Saisonabschluss der 1899 Hoffenheim

Abschlussparty über den Dächern von Heidelberg

Nagelsmann verrät nach dem 0:0 gegen Augsburg die internen Saisonziele -

21.05.2017 UPDATE: 22.05.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 27 Sekunden

Das erste Mal international: Die Hoffenheimer Profis (l.) tollen am Samstag wie kleine Jungs nach dem Saisonende und Platz vier im Tableau auf dem Rasen herum. Erfolgstrainer Julian Nagelsmann (r.o.) mimt den Zaunkönig und stimmt die "Humba" an. Torhüter Oliver Baumann (r.u.) winkt nach der erfolgreichsten Spielzeit locker den TSG-Anhängern zu. Fotos: APF

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Es gab in dieser für die TSG 1899 Hoffenheim so erfreulich verlaufenden Saison noch ein allerletztes Geheimnis, das Trainer Julian Nagelsmann am Samstagabend lüftete. Den Notizblock mit dem fett gedruckten Schriftzug "TOP COACH". Als Überschrift für die Spielzeit 2016/17 wählte der 29-jährige Senkrechtstarter "Ziele der Saison" - und zwar im Plural. Dabei differenzierte er zwischen einem realistischen Ziel ("einstelliger Platz, Viertelfinale DFB-Pokal"), einem öffentlichen Ziel ("Stabilisierung, 70 Minuten Leistung bringen, sorgenfrei") sowie einem ambitionierten Ziel ("Europa League, Halbfinale DFB-Pokal"). Nach 34 Spieltagen ließ sich feststellen: "Hoffe" hat sich in der neunten Erstliga-Spielzeit selbst übertroffen und landete im Endklassement auf Rang vier, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt.

"Ich glaube, dass wir eine außergewöhnliche Saison gespielt haben", frohlockte Nagelsmann, nachdem er die erste Enttäuschung über ein fades 0:0 gegen den FC Augsburg überwunden hatte, "die Champions-League-Hymne werden wir auf jeden Fall hören. Darauf freue ich mich am meisten."

Die beste Runde mit insgesamt 62 Pluspunkten und ohne eine einzige Heimniederlage (11 Siege, sechs Unentschieden) hätte nach dem Fast-Abstieg 2015/16 kaum jemand für möglich gehalten. Außer dem ehrgeizigen TSG-Cheftrainer mit seinem Mitarbeiterstab vielleicht, die an Rudy und Co. glaubten, zumal die Mannschaft in der Hinserie als unbezwingbar galt, was das Selbstbewusstsein weiter enorm steigern sollte. Trotz der vielen positiven Resultate schaffte es Nagelsmann, dass die Hoffenheimer sportlich zu keinem Zeitpunkt die Bodenhaftung verloren. "Bescheidenheit. Das Tun steht immer vor dem Haben", so lautete das wohltuende Motto, welches der clevere Motivator über die genannten drei Ziele in seinem "Studentenblock" stellte. Typisch Nagelsmann eben, ohne großes Brimborium darum zu machen.

Hoffenheims Klubeigner und Mehrheitsgesellschafter Dietmar Hopp (77) marschierte am Samstag durch die Mixed Zone Richtung Kabine, bereit fürs "Zicke zacke" und für die Lobeshymne auf die "Nagelsmänner". "Platz vier ist eine Sensation, wir sind glücklich. Im Spiel hat man gemerkt, dass es für beide Seiten schwierig war. Augsburg hat sich den Punkt verdient", sagte Hopp und lächelte schließlich in die Runde.

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Zuvor hatten die 30.150 Zuschauer in der wiederum ausverkauften Rhein-Neckar-Arena Magerkost geboten bekommen. Torchancen hatten bis auf die beiden Pfostenschüsse von Andrej Kramaric (68.) und Nadiem Amiri (80.) Seltenheitswert, es fehlte "Hoffe" an Ideen und Präzision, um den kompakten Abwehrriegel der Fuggerstädter zu knacken. Die Augsburger "Puppenkiste" blieb geschlossen - die Oberschwaben machten es geschickt, legten die TSG-Rastellis trotz 76 Prozent Ballbesitz (!) an die Leine. "Natürlich hätten wir gerne 7:0 gewonnen, doch die Augsburger sind mit Mann und Maus hinten drin gestanden", räumte Sandro Wagner ein. Sie brauchten sich nicht großartig zu grämen, zumal der BVB trotz zweier Rückstände gegen Werder Bremen (4:3) die Wende packte. Hoffenheim durfte sich lediglich 32 Minuten lang sicher in der Königsklasse wähnen ...

"Wir sind alle extrem ehrgeizig. Ich traue der Mannschaft zu, dass wir uns in den Playoffs durchsetzen", gab Nagelsmann nach dem Saisonabpfiff schon mal die Parole für die internationale Feuertaufe am 15./16. und 22./23. August aus.

Klar ist: Die Truppe wird bis dato ein anderes Gesicht haben. Darüber hinaus kommt es innerhalb der Führungsspitze zu Veränderungen. Laut Informationen der RNZ und des Fachmagazins kicker wird Hansi Flick (52) als Geschäftsführer Sport bei "Hoffe" installiert, neben Peter Görlich (Innovation, Marketing und Medien) und Frank Briel (Finanzen und Organisation). Manager Alexander Rosen (Vertrag bis 2018) wollte sich zu dieser Personalie am Samstag nicht äußern, Nagelsmann reagierte leicht genervt: "Ich kümmere mich um die Mannschaft. Alles andere sollen die entscheiden, die es entscheiden dürfen, und das bin nicht ich als Cheftrainer. Ich habe jedes Wochenende 26 Entscheidungen zu fällen."

Geheime Kommandosache war zum Kehraus ebenfalls die Party. Nach dem Abschied von den TSG-Fans ging es gegen 22 Uhr in die Heidelberg Print Media Academy. In der exklusiven Eventlocation "level 12" wurde über den Dächern der Universitätsstadt mit rund 130 geladenen Gästen gefeiert. Am Sonntagmorgen hob für ein Großteil des Teams der Flieger nach Ibiza ab. Im 50 Meter hohen Glaskubus hatte "Hoffe" schon mal 2013 den Klassenverbleib gefeiert. Damals unten, heuer oben in der 12. Etage - passend zum Tabellenbild ...

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