Geplanter Radweg-"Lückenschluss" sorgt weiter für Streit
Die Bürgerinitiative kritisiert das Projekt weiterhin als "Geldverschwendung". Das Land plant trotzdem weiter.

Wiesenbach. (cm) Der geplante Bau eines nur 350 Meter langen Radwegs am Ortsausgang Richtung Langenzell sorgt in Wiesenbach weiter für Zündstoff. Denn dieser würde parallel zu einem vorhandenen Weg entlang des Biddersbachs verlaufen. Bereits Ende des vergangenen Jahres hatte sich eine Bürgerinitiative um Ex-Bürgermeister Friedbert Kaiser gebildet. Diese sieht in dem rund 550.000 Euro teuren Vorhaben von Land und Gemeinde keinen "Lückenschluss" zwischen dem Sportplatz und dem Hochwasserrückhaltebecken, sondern eine Steuergeldverschwendung.
Der Radweg soll südlich der Landesstraße L532 zwischen Fahrbahn und Fußballplätzen verlaufen und am Kreisel einen Übergang zu der Park- und Mitfahranlage ermöglichen. Das Land trägt den Großteil der Kosten. Die Gemeinde muss nur rund 30.000 Euro aufbringen, was auch der Gemeinderat befürwortete.
Die Bürgerinitiative sieht dies anders. Sprecher Kaiser berichtet, dass der Kreis der Unterstützer von zehn auf inzwischen 180 Personen angewachsen sei. "Es werden täglich mehr", sagt er. Mitte Dezember sei die Initiative "formell gegründet" und ein Sprecherteam gewählt worden, zu dem auch Peter Carlin und Walter Müller gehören. Ebenfalls noch vor Weihnachten wurde ein offener Brief an die Gemeinderäte übergeben, mit der Bitte, die Entscheidung zu überdenken. "Keiner hat geantwortet", kritisiert Kaiser. Bürgermeister Eric Grabenbauer habe mitgeteilt, dass ein von der Initiative anfangs geplantes Bürgerbegehren mit dem Ziel eines Bürgerentscheids nicht möglich sei: Die Vereinbarung mit dem Land sei schon unterschrieben.
Aktuell prüfe die Initiative eine Petition. Auch der juristische Weg stehe offen. Denn der geplante Eingriff nach dem Bundesnaturschutzgesetz sei nur möglich, wenn es keine Alternativen gebe. Diese sei jedoch mit dem bestehenden Radweg vorhanden. "Es geht uns ums Geld, um den Eingriff in die Natur und um die Verschandelung der Landschaft durch eine hohe Stützwand im Hang", betont Kaiser. Ihn ärgert auch die Stellungnahme des Regierungspräsidiums als Behörde des Landes. Dieses argumentiere mit einer neuen Querungshilfe über die L532 durch den Radweg. Eine solche sei aber mit einer Fußgängerinsel am Kreisverkehr bereits vorhanden, so Kaiser. Zudem werde keine "Entflechtung des Verkehrs" erreicht, wie die Behörde meine, sondern genau das Gegenteil.
Der FDP-Landtagsabgeordnete Christian Jung mit Neckargemünder Wurzeln war unlängst auf Einladung der Initiative zu einem Ortstermin nach Wiesenbach gekommen. Er ist Sprecher der FDP-Landtagsfraktion für Verkehr. Jung zeigte nach eigenen Angaben "großes Verständnis für das Begehren der Bürgerinitiative". "Insbesondere der eklatante Eingriff in die Natur – mit einer zusätzlichen Stützmauer – und die verheerende Öko-Bilanz bestürzten den Abgeordneten, genauso wie die exorbitanten Kosten von über einer halben Million Euro", hieß es. Die Begründung für einen zweiten Radweg sei "augenscheinlich konstruiert, widersprüchlich und teils irrelevant". Die Planung könnte gegen Vorschriften des Naturschutzrechts verstoßen, so Jung, der auch die Einbeziehung der Einwohner vermisste.
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Anders bewertet das Regierungspräsidium das Vorhaben: "Unserer Einschätzung nach stellt das geplante Projekt einen verkehrlich sinnvollen Lückenschluss dar und verbessert insbesondere die nahräumige Radverkehrsführung", so Sprecherin Lilly Börstler. "Zudem wird durch die direkte Führung des Radverkehrs und die Entflechtung der Verkehrsarten die Sicherheit und Attraktivität des Verkehrs nahräumig gesteigert." Ziel sei auch die Radverkehrsanbindung der nördlich der L532 gelegenen Ortsteile, einschließlich des geplanten Neubaugebietes. Die Planung werde gemäß einer geschlossenen Vereinbarung zwischen Land und Gemeinde von der Gemeinde durchgeführt. Auch Wiesenbachs Bürgermeister Grabenbauer hatte stets die Sinnhaftigkeit des Projekts betont und auf die einstimmige Entscheidung des Gemeinderates verwiesen.