1899 Hoffenheim

Hopp-Hass erreicht neue Dimension - Ermittlungen des DFB (Update)

TSG-Geschäftsführung reagiert mit einem Offenen Brief auf die wüsten BVB-Fan-Proteste im Stadion - Sie spricht von "Mordaufruf"

23.09.2018 UPDATE: 24.09.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 9 Sekunden
Die BVB-Anhänger hatten das Banner mit der Aufschrift "Hasta la vista, Hopp" unmittelbar vor dem Anpfiff aus- und wenige Minuten später wieder eingerollt. Foto: dpa

Von Joachim Klaehn

Sinsheim/Heidelberg. Da war sie wieder - die hässliche Fratze des Fußballs. Am Samstag, beim emotionalen Kräftemessen zwischen Hoffenheim und Dortmund.

Das Traurige dabei: Die Anfeindungen gegen TSG-Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp (78) haben eine neue Dimension erreicht. Widerliche Banner der BVB-Fans wie "Strafverfahren und Hausverbote wegen beleidigenden Gesängen? Was soll die Scheiße, Du Hurensohn!?", "Hopp, Du Bastard!" und das berüchtigte Fadenkreuz-Plakat waren im ausverkauften Stadion nicht zu übersehen. Hinzu kamen Minuten lange Schmähgesänge, die mit einem lautstarken Pfeifkonzert des Publikums quittiert wurden. Eine aufgeladene, hoch brisante Atmosphäre herrschte rund um die Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena.

Dietmar Hopp durchschritt wie immer die Mixed Zone. Hopp wurde gefragt, was er denn zu den BVB-Fans sage? Seine kurze Antwort: "Nichts!"

Screenshot: RNZonline

Stattdessen bezogen andere übers Wochenende nach den wüsten Protesten Stellung. Allen voran Dr. Peter Görlich und Frank Briel, die beiden Hoffenheimer Geschäftsführer. In einem Offenen Brief wendeten sie sich "an die Klubs, Gesellschaften und Vereine der 1. und 2. Fußball-Bundesliga, an den Deutschen Fußball-Bund, an die Deutsche Fußball Liga, an die Fußballfans in Deutschland".

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Herausgekommen ist ein öffentlich verbreitetes Schriftstück, das eine Mischung aus Weckruf, Mahnruf und Notruf darstellt: "Mit tiefer Erschütterung haben wir die Anfeindungen gegen Dietmar Hopp im Rahmen unseres Heimspiels am Samstag gegen Borussia Dortmund erlebt. Wir verurteilen diese auf das Schärfste", so die beiden TSG-Verantwortlichen unmissverständlich, "denjenigen, die mit unverhohlenem Hass und Hetze bis hin zu einem Mordaufruf nicht nur die Werte des Fußballs verraten, sondern eindeutig gegen Recht und Gesetz verstoßen, müssen wir entschieden entgegentreten: Vereine, Verbände, Verantwortliche, Spieler und Fans. Dafür braucht es Haltung und Integrität."

Nach dem 1:1 hatte bereits "Hoffes" Cheftrainer Julian Nagelsmann einen eindringlichen Appell losgelassen: "Man spricht immer davon, dass sich der Fußball von den Fans wegbewegt, vielleicht sollten sich auch die Fans wieder mehr zum Fußball hinbewegen."

Die RNZ hakte bei Dieter Klumpp, Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Mannheim, genauer nach, welche Bilanz aus Sicht der Gesetzeshüter zu ziehen sei. Laut Klumpp kam es nach dem Abpfiff zu keinen schwereren Verletzungen, aber doch zu drei, vier Schubsereien und verbalen Scharmützeln zwischen Hoffenheimer und Dortmunder Anhängern. "Wir haben fünf Anzeigen aufgenommen", so Klumpp. Bereits eine Stunde vor Spielbeginn hätten BVB-Fans im Gästebereich Toiletten verwüstet, Wasserhähne und Siphons zerstört.

Die mit Stadionverboten bestraften Borussen-Anhänger hätten das Match in einer benachbarten Gaststätte im Fernsehen verfolgt und seien später mit Fanbussen ohne Zwischenfall abgereist. Vom unrühmliche Geschehen im Gästeblock machte die Polizei Videoaufnahmen und wird diese sorgfältig auswerten. "Das waren sicher Reaktionen auf die Verbote. Doch Emotionalität hin oder her, es gibt Grenzen, die hier deutlich überschritten wurden", konstatierte Klumpp.

Die BVB-Führungsriege entschuldigte sich unisono, allen voran Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. "So ein Verhalten entspricht in keinster Weise unseren Werten", sagte Watzke, "das ist nicht zu akzeptieren!" Der 59-Jährige will diese Woche das persönliche Gespräch mit Hopp suchen. Watzke tut dies längst nicht zum ersten Mal.

Am Montag hat der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes nach den Dortmunder Fan-Beleidigungen gegen Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Dies teilte der DFB mit. Ermittelt werde wegen Schmähplakaten und -gesängen und auch wegen beschädigter Sanitäranlagen im Gästebereich.

Das Verfahren richtet sich gegen die TSG 1899 Hoffenheim wegen des Verdachts auf nicht ausreichenden Ordnungsdienst und gegen Borussia Dortmund wegen unsportlichen Verhaltens der Anhänger.

Update: 24. September 2018, 12.50 Uhr

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