskussion darüber ein, was man mit diesen rund 16 Hektar alles anstellen könnte. Schließlich sind davon nur knapp zwei Hektar bebaut - vor allem mit einer 1070 Meter langen und 30 Meter breiten Landebahn und einigen Hangars und Hallen. Die RNZ stellt zusammen, was alles im Gespräch für das Airfield ist.

Landwirtschaftspark: Im Gegensatz zu fast allen anderen US-Flächen, die einst brachial den Rohrbacher und Kirchheimer Bauern weggenommen wurden, wird dieses Areal noch landwirtschaftlich genutzt. Das soll im Prinzip so bleiben, allerdings könnte auch die Heidelberger Bevölkerung davon profitieren: Sie soll hier lernen, wie die Landwirtschaft funktioniert - wie auf den Feldern gearbeitet wird, was Fruchtfolge heißt und was alles geerntet wird. Ein bisschen steht das Handschuhsheimer Feld mit seinen Hofläden Pate. Der Landwirtschaftspark ist ein Projekt der Internationalen Bauausstellung (IBA), die hier einen "alternativen Lernort" entwickeln will.

Stadtpark: Die SPD startete in ihren Kommunalwahlkampf 2014 mit der Idee, auf dem Airfield einen Stadtpark anzulegen - weil die Neckarwiese vollkommen überlastet ist und sich die Stadt (siehe Bahnstadt und Patrick Henry Village) langsam nach Westen verschiebt. Vor sechs Wochen lieferte ein Workshop mit etwa 80 Beteiligten erste Ergebnisse, wie das alles aussehen könnte: Die meisten wünschten sich eine Neugestaltung des Areals - mit einem See, Gärten, Bäumen oder Spielplätzen. Auch bei der anstehenden Gemeinderatswahl 2019 will die SPD an diesem Konzept festhalten, es weiterentwickeln - und möglicherweise könnte hier 2032 die Landesgartenschau stattfinden.

Hangarworld: Im November präsentierte der Münchner Projektträger Hangarworld die Idee, hier einen Zeppelin-Landeplatz mit dazugehörigen Hallen zu bauen. Die Luftschiffe sollen touristisch genutzt werden, in die Hangars soll eine "Wissenswelt" einziehen - samt Lokal und Hotel. Das Gelände soll weitgehend kostenfrei zu betreten sein. Der Platzbedarf des 50-Millionen-Euro-Projekts wird mit acht bis zehn Hektar angegeben, aber nur 20 Prozent sollen bebaut werden.

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Betriebshof: Geht es nach den Grünen, könnte auf dem Airfield der neue RNV-Betriebshof gebaut werden - zumal es in Bergheim erhebliche Widerstände gegen die Verlegung auf die Wiese am Großen Ochsenkopf (an den OEG-Schienen) gibt. Bisher sind die nächstgelegenen Straßenbahngleise 1,4 Kilometer (Eppelheimer Straße) und 2,4 Kilometer (Kirchheim) entfernt. Allerdings muss wahrscheinlich irgendwann Patrick Henry Village mit der Bahn erschlossen werden.

Kinderdorf: Franz Noack, ein Bürger, der sich viel in der Bahnstadt engagiert, stellt sich auf dem Airfield ein internationales Feriendorf vor - gedacht für Kinder, die sich keinen Urlaub leisten können. Er will das Gelände nicht zu sehr bebauen, sondern vor allem für die Bauern erhalten.

Aneignung durch die Bürger: Auf einer Veranstaltung der "Bürger für Heidelberg" Anfang Juli gab es die Empfehlung, keine Nutzung vorab festzulegen. Die Bürger könnten sich gerade die Landebahn erst einmal selbst "aneignen", beispielsweise als Inlinerfläche - also ein bisschen so wie das Tempelhofer Feld in Berlin. Die Hallen und Hangars könnte man zu einem Kultur- und Kreativzentrum weiterentwickeln.

Welche Nutzungen sich ausschließen: Prinzipiell vertragen sich ein Landwirtschafts- und ein Stadtpark wenig. Der eine dient eher den Bauern, der andere eher der Erholung der Bürger. Auch Hangarworld lässt sich nicht ohne Weiteres mit anderen Ideen kombinieren. Das gilt auch für einen Betriebshof, der zumindest Teile des Geländes (und auch den Pfaffengrund) allein durch die Schienen abtrennen würde.

Die Haltung der Stadt: Generell hat die Stadt noch keine konkreten Planungen für das Gelände: "Wir kennen nur Vorschläge. Keines der Szenarien ist prioritär, für keines haben wir eine Präferenz", sagt Stadtsprecher Timm Herre. Zumal die Stadtverwaltung die einzelnen Ideen "in unterschiedlichen Tiefen kennt": Länger bekannt ist das IBA-Projekt eines Landwirtschaftsparks, ohne dass dazu eine Entscheidung gefällt wurde. Bisher wurde nur das Hangarworld-Projekt städtischen Gremien vorgestellt, wo es ein "positives Stimmungsbild" gab. Deshalb wolle man diese Idee prinzipiell weiterverfolgen, denn: "Aus der jetzigen Perspektive ist das mit einem Landwirtschaftspark vereinbar." Für die Idee eines Betriebshofes auf dem Airfield gibt es zwar bereits einen Arbeitsauftrag, aber noch kein Ergebnis.

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