Die Bundesliga ist kein Pipifax
Befreiungsschlag auch für Doppeltorschütze Mark Uth - "Der Weg zum Tor ist nicht mehr so weit"

Vorentscheidung: Mark Uth schiebt den Ball am Mainzer Torwart Loris Karius vorbei zum 3:1 ins Tor. Foto: APF
Von Achim Wittich
Sinsheim. Die 13 wurde für Mark Uth am Samstagnachmittag zur Glückszahl. Auf genau so viele Einsätze hat es Hoffenheims Mittelstürmer in dieser Saison bei den Abstiegskämpfern gebracht und musste sich zwischenzeitlich gar mit einem Platz auf der Tribüne oder Bank zufrieden geben. Diesmal durfte der gebürtige Rheinländer, im Juli 2015 für 2,2 Millionen Euro vom niederländischen Ehrendivisionär SC Heerenveen in den Kraichgau gewechselt, gleich doppelt jubeln - was für ein Befreiungsschlag.
"Ich habe mich erst einmal einleben müssen, es war schon eine Umstellung. Die Bundesliga ist eben kein Pipifax", sagte der 24-Jährige im Pressebereich der Rhein-Neckar-Arena und gab gleich mal die Marschroute vor. "Wir müssen weiter Vollgas geben."
Das genau hatte Uth in der vergangenen Arbeitswoche bereits derart beherzigt, dass ihn Julian Nagelsmann nach der Gelb-Rot-Sperre von Andrej Kramaric in die Startelf beförderte. "Mark wirkte im Training wie befreit, deshalb habe ich ihn reingeworfen", so "Hoffes" Coach zu seinen Beweggründen - und er wurde für seine Entscheidung belohnt.
Natürlich kommt auch Uth, wie allen anderen Offensivkräften der TSG, die Wiederentdeckung des modernen Fußballspiels zu Gute. Sein bisher einziges Tor für Hoffenheim hatte Uth am 15. Spieltag beim 1:1 in Ingolstadt erzielt. "Wenn du früher draufgehst, ist der Weg zum Tor eben nicht so weit", machte der Kölsche Jung eine einfache Rechnung auf und Sportdirektor Alexander Rosen fand bemerkenswerte Worte: "Wir haben so gespielt wie in der Vergangenheit, die für mich schon ein bisschen zu lange zurückliegt."
Nicht nur Uth, der vor Rundenbeginn im Trainingslager in Westerburg forsch seine Ansprüche auf einen Stammplatz angemeldet hatte, findet nach dem erneuten Trainerwechsel augenscheinlich wieder zur Freude am Fußballspiel zurück. Alle Hoffenheimer zeigten sich mehr oder minder in fast gleichem Wortlaut von Nagelsmann begeistert. "Wir sind einfach wieder zu alten Tugenden zurückgekommen", meinte beispielsweise der unermüdliche Tobias Strobl.
Klar ist aber: Die Zurückbesinnung auf eine lange Zeit erfolgreiche Vorgehensweise bleibt auch der Konkurrenz nicht verborgen. "Hoffe" marschiert zwar wieder, ist dafür aber im Umkehrschluss auch wieder anfälliger für Gegentreffer geworden. "Wir wussten, wie Julian Nagelsmann spielen lässt. Das war keine Überraschung für uns", sagte der Mainzer Trainer Martin Schmidt und trauerte den vergebenen Gegenstoßmöglichkeiten seines Teams nach. Manch bedenkliche Lücke im Defensivverbund von 1899 hatten seine Schützlinge ungenutzt verstreichen lassen. Mark Uths Worte hatte Schmidt gar nicht vernommen. Für 1899 gilt aber umso mehr: Der Abstiegskampf ist erst recht kein Pipifax.