MLP

Hier finden Sie Informationen zum Wieslocher Finanzdienstleister MLP.

(Foto: dpa)

Kritik am "Career Service"

Uni Frankfurt hält an MLP als Partner fest

Künftig soll es aber auch Seminare 
mit Gewerkschaften geben.

12.04.2021 UPDATE: 14.04.2021 19:30 Uhr 2 Minuten, 46 Sekunden
Streit um die Wissensvermittlung an der Uni Frankfurt. Foto: dpa

Von Matthias Kros

Frankfurt/Wiesloch. Die Goethe-Universität Frankfurt will auch künftig mit dem Finanzdienstleister MLP zusammenarbeiten, obwohl die Studierendenvertretung Asta und die Organisation Finanzwende wiederholt ein Campusverbot für den Wieslocher Finanzdienstleister fordern.

Streitpunkt ist eine Kooperation, die es MLP ermöglicht, über den sogenannten "Career Service" der Uni Kurse für Studierende zu halten. Asta und Finanzwende glauben, dass diese Seminare nur ein Vehikel seien, um den Studierenden Finanzprodukte zu verkaufen. Finanzwende, hinter der der frühere Mannheimer Grünen-Bundestagsabgeordneten Gerhard Schick steht, legt sich schon seit längerem mit MLP an.

Der Finanzdienstleister und die Leitung der Universität hatten aber bereits im vergangenen Herbst diese Vorwürfe vehement zurückgewiesen und bleiben nun bei ihrer Auffassung. "Da sich seit November kein grundlegend neuer Sachstand ergeben hat, bleiben wir bei den Kernaussagen unserer Stellungnahme", teilte ein Sprecher der Hochschule auf Anfrage mit. Die Goethe-Universität stehe für Pluralität und Diversität ihrer Angebote.

Allerdings geht die Uni-Leitung auch ein Stück auf den Asta zu. So habe man mit der Studierendenvertretung vereinbart, so der Sprecher, dass im gerade begonnenen Sommersemester im Rahmen der außercurricularen Weiterbildungsangebote auch ein Angebot mit Beteiligung der Gewerkschaften mit ins Programm aufgenommen worden sei und auch eine gemeinsame Veranstaltung geplant sei. Kyra Beninga, Vorsitzende des Asta, hatte kritisiert, dass "Forschung und Lehre und wirtschaftliche Interessen an der Goethe-Uni seit Jahren immer stärker vermischt" würden.

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Update: Mittwoch, 14. April 2021, 19.30 Uhr


Asta der Uni Frankfurt attackiert MLP

Die Studierendenvertretung unterstützt die Kritik der Organisation "Finanzwende" an der Kooperation. Der Wieslocher Finanzdienstleister hält dagegen.

Von Matthias Kros

Frankfurt/Wiesloch. Die offizielle Studierendenvertretung Asta der Goethe-Universität Frankfurt und die Organisation "Finanzwende" des früheren Mannheimer Grünen-Bundestagsabgeordneten Gerhard Schick appellieren gemeinsam an die Universitätsleitung, dem Wieslocher Finanzdienstleister MLP ein Campusverbot zu erteilen. "Forschung und Lehre und wirtschaftliche Interessen werden an der Goethe-Uni seit Jahren immer stärker vermischt. Das darf so nicht weitergehen", so Kyra Beninga, Vorsitzende des Asta, der von Studierenden geführt wird und gleichzeitig ihre Interessen vertritt.

MLP und die Uni Frankfurt unterhalten seit vielen Jahren eine Kooperation, die es den Wieslochern ermöglicht, über einen sogenannten "Career Service" Kurse für Studierende zu halten. Für das am Montag gestartete Sommersemester bewirbt der Career Service laut Finanzwende acht MLP-Seminare, in denen es um Themen wie Bewerbungen, Gehaltsverhandlungen oder Excel gehe. Studierende hätten dabei den Eindruck, es handele sich um neutrale "Lehrveranstaltungen", kritisiert Finanzwende. In Wahrheit dienten sie aber dazu, Verkaufsgespräche für Finanzprodukte anzubahnen. Problematisch sei zudem, dass der Career Service dem Finanzkonzern eigene Infrastruktur für dessen Kurse zur Verfügung stelle. Studenten, die sich anmelden wollten, müssten dies über die Uni-Website tun und persönliche Kontaktdaten hinterlassen. "Die Kurse dienen MLP zur Kontaktanbahnung und am Ende zum Verkauf von Finanzprodukten an eine junge, lukrative Zielgruppe. Dass die Universität einem Finanzkonzern beim Vertrieb behilflich ist, geht immer wieder zulasten von Studierenden, die sich im Vertrauen auf die Hochschule auf MLP einlassen," sagte Lena Blanken, Leiterin Kampagnen bei Finanzwende.

Die Organisation hatte schon im vergangenen Jahr die Kooperation der Uni Frankfurt mit MLP kritisiert. Die damalige Universitätspräsidentin Birgitta Wolff hatte jedoch keine Veranlassung gesehen, die Zusammenarbeit zu beenden. Wolffs Nachfolger Enrico Schleiff habe auf neue Vorstöße von Finanzwende bislang nicht reagiert, so Blanken. "Wir sind enttäuscht, dass der neue Universitätspräsident die engen Wirtschaftskooperationen fortsetzen will," kritisiert Asta-Vorsitzende Beninga. Sie habe schon von Fällen gehört, bei denen Seminarteilnehmer ohne ihr Einverständnis von MLP-Beratern kontaktiert wurden. Deshalb wirbt dafür, bei Veranstaltungen des Career Service zumindest auch andere Anbieter wie Verbraucherschützer einzubeziehen.

Die Universität hatte im vergangenen Jahr argumentiert, dass die Seminare einer ständigen Qualitätskontrolle unterlägen. Insbesondere werde darauf geachtet, dass kein Vertrieb für Finanzprodukte von MLP erfolge und die Studierenden durch die Teilnahme an Seminaren keine weiteren Verpflichtungen eingingen. Die Rückmeldungen von Studierenden belegten einen hohen Nutzen. Eine Stellungnahme zu den aktuellen Vorwürfen gab es am Montag nicht.

Auch MLP weist die Vorwürfe zurück. Sie seien weder substanzhaltig noch neu, sagte ein Sprecher des Finanzdienstleisters in Wiesloch. Man kooperiere seit vielen Jahren mit dem Career Service der Uni Frankfurt (wie auch mit vielen anderen) – und dies transparent und zur sehr großen Zufriedenheit der Workshop-Teilnehmer; laufende Evaluierungen bestätigen dies eindeutig. MLP decke mit den Veranstaltungen einen "außeruniversitären Wissensbedarf der Studierenden". Dabei werde von Anfang an deutlich, dass es Angebote von MLP seien und welche legitimen geschäftlichen Ziele MLP verfolge.

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