1899 Hoffenheim

Nagelsmann hat Kramaric-Kritik "intern geklärt"

Stürmer griff den scheidenden TSG-Trainer scharf an - Pressesprecher Holger Kliem gießt kein Öl ins Feuer

06.05.2019 UPDATE: 07.05.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 19 Sekunden

Liefert vor den beiden Abschlusspartien Zündstoff: Stürmer Andrej Kramaric (r.) mokiert sich über die vielen taktischen Umstellungen von Trainer Julian Nagelsmann (l.). Foto: Imago

Von Joachim Klaehn

Mönchengladbach/Zuzenhausen. Zunächst lief Andrej Kramaric in der Mixed Zone an den Medienvertretern vorbei. Die Mienen der Profis nach dem aus TSG-Sicht ärgerlichen 2:2 (0:1) bei Borussia Mönchengladbach sprachen für sich. Da hatte kein Hoffenheimer wirklich Lust, mit den Öffentlichkeitsarbeitern zu reden.

Der Kontrast hätte nicht größer sein können, denn wenige Meter plauderten VfL-Torhüter Yann Sommer und Torschütze Josip Drmic munter drauf los. Irgendwann nach der offiziellen Pressekonferenz kehrte der kroatische Vize-Weltmeister in den Interview-Bereich zurück.

Ein Bild-Reporter war dabei - und der 27-jährige Stürmer nutzte offenbar die Gelegenheit, um Dampf abzulassen, ein Ventil für seinen Frust zu finden. "Wir wechseln zu oft das System während des Spiels. Wir sind keine Roboter, sondern Menschen", übte Kramaric gegenüber der Boulevardzeitung scharfe Kritik an Nagelsmann, "das sind Fehler von draußen."

Der aktuell mit 16 Treffern beste Torschütze des Kraichgauklubs nahm, einmal abseits des Rasens in Fahrt gekommen, kein Blatt vor den Mund: ""Ich liebe Julian, aber in manchen Momenten ändern wir die Systeme und brauchen drei Minuten, weil es nicht jeder Spieler versteht oder er es wegen der 50.000 Zuschauer nicht hören kann.

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In diesem Moment verlieren wir unseren Vorteil. Das Spiel beginnt sich zu ändern. Es ist das erste Mal, dass ich das sage. Ich sage nicht, dass das der einzige Grund ist. Aber es passiert zu oft, dass wir nicht bis zum Ende des Spiels überleben."

Kramaric ist wie Nagelsmann außergewöhnlich ehrgeizig. Er will mit aller Macht in die Champions League, die als attraktivstes Schaufenster des internationalen Vereinsfußballs gilt. "Unser Traum von der Champions League ist vorbei", sagte Kramaric nach dem zwölften Remis in dieser Saison genervt, "es war das Hauptziel der Saison. Dieses Team verdient die Champions League."

Darüber ließe sich allerdings streiten. "Hoffe" fand sich kein einziges Mal in dieser Runde unter den Top vier wieder, ergo sollten Trainer, Spieler, Zuschauer und Fans in der Endabrechnung mit einem durchaus noch möglichen Rang fünf oder sechs zufrieden sein. Freilich sind bei den Blauen nach dem ersten Schnupperkurs in der Gruppenphase der Champions League die Ansprüche gestiegen.

Die Frage sei gestattet: Würde Offensivkraft Kramaric ähnlich schroff argumentieren, wenn die Nordbadener am Niederrhein ein sattes Dutzend an allerbesten Torgelegenheiten nicht leichtfertig vergeben hätten? Der Chancenwucher taugte als Blaupause für all die Versäumnisse und Nachlässigkeiten dieser Spielzeit.

Wenn es in der Endabrechnung am 18. Mai nicht ganz für Europa reichen sollte, dann hat "Hoffe" die Teilnahme beim Rautenklub verzockt. Und Kramaric hatte daran keinen unerheblichen Anteil, gerade er vergab reihenweise klarste Einschussmöglichkeiten.

Die TSG wollte - öffentlich - am Montag nicht weiter Öl ins Feuer gießen. "Julian Nagelsmann und Andrej Kramaric haben das intern geklärt", so Pressesprecher Holger Kliem sachlich.

Gehen Demirbay und Schulz?

Im Saisonendspurt kann der Verein nicht zu viele Nebengeräusche und Störfaktoren gebrauchen, zumal es neue Spekulationen zu den beiden Nationalspielern Kerem Demirbay und Nico Schulz gibt. Demirbay, der noch einen Vertrag bis 2022 besitzt, soll nach Informationen des Fachmagazins kicker für mehr als 30 Millionen Euro zu Bayer Leverkusen wechseln. Laut Bild soll der gebürtige Gelsenkirchener eine Ausstiegsklausel haben, die mit 28 Millionen taxiert wird. Bayer habe dem Linksfuß einen Fünfjahresvertrag angeboten.

Auch Powerspieler Nico Schulz tendiert angeblich zu einem Wechsel. Der Linksverteidiger (Vertrag bis 2021) wird mit Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. "Prinzipiell ist Dortmund ein toller Verein, aber ich weiß nicht, was im Sommer passiert", sagte Schulz kürzlich ausweichend.

Ort des Geschehens

Unabhängig von Stadion- und Personalgeflüster, die "Nagelsmänner" sind gut beraten, sich zum Ausklang auf die Spiele gegen Werder Bremen und Mainz 05 zu konzentrieren. Der Einzug in den Europapokal würde die Nagelsmann-Ära abrunden. Auch wenn dies für Kramaric Meriten mit einem Makel wären.

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