Hoffenheim gegen Stuttgart

"Eisen-Ermin" und der angeschlagene Boxer

Hoffenheims Innenverteidiger kennt im Landesderby am Samstag beim VfB Stuttgart 90 Minuten lang keine Freunde

14.03.2019 UPDATE: 15.03.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 13 Sekunden

Jubelten im vergangenen Mai noch gemeinsam: "Hoffes" Ermin Bicakcic (4) und Steven Zuber, der inzwischen für den VfB am Ball ist. F.: APF

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Ermin Bicakcic macht in der Regel keine Gefangenen. Den Spitznamen "Eisen-Ermin" trägt er nicht umsonst. Denn auf dem Feld kennt der robuste Innenverteidiger keine Kompromisse. Schon gar nicht am Samstag. Denn dann steht für den 29-Jährigen ein Spiel an, das "wie immer einen besonderen Touch hat". Schon am Sonntagabend, nachdem Bicakcic mit der TSG Hoffenheim den 1. FC Nürnberg bezwungen hatte, richtete der bosnische Nationalspieler seinen Blick auf das Landesderby beim VfB Stuttgart am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Insgesamt sechseinhalb Jahre trug er, der als 15-Jähriger Heilbronn verließ, um sich der Jugendabteilung der Schwaben anzuschließen, den roten Brustring auf dem Trikot: "Für mich persönlich ist das immer ein geiles Spiel, ich kenne ja auch noch einige Leute dort."

Alte Bekannte, die er auf dem Feld wiedertrifft, will Bicakcic allerdings - zumindest für 90 Minuten - vergessen. Wie ist es denn, wenn dann plötzlich ein Steven Zuber (der Schweizer schloss sich im Winter für ein halbes Jahr leihweise dem VfB an) auf einen zuläuft, Herr Bicakcic? "Steven wer?", konterte "Hoffes" Nummer vier ohne mit der Wimper zu zucken. Und schickte freilich umgehend versöhnliche Töne ins Schwabenland. Mit Steven sei alles gut und man stehe auch privat nach wie vor in Kontakt. "Aber auf dem Platz gibt es keinen Steven Zuber - sondern nur einen im VfB-Trikot."

Natürlich war die positive Entwicklung der Hoffenheimer Leihgabe auch auf der turnusmäßigen Pressekonferenz mit Julian Nagelsmann Thema. "Steven war immer motiviert, auch bei uns", sagte der TSG-Trainer am Donnerstagvormittag: "Jetzt ist er es vielleicht noch ein paar Prozentpunkte mehr, weil er mir zeigen will, dass es falsch war, ihn nicht immer spielen zu lassen." Besonders freue Nagelsmann, dass der 27-Jährige zuletzt an vielen Toren beteiligt gewesen sei (vier Tore, eine Vorlage in den letzten vier Spielen), "wenngleich er seine Serie am Samstag nicht zwingend ausbauen muss."

Zumal Nagelsmann mit dem VfB noch eine Rechnung offen hat. Die beiden bisherigen Bundesligaduelle in Stuttgart gingen verloren (1:5 und 0:2). Der 31-jährige Fußballlehrer ist jedoch optimistisch, dass keine weitere Derbyniederlage hinzukommt. "Im Nachwuchs habe ich immer gewonnen beim VfB, bei den Profis hat es noch nicht so geklappt. Ich glaube aber, es ist ein ganz guter Zeitpunkt, das nun zu ändern."

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Dabei mithelfen soll auch wieder Kerem Demirbay. Der Spielmacher sei nach seiner Wadenverletzung wieder im Training. Kasim Adams steht nach abgesessener Sperre wieder zur Verfügung und auch Reiss Nelson, den Nagelsmann aufgrund einer "erzieherischen Maßnahme" gegen Nürnberg nicht in den Kader berufen hatte, sei wieder eine Option. Die ganz große Dürre im Hoffenheim-Kader scheint also überwunden. Es werden aber sicherlich ein paar Spieler von Beginn an ranmüssen, die noch nicht wieder bei 100 Prozent seien, so Nagelsmann. Der Ex-Stuttgarter Lukas Rupp, der sich vor fast einem Jahr an alter Wirkungsstätte das Kreuzband gerissen hatte, fehlt weiterhin genauso wie Dennis Geiger, der sich einer Leistenoperation unterziehen musste.

Der Auftrag fürs Duell mit den Landeshauptstädtern ist klar definiert. "Wir wollen dreifach punkten und so gehen wir die Sache auch an", kündigte Bicakcic an. "Auch, wenn Stuttgart in den unteren Tabellenregionen steht", sagt Bicakcic über den Tabellen-16., "müssen wir höllisch aufpassen, uns voll fokussieren und konzentrieren". Nicht umsonst sage man schließlich: "Angeschlagene Boxer sind die gefährlichsten."

Diese Redewendung nahm sein Trainer gerne auf. "Jeder Gegner in der Bundesliga ist gefährlich", sagte Nagelsmann, "aber wenn der Boxer angeschlagen ist, dann wäre es ratsam, ihm noch eine zu verpassen, dass er auch liegt. Das sei - natürlich nur metaphorisch - auch das Ziel." Schlagfertig genug sind Ermin Bicakcic und Julian Nagelsmann allemal.

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