Daimler-Chef Ola Källenius: Bis Ende 2022 fallen 10 000 Stellen weg. Foto: dpa
Stuttgart/Mannheim. (dpa/kla) Das Sparprogramm beim Autobauer Daimler wird in den kommenden drei Jahren weltweit mehr als 10.000 Arbeitsplätze kosten. Um wie geplant 1,4 Milliarden Euro beim Personal einzusparen, will der Stuttgarter Konzern in der Verwaltung vor allem frei werdende Stellen nicht nachbesetzen, die Altersteilzeit ausweiten und Mitarbeitern Abfindungen anbieten. Entsprechende Eckpunkte zur "Verschlankung des Unternehmens", wie Daimler es formulierte, haben Konzernführung und Gesamtbetriebsrat ausgehandelt. Details sind noch rar, klar ist aber zumindest: Am Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2029 wird nicht gerüttelt.
Vorstandschef Ola Källenius hatte die Sparpläne Mitte November schon einmal grob skizziert. Am Freitag war es dann Personalvorstand Wilfried Porth, der verkünden musste, was das 1,4-Milliarden-Ziel konkret für die Arbeitsplätze bedeutet. "Mit den jetzt gemeinsam mit dem Betriebsrat beschlossenen Eckpunkten zur Verschlankung des Unternehmens können wir dieses Ziel bis Ende 2022 erreichen", sagte Porth und versprach, so sozialverträglich wie möglich vorzugehen.
Aus Sicht des Konzerns ist das Personal – rund 300.000 Beschäftigte weltweit, davon 178.000 in Deutschland und 8600 in Mannheim – zu teuer, was die Wettbewerbsfähigkeit schmälert. Zugleich muss Daimler das nötige Geld zusammenbekommen für Investitionen in Zukunftsthemen wie die Elektromobilität oder das autonome Fahren – und das zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Die weltweite Autokonjunktur lahmt, es gab Produktions- und Absatzprobleme, zudem musste der Konzern zuletzt Milliardensummen vor allem für seine Diesel-Altlasten zurücklegen. Auch die Einhaltung der Vorgaben der EU für den Kohlendioxid-Ausstoß (CO2) der Neufahrzeuge kostet viel Geld. Gleich zweimal musste Källenius die Jahresprognose für 2019 nach unten korrigieren. Im zweiten Quartal rutschte Daimler gar in die roten Zahlen.
Um das aufzufangen, will Källenius nicht nur beim Personal sparen. Auch die Materialkosten sollen runter, die Investitionen gekappt, die Modellpalette gestrafft und der ganze Laden effizienter aufgestellt werden. Was das Personal angeht, müsse man vor allem auf das schauen, was sich kurzfristig realisieren lasse, sagte Porth. "Wir wollen diese 1,4 Milliarden ja in den nächsten drei Jahren einsparen." Er sprach von einer niedrigen fünfstelligen Zahl an Arbeitsplätzen, um die es gehe – und zwar ausschließlich in den sogenannten indirekten Bereichen, also alles abseits der Produktion.
Der Mannheimer Betriebsratschef Joachim Horner geht dementsprechend davon aus, dass im Benz-Werk kein Schwerpunkt der Maßnahmen sein wird. "Verwaltung haben wir hier verhältnismäßig wenig", erklärte er. Allerdings wisse man erst Anfang 2020 genau, welche Bereiche in welchem Umfang betroffen sein werden. Auch, wie viele Jobs in Deutschland wegfallen, blieb offen.
Jede zehnte Management-Stelle im Konzern soll gestrichen werden. Auslaufende Verträge von Zeitarbeitern in der Verwaltung will der Konzern nur noch restriktiv verlängern. Zudem sollen Mitarbeiter in der Regel nicht mehr die Möglichkeit bekommen, ihre Arbeitszeit von den üblichen 35 auf 40 Stunden zu erhöhen. Eher sollen Mitarbeiter dazu gebracht werden, ihre Arbeitszeit weiter zu reduzieren. Und schließlich werde man sich auch von einigen "liebgewordenen Dingen" trennen müssen, sagte Porth. Als Beispiel nannte er den Anwesenheitsbonus für Mitarbeiter ohne Fehltage.
Mögliche Tarifsteigerungen in der Metall- und Elektroindustrie im kommenden Jahr nicht bei Daimler zu übernehmen, was Källenius zwischenzeitlich angedacht haben soll, ist dagegen laut Betriebsrat vom Tisch. Trotzdem: Die Reaktionen der Arbeitnehmervertreter fielen gestern eher sorgenvoll aus. Der Abbau der Kapazitäten dürfe keinesfalls zu einer Leistungsverdichtung führen, hieß es.