Heidelberger Zoo

Neues Gehege bietet sechsmal mehr Platz für die Löwen (plus Video)

Spatenstich für neues Areal mit Kletterparcours und Flachwasserteich - 682.000 Euro gespendet - Im Sommer alles fertig

30.01.2018 UPDATE: 31.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden

Noch muss sich Berberlöwe "Chalid" im alten Gehege am Raubtierhaus präsentieren. Wenn im Sommer die neue Löwenanlage fertig ist, haben "Chalid" und das Weibchen "Binta" sechsmal mehr Platz als heute. Foto: Philipp Rothe

Von Timo Teufert

Heidelberg. Einen hat der ganze Trubel im Zoo gestern nicht interessiert: Während nur ein paar Meter vom Raubtierhaus entfernt der Spatenstich für das neue Löwengehege stattfand, zog es Berberlöwe Chalid vor, den Tag im Innengehege zu verbringen. Nur seine Partnerin Binta war ganz aufgeregt: Sie schlich am Zaun des alten Geheges auf und ab und behielt die Festgesellschaft im Auge. Rund 100 Zoofreunde waren gekommen, um den Beginn der Bauarbeiten für die neue Anlage, die auf der Grünfläche zwischen dem Raubtierhaus und der ehemaligen Bärengrube entsteht, zu feiern.

Hintergrund

Berberlöwen lebten bis zu ihrer Ausrottung in freier Wildbahn Mitte des 20. Jahrhunderts in den nordafrikanischen Halbwüsten und Steppengebieten sowie in Wäldern und im Atlasgebirge. Einzig die Tatsache, dass im Privatzoo des marokkanischen Königs ein kleiner Bestand der

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Berberlöwen lebten bis zu ihrer Ausrottung in freier Wildbahn Mitte des 20. Jahrhunderts in den nordafrikanischen Halbwüsten und Steppengebieten sowie in Wäldern und im Atlasgebirge. Einzig die Tatsache, dass im Privatzoo des marokkanischen Königs ein kleiner Bestand der nordafrikanischen Löwen-Unterart gehalten wurde, ermöglichte es, die Berberlöwen in Gefangenschaft zu erhalten. Auch wenn die Tiere nicht zu 100 Prozent die Gene der ursprünglichen Berberlöwen in sich tragen, sind sie der ausgerotteten Art sehr ähnlich.

Der Bestand der Tiere soll über das Erhaltungszuchtprogramm in verschiedenen Zoos ausgebaut werden, sodass möglicherweise eine Wiederauswilderung in ihrer ursprünglichen Heimat stattfinden kann. Aktuell leben weltweit nur rund 100 Berberlöwen in Zoos. Mit "Binta" und "Chalid", die im April 2016 aus dem Zoo Hannover nach Heidelberg kamen, will sich der Tiergarten an der Zucht der seltenen Berberlöwen beteiligen. tt

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Schon diesen Sommer sollen die beiden Löwen die neue Anlage nutzen können, die dann sechsmal mehr Platz bietet als das heutige Areal. Zunächst nur das Paar allein, doch im Zoo hofft man auch auf Nachwuchs. "Wir bauen hier ein Löwengehege, ein Gehege für Stachelschweine und Erdmännchen. Einen Ort, wo wir unsere Geschichte und Entwicklung präsentieren, einen Lernort für die wichtigen ökologischen Fragen rund um das Thema Räuber und Beute", erklärte Zoodirektor Klaus Wünnemann.

Alles zusammen werde ein faszinierendes Stück Zoo, ein Highlight mit Erlebnischarakter. "Für die Löwen wird nicht nur der zusätzliche Platz, sondern auch die Struktur mit Felshügeln zum Beobachten der Umgebung, mit Kletterparcours und einem Flachwasserteich zum Chillen neue Lebensqualität bieten", sagt Wünnemann. Das neue Gehege werde quasi eine Wellness-Oase für Chalid und Binta.

Und auch für die Besucher wird es neue Möglichkeiten geben, die Tiere zu beobachten: Etwa durch große Panzerglasscheiben, in einem Safarizelt, von einem Beobachtungspavillon aus, den man über eine Hängebrücke erreicht, oder in einem Geländewagen, der bis zur Frontscheibe im Gehege steht. Zudem können die Besucher künftig über eine Rampe in die ehemalige Bärengrube hinabgehen, wo Erdmännchen und Stachelschweine leben werden.

Symbolischer Spatenstich für die neue Löwenanlage (v.l.): Frank-Dieter Heck und Klaus Wünnemann vom Zoo, die Stadträte Jan Gradel, Kristina Essig und Karlheinz Rehm sowie Landschaftsarchitektin Christina Schehle und Detlef Böttinger von Böttinger Garten- und Landschaftsbau. Foto: Philipp Rothe

Wünnemann dankte den vielen Spendern, von denen gestern viele zum Spatenstich gekommen waren, für ihr Engagement und ihre Geduld. Denn bis es zum Spatenstich kam, dauerte es eine ganze Zeit: "Finanzierung, Abstimmung mit allen Beteiligten, Bauantrag. Das hat sich gezogen wie Kaugummi", so Wünnemann. Insgesamt habe der Zoo für das Projekt 628.000 Euro an Spenden gesammelt.

Neben vielen Einzelspendern und den zahlreichen Läufern, die bei den Löwenläufen nicht nur Geld, sondern auch Schweiß für die gute Sache eingesetzt haben, ist der Verein der Tiergartenfreunde der größte Einzelspender. Er stellte allein 80.000 Euro zur Verfügung. "Bis zum Ende der Baustelle werden wir sogar die 100.000-Euro-Marke erreichen", kündigte der Vorsitzende des Vereins, Jan Gradel, an.

Einen besonderen Dank richtete er an Sigrid Keil, die dem Verein 12.000 Euro für das Löwengehege spendete. "Ich bin Neuenheimerin und war schon immer viel im Zoo, auch als Kind. Und ich mag alle Tiere", begründet Keil ihr Engagement. Für sie sei von Anfang an klar gewesen, dass sie das Bauvorhaben für die Löwen unterstützt. "Denn die Löwen sollen auch so eine schöne Anlage bekommen wie die Elefanten", findet Keil.

Nach dem Spatenstich werden nun erst einmal weitere Abbrucharbeiten erledigt, bevor die Fundamente für den Zaun und die Panzerglasscheiben gegossen werden können. Danach werden das Gelände und der künstliche Felsen in der ehemaligen Bärengrube modelliert. Während der Bauzeit ist das Areal weiträumig abgesperrt, damit die Baufirmen arbeiten können. "Die Blass-Uhus können Sie so lange leider nicht sehen. Aber ich denke, es lohnt sich", sagte Klaus Wünnemann.

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