1899 Hoffenheim

Freiburgs Coach findet Nagelsmann Videoleinwand cool

Vor dem badischen Duell verteidigt Christian Streich seinen Berufsstand

25.01.2019 UPDATE: 26.01.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Sie begegnen sich stets respektvoll: Julian Nagelsmann (links) und Christian Streich. Foto: dpa

Von Christoph Ruf

Freiburg. Es ist gut möglich, dass Vincenzo Grifo im Freiburger Mannschaftskreis ein paar Interna aus Hoffenheim weitererzählt hat. Doch wenn dem so gewesen sein sollte, wird die Öffentlichkeit darüber nicht viel erfahren. Freiburgs Trainer Christian Streich schüttelte bei der Spieltags-Pressekonferenz jedenfalls energisch den Kopf, als er gefragt wurde, was ihm Grifo, der ja erst Anfang Januar von Hoffenheim nach Freiburg verliehen worden ist, so berichtet habe.

"Hoffenheim wird uns nicht überraschen, und wir werden sie nicht überraschen." Zu oft hätten beide Trainer die jeweils andere Mannschaft schon gesehen, als dass am Samstag(15.30 Uhr/live auf Sky) einer von beiden aus allen Wolken fallen würde, wenn er die Mannschaftsaufstellung sieht. "Seit Julian Nagelsmann dort Trainer ist, habe ich sicher 25 Spiele von ihnen über 90 Minuten gesehen."

Hintergrund

Ausgeglichener geht‘s nicht

Jeweils vier Siege, neun Unentschieden und 27:27-Tore: Nach bisher 17 absolvierten Bundesliga-Duellen liegen die TSG und der SC gleichauf. Im Schwarzwald-Stadion hat aber Freiburg die Nase vorn, von acht Spielen konnte

[+] Lesen Sie mehr

Ausgeglichener geht‘s nicht

Jeweils vier Siege, neun Unentschieden und 27:27-Tore: Nach bisher 17 absolvierten Bundesliga-Duellen liegen die TSG und der SC gleichauf. Im Schwarzwald-Stadion hat aber Freiburg die Nase vorn, von acht Spielen konnte "Hoffe" nur ein einziges gewinnen (am 1. November 2009 mit 1:0). Dazu gab es drei Niederlagen und vier Remis. Im Hinspiel gewann 1899 nach einem 0:1-Pausenrückstand noch mit 3:1. Adam Szalai schaffte einen Doppelpack und Sturmkollege Andrej Kramaric stellte wenige Sekunden vor dem Abpfiff das Endergebnis her.

Es sagte…

"Ich würde mich schon als sein Freund an der Seitenlinie bezeichnen. Er muss mir keinen Kaffee bringen in der Coaching Zone, von daher ist das auch okay, wenn er mal rüber schreit." - Julian Nagelsmann über seine Wertschätzung für SC-Trainer Christian Streich und dessen emotionale Art am Spielfeldrand.

So könnten sie beginnen

SC Freiburg: Schwolow - Gulde, Koch, Heintz - Kübler, Gondorf, Haberer, Günter - Frantz, Waldschmidt - Petersen.

TSG 1899 Hoffenheim: Baumann - Posch, Vogt, Hübner - Kaderabek, Grillitsch, Schulz - Demirbay, Bittencourt - Joelinton, Kramaric.

Schiedsrichterin: Steinhaus (Hannover). (nb)

[-] Weniger anzeigen

Lob für Nagelsmann

Das allerdings, weiß Streich, bedeutet keine Entwarnung angesichts der Qualität des Hoffenheimer Personals: "Ich weiß, was Demirbay macht. Aber oft kann man das trotzdem nicht verhindern, weil er es so gut macht." Immerhin: Von den letzten acht Heimspielen gegen die Kraichgauer verlor der Sportclub nur eines. Und das war 2009.

Auch interessant
TSG Hoffenheim: Grifo darf nicht für Freiburg gegen 1899 spielen
TSG 1899: Hoffenheim vor Verpflichtung von Lucas Ribeiro - "Details zu klären"
1899 Hoffenheim: Gelingt gegen Freiburg der erste Sieg seit November?
TSG 1899 Hoffenheim: "Haben ordentlich Ergebnisdruck auf dem Kessel"

Grifo jedenfalls wird das Spiel nur von der Tribüne aus sehen können. Hoffenheim hatte bei den Leihmodalitäten auf einen Passus bestanden, wonach der gebürtige Pforzheimer bei dem Spiel gegen die Kraichgauer nicht teilnehmen darf. Ob das arbeitsrechtlich zulässig war, ist zwar umstritten. Doch in Freiburg steht nicht zur Debatte, diese Frage juristisch klären zu lassen, oder Grifo gar absprachewidrig einzusetzen. Dazu sind die Geschäftsverbindungen zwischen beiden Vereinen zu gut. Weder Streich noch Sportvorstand Jochen Saier ließen sich dazu irgendwelche Aussagen entlocken.

Offen ließ Streich auch, in welcher taktischen Formation er das badische Duell angehen wird. Bei der 1:3-Niederlage zum Rückrundenauftakt in Frankfurt hatte sein Team in einem 5-4-1-System verteidigt und offensiv 3-4-3 gespielt. Mike Frantz, eine gelernte Offensivkraft, hatte dabei den verletzten Linksverteidiger Christian Günter ersetzt. Günter, der in der vergangenen Saison nicht eine Minute gefehlt hatte und als Leistungsträger in der Defensive gilt, steht nun nach seiner im Trainingslager erlittenen Muskelblessur allerdings wieder zur Verfügung. "Wenn nichts mehr passiert, wird er spielen", kündigte Streich dann auch an.

Eine hohe Meinung hat der 53-Jährige derweil von seinem Kollegen. Der sei ein "absoluter Fußballfachmann mit guten Leuten im Trainerteam". In solch jungen Jahren eine Profimannschaft zu trainieren, berge aber auch Gefahren. Dem erst 31-Jährigen sei jedenfalls zu wünschen, dass er Menschen um sich habe, die ihm positives wie auch negatives Feedback gäben. Sich selbst hätte Streich es jedenfalls nicht zugetraut, mit nicht einmal 30 Jahren eine Profimannschaft zu trainieren. "Unmöglich, ich hätte das in dem Alter nicht gekonnt."

Passend zum badisch-badischen Duell kam nun mitten in der Diskussion um taktische Formationen und die Frage nach dem perfekten Zeitpunkt für Systemumstellungen das schöne Dialekt-Wort "Dubel" (hochdeutsch in etwa: "Trottel", "Depp") zum Einsatz - in einem flammenden Plädoyer des Freiburger Trainers für etwas mehr Respekt gegenüber seiner Zunft. Ob ein Kollege seinen Job gut versehe oder nicht, könne man nicht anhand des Ausgangs dreier Spiele beurteilen.

Lächerlich sei es , wenn ein erfahrener Mann wie Friedhelm Funkel in Düsseldorf angezählt werde, plötzlich aber der Held sei, wenn sein Team zweimal in den Schlussminuten eine Partie drehe. "Wir Trainer sind ein Mosaikteil im Gefüge einer Mannschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Deswegen sind wir nicht die Dubel, wenn wir öfter verlieren, und wir sind nicht die Könige, wenn wir mehr gewinnen als es uns zugetraut wird."

Eine Sache immerhin scheint doch aus dem Innenleben des Trainingsbetriebes bei der TSG nach außen gedrungen zu sein. Dass Julian Nagelsmann auf eine riesige Videoleinwand zurückgreifen kann, mittels derer einzelne Spieler noch während der Trainingseinheiten auf Fehler aufmerksam gemacht werden können, hat Streich imponiert: "Ich bin zwar jetzt nicht der totale Technikfreak, aber das finde ich schon cool."

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.