Radwegstreit wird Beitrag bei "Mario Barth deckt auf"
In Wiesenbach war ein Kamerateam für die RTL-Reihe unterwegs. Die Trassen-Alternative wird in der nächsten Ratssitzung vorgestellt.

Von Agnieszka Dorn und Felix Hüll
Wiesenbach. Ein Fernsehteam am Sportplatz und vor dem Rathaus? Ja, dieser Tage haben sich Kameraleute der Kölner Fernsehproduktionsfirma MoveMe GmbH in der Gemeinde am Sportplatz und vor der Gemeindeverwaltung aufgehalten. Auf Nachfrage erklärt eine RTL-Sprecherin, dass ein TV-Beitrag über den geplanten Radweg an der Landesstraße 532 (L 532) in der Sendereihe "Mario Barth deckt auf" angedacht sei.
Das erhofft sich Friedbert Kaiser, der für den Drehtermin Vertreter der Bürgerinitiative (BI) zusammengerufen hatte. Die Radwegfinanzierungsgeschichte von Wiesenbach soll wohl in der im Herbst 2023 ausgestrahlten Staffel gesendet werden. Und das, nachdem der Wiesenbacher Gemeinderat bereits im September 2021– vor zwei Jahren – einstimmig ein Radverkehrskonzept verabschiedet hatte und die Rhein-Neckar-Zeitung seither wiederholt aktuell über die darauf folgenden Entwicklungen berichtet hatte.

Voraussichtlich in der Sitzung des Wiesenbacher Gemeinderates am 21. September will die Verwaltung der Bürgervertretung eine neu ausgearbeitete "Alternativtrasse" vorlegen. Demnach sollen lediglich nur halb so viele Bäume gefällt werden wie bislang geplant. Und es geht um einen barrierefreien Ausbau des geplanten Radwegstückes, obgleich Bau und Finanzierung des Projekts zwischen den Beteiligten bereits vertraglich festgezurrt sind.
Bürgerinitiative hofft aufs Fernsehen
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Wie wiederholt berichtet kritisiert eine inzwischen 200 Mitglieder zählende Bürgerinitiative um den einstmaligen Bürgermeister Friedbert Kaiser und um Peter Carlin, dass für eine Radwegverbindung über 550.000 Euro Steuerzahlergeld ausgegeben werden sollen, obwohl ein bestehender Radweg vorhanden ist.
Leider werde dies beim Wort "Zuschüsse" oftmals vergessen. Anstatt die Bürger aufgrund der Preissteigerungen und hohen Energiekosten zu entlasten, werfen Gemeinde, Land und Bund für dieses Projekt Kaiser zufolge das Geld einfach zum Fenster heraus.
Kaiser hofft, dass das geplante Rad-Projekt die Kosten-Nutzen-Analyse und die Umweltverträglichkeitsprüfung nicht besteht. Gemeinderat, Bürgermeister Eric Grabenbauer und Aufsichtsinstanz Regierungspräsidium Karlsruhe halten dagegen, dass trotz Aufforderung der BI, die Ausgabe zu prüfen und zu streichen, alle Beteiligten wiederholten, dass dieser Radweg sinnvoll das bestehende Netz ergänze und erforderlich sei.
"Weil wir als BI der Meinung sind, der Radweg ist finanziell und ökologisch unsinnig, hatten wir für die Aufnahmen Mitstreiter informiert", erklärt Friedbert Kaiser, wie es jetzt zu den Filmaufnahmen kam. Er selbst habe sich schon im November 2022 an RTL gewandt, aber erst jetzt, auf einen weiteren Kontakt durch einen Wiesenbacher Bürger, habe sich jemand vom Sender bei ihm gemeldet und den Drehtermin angekündigt. "Als die dann kamen, wollte die SG 05 eigentlich gerade den Platz mähen, haben dann aber die Aufnahmen zugelassen", berichtet Kaiser.
Es wurden Gespräche mit fünf Bürgern aufgezeichnet und Radler auf dem bestehenden Radweg gefilmt. Für Aufnahmen hatte auch eine Drohne eingesetzt werden sollen, um die Situation sozusagen von oben zu veranschaulichen. Vor Ort dabei war auch Angela Finger-Erben. Für sie war auf dem Sportplatz ein Sessel für die Aufnahmen aufgestellt worden.
Finger-Erben fungiert als einer der "Spürhunde" in Barths Sendereihe. Spürhunde, meist bekannte Fernsehgesichter wie Moderatorin Finger-Erben, stellen gleichsam als Paten den jeweiligen Fall dar, bei dem Gelder ausgegeben werden, die in den Augen der Sendungsmacher hätten eingespart werden können. Kritiker urteilen, Mario Barths Sendung sei populistisch und ordne journalistische Arbeit in den Beiträgen gern schnellen Witzen und guten Quotenergebnissen unter.
Bürgermeister hält Weg für richtig
Laut Kaiser haben sich die Fernsehleute insgesamt fünf Stunden im Ort aufgehalten und auch versucht, Bürgermeister Eric Grabenbauer zu interviewen. Kaiser: "Wir hätten uns über ein Streitgespräch gefreut. Es wäre doch ein willkommenes Mittel, eine Gegenrede zu halten."
Der Bürgermeister habe den Fernsehleuten hingegen nur schriftlich geantwortet. Auf Nachfrage bestätigt Bürgermeister Grabenbauer, dass er per E-Mail Fragen beantwortet habe, aber nicht vor laufender Kamera. Grabenbauer: "Ich wurde nicht eingeladen. Ich hab’ geschrieben, warum der Radweg notwendig ist, dass der Anteil der Gemeinde 30.000 Euro beträgt und das Land 520.000 Euro trägt. Dass das Land bezahlt, ist unterschrieben, und dass wir eine Alternativtrasse besprochen haben."
Das Ingenieurbüro müsse noch zeichnerisch festhalten, was den Gemeinderäten in der Septembersitzung präsentiert werde. Grabenbauer bleibt auch ungeachtet der Barth-Sendepläne zuversichtlich: "Alle Beteiligten sind überzeugt, dass es so richtig ist. Wir sind im vordringlichen Bedarf des Landes mit dem Ausbau. Der Radweg wird gebaut."