Spitzenforschung

Uni Heidelberg macht großen Schritt in Richtung Exzellenz

Die Ruperto Carola wird auch weiterhin mit vielen Millionen vom Bund gefördert - 2019 könnte sie erneut zur Elite-Uni ernannt werden

27.09.2018 UPDATE: 28.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 7 Sekunden

"Dem lebendigen Geist" steht in großen roten Buchstaben vor dem Kirchhoff-Institut für Physik im Neuenheimer Feld. Dessen Mitarbeiter waren an allen drei Cluster-Anträgen der Universität Heidelberg beteiligt. Foto: Hentschel

Von Denis Schnur

Heidelberg. Um 16.20 Uhr war es am Donnerstag so weit: Da wusste man im Rektorat der Universität Heidelberg endlich, dass die wichtigste Hürde im Wettbewerb Exzellenzstrategie genommen wurde. Mit zwei Anträgen für Forschungscluster konnte sich die Universität durchsetzen.

Das bedeutet einerseits zusätzliches Geld für die Ruperto Carola - fix sind rund 13 Millionen Euro jährlich -, und andererseits die Chance, im nächsten Jahr wieder den Titel "Exzellenzuniversität" zu holen. Das würde weitere Millionen bedeuten - und wäre vor allem wichtig für das Renommee und das Selbstverständnis der Universität.

"Ich kann es noch gar nicht fassen", erklärte Prof. Uwe Bunz kurz darauf in der Alten Universität. Der Chemiker und Sprecher des Clusters "3D Matter" war da schon wieder auf dem Sprung. Schließlich wollte er beim Karlsruher Institut für Technologie auch gemeinsam mit den Kollegen feiern, mit denen er den Antrag eingereicht und mit denen er all die Strapazen durchgemacht hatte. "Es waren zwei sehr harte Jahre", sagte er.

Rektor Bernhard Eitel (Mitte) und Kanzler Holger Schroeter (2. v.r.) mit den drei Sprechern des Clusters "Structures" (v.l.): Ralf Klessen, Manfred Salmhofer und Anna Wienhard. Foto: Alex

Die waren es für viele in der "Ruperto Carola": Die Anträge für die Cluster waren aufwendig, zwischendurch wurde die Universität mehrfach begutachtet. Die Konkurrenz war hart. Von insgesamt sieben Forschungsprojekten kamen 2017 nur drei in diese Finalrunde. Bis zuletzt hatte niemand eine Prognose gewagt, ob man tatsächlich zwei davon bewilligt bekommt.

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"Man weiß es natürlich nie in so einem Wettbewerb, aber nach der Begutachtung hatte ich ein sehr gutes Gefühl", sagte ein erleichterter Prof. Manfred Salmhofer. Der Physiker ist einer von drei Sprechern des zweiten erfolgreichen Clusters, der ab Anfang nächsten Jahres Strukturen in Materialien und Daten erforschen wird. "Wir haben natürlich schon so viel wie möglich vorbereitet" , erklärte er.

Acht neue Professoren werden für den Cluster eingestellt, ein Vielfaches an Mitarbeitern. Physiker und Mathematiker werden dort gleichermaßen tätig sein. Die ersten Projekte liegen schon in der Schublade. "Es wird sicher nicht weniger Arbeit", weiß Co-Sprecherin Prof. Anna Wienhard, die trotzdem sichtlich zufrieden ist.

Hintergrund

Die Exzellenzstrategie ist ein Programm zur Förderung der Spitzenforschung an deutschen Universitäten mit Bundes- und Landesmitteln. Ab 2018 sollen jährlich 533 Millionen Euro in zwei Förderlinien an die Unis fließen:

Exzellenzcluster sind Forschungsfelder an

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Die Exzellenzstrategie ist ein Programm zur Förderung der Spitzenforschung an deutschen Universitäten mit Bundes- und Landesmitteln. Ab 2018 sollen jährlich 533 Millionen Euro in zwei Förderlinien an die Unis fließen:

Exzellenzcluster sind Forschungsfelder an Universitäten oder Verbünden mehrerer Hochschulen. 63 Hochschulen in Deutschland hatten dazu 195 Skizzen eingereicht. 2017 kamen 88 in die nächste Runde, 57 davon wurden nun bewilligt. Sie werden bis 2025 mit jährlich insgesamt 385 Millionen Euro gefördert. Pro Cluster und Jahr erhalten die Unis zwischen drei und zehn Millionen Euro. Die Förderdauer kann um sieben Jahre verlängert werden.

Exzellenzuniversitäten bekommen zusätzlich zu der Cluster-Förderung weitere Bundesmittel. Bis Dezember können sich dafür alle Unis bewerben, bei denen mindestens zwei Exzellenz-Cluster bewilligt wurden. Neben Heidelberg sind das 16 Universitäten und zwei Hochschulverbünde. Die Entscheidung über die maximal elf Elite-Unis, die jährlich zusammen 148 Millionen Euro erhalten, fällt im Juli 2019. Die Förderung ist auf Dauer angelegt, wird aber alle sieben Jahre evaluiert. dns

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Überhaupt überwog am Donnerstagnachmittag bei der Universität die Freude. "Das ist ein toller Erfolg. Wir sind weiter im Rennen um den Titel ,Exzellenzuniversität‘", betonte Rektor Bernhard Eitel stolz. Diese letzte Stufe im Wettbewerb werde zwar nochmal "heiß" - schließlich sind noch 18 Konkurrenten im Rennen um die maximal elf Plätze als Elite-Uni, darunter fünf aus Baden-Württemberg -, aber: "Wir haben hervorragende Ausgangsbedingungen und werden versuchen, das Beste daraus zu machen."

Glückwunsche kamen auch von Ministerin Theresia Bauer, die selbst hier studiert hat: "Chapeau - die Universität Heidelberg hat es wieder geschafft!", schrieb sie stolz in einer Presseerklärung. Als Wissenschaftsministerin hatte sie selbst an der entscheidenden Sitzung der Exzellenzkommission in Bonn teilgenommen.

Hintergrund

Für drei Forschungscluster hat sich die Ruperto Carola beworben, zwei wurden bewilligt, darunter auch der einzige, den die Uni allein beantragt hatte. Die RNZ stellt

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Für drei Forschungscluster hat sich die Ruperto Carola beworben, zwei wurden bewilligt, darunter auch der einzige, den die Uni allein beantragt hatte. Die RNZ stellt die drei Cluster, die alle in den Naturwissenschaften angesiedelt sind, vor:

"Structures: A unifying approach to emergent phenomena in the physical world, mathematics, and complex data" ("Strukturen: Ein vereinheitlichender Ansatz für Phänomene aus physischer Welt, Mathematik und komplexen Daten"): Der nun bewilligte Cluster war der einzig verbliebene, den die Ruperto Carola alleine beantragt hatte. Bei ihm sollen Fragen der Entstehung, Rolle und Aufdeckung von Struktur im Fokus stehen. Die Grundfrage ist: Materie tritt immer in Strukturen auf - warum ist das so? In einem breiten Bereich - von Teilchenphysik zur Kosmologie, von Quantenphysik zur Neurowissenschaft - sollen Strukturen in großen Datenmengen gefunden werden. Beantragt wurden dafür 6 Millionen Euro Förderung jährlich.

"3D Matter Made to Order" ("Dreidimensionale Materie auf Bestellung"): Dieser Cluster wurde gemeinsam mit dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT) eingereicht und wurde ebenfalls bewilligt. Er soll die Kernkompetenzen der Uni Heidelberg und des KIT, die Natur- und die Ingenieurwissenschaften, verbinden. Der Forschungscluster nimmt dreidimensionale Fertigungstechniken in den Blick - von Molekülen bis zu Abmessungen, die auch mit bloßem Auge erkennbar sind. Langfristig sollen mit höchster Geschwindigkeit und Auflösung Bauteile im Nanodruckverfahren entstehen. Sie könnten in Medizin, Biologie oder Materialwissenschaft genutzt werden. Hierfür sollen fast 10 Millionen Euro pro Jahr fließen.

"Exploring Dark Matter - Properties and Interactions of an Invisible World" ("Dunkle Materie erkunden - Wechselwirkungen einer unsichtbaren Welt"): Der Cluster "Dunkle Materie" ist der einzige, der gestern nicht bewilligt wurde. Hier wollten Universität und KIT gemeinsam den unsichtbaren Stoff erforschen, der rund 85 Prozent aller Materie im Universum ausmacht. (dns)

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Der einzige Wermutstropfen war, dass nicht alle drei Heidelberger Cluster gefördert werden. Es traf das Projekt "Dunkle Materie", das man gemeinsam mit dem KIT auf den Weg gebracht hatte. Aber Eitel versprach gleich: "Wir werden die Kollegen nicht hängen lassen. Das ist ja keine schlechte Idee." Schließlich gebe es auch andere Möglichkeiten, das Forschungsprojekt zu finanzieren.

Die Universität hat nun bis zum 10. Dezember Zeit, einen Antrag für den Exzellenzstatus zu stellen. Im Juli 2019 wird schließlich darüber entschieden. Diesen würde sie dann - im Gegensatz zu den bisherigen Exzellenzwettbewerben - auf Dauer erlangen. Sie müsste sich nicht erneut dafür bewerben, sondern lediglich alle sieben Jahre eine Evaluation überstehen.

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