Nagelsmann-Rückkehr nach Schreuder-Aus
Die TSG empfängt nur drei Tage nach der Trennung vom Cheftrainer dessen Vorgänger und RB Leipzig

Von Nikolas Beck
Heidelberg. Julian Nagelsmann saß auf dem Podium und musste grinsen. Dass er es am Freitagabend gleich mit einer ganzen Trainer-Armada zu tun bekommen wird, ist für den 32-Jährigen ein zusätzlicher Ansporn. Gerade von Kai Herdling und Marcel Rapp, die nach der überraschenden Trennung von Chefcoach Alfred Schreuder das Coaching-Staff der TSG Hoffenheim verstärken, erwartet er die eine oder andere Überraschung.
Die beiden Akademie-Trainer "scharen mit den Hufen und wollen sofort Fußstapfen in der Bundesliga hinterlassen", glaubt Nagelsmann: "Die werden sich ein bisschen was überlegen. Ich kenne beide sehr gut und bin gut vorbereitet." Aus der Ruhe lässt sich der Übungsleiter von RB Leipzig vom sechsköpfigen "Bankvorstand" auf Seiten der Hoffenheimer – auch Matthias Kaltenbach, Michael Rechner, Timo Gross und Alexander Rosen bereiten das Team vor – nicht. Im Gegenteil: "Vielleicht lasse ich mir ja etwas Besonderes einfallen, dann müssen die reagieren."
Bei seiner Rückkehr an die alte Wirkungsstätte (20.30 Uhr/DAZN), wo Nagelsmann einst zum jüngsten Bundesliga-Trainer aller Zeiten wurde und in seinen dreieinhalb Jahren große Erfolge feierte, wird er also auf viele bekannte Gesichter treffen. Seinen ehemaligen Assistenten und Nachfolger Alfred Schreuder hat er dagegen nur am Telefon gesprochen.
Ohne nach den Hintergründen der Trennung zu fragen, habe sich Nagelsmann kurz beim in die Niederlande zurückgekehrten 47-Jährigen erkundigt, wie es ihm gehe und ob alles in Ordnung sei: "So oft wurde er ja auch noch nicht entlassen – das ist für einen Trainer immer eine besondere Situation." Dass die Ehe zwischen Schreuder und der TSG relativ schnell wieder geschieden wurde, bedauere Nagelsmann: "Ich mag Alfred, weil er ein guter Typ und ein guter Trainer ist."
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Während Schreuder erst einmal "ein paar Tage durchschnauft", berichtete Nagelsmann, geht es für RB und TSG um drei ganz wichtige Punkte im Kampf um die europäischen Plätze. Die Sachsen (aktuell auf Rang drei) wollen in die Champions League. Die Kraichgauer belegen momentan Rang sieben, der aufgrund des DFB-Pokal-Finals zwischen Bayern und Leverkusen für die Teilnahme an der Europa League berechtigt.
Sorgen um eine mögliche Verunsicherung seiner Schützlinge nach dem Paukenschlag zweieinhalb Wochen vor Saisonende macht sich Alexander Rosen nicht: "Ich traue diesen Jungs alles zu. Es geht jetzt einfach nur um diese vier Spiele. Die wollen wir mutig und mit gutem Geist angehen", sagte Hoffenheims Direktor Profifußball, der nun auch im Übergangs-Trainerstab das Sagen hat.
Alleine wie sich seine Elf am vergangenen Wochenende beim 2:2 in Düsseldorf "gegen diese ungerechte Unterzahl gewehrt" habe – Kapitän Benjamin Hübner sah bereits nach neun Minuten wegen einer angeblichen Tätlichkeit die Rote Karte – zeige die "intrinsische Motivation der Mannschaft", so Rosen. Ohne Hübner, dafür aber vermutlich erstmals wieder mit Top-Stürmer Andrej Kramaric in der Startelf, soll die Partie gegen den Ex-Coach ein "Neustart für den Schlussspurt sein", so Rosen.
Im Hintergrund läuft derweil parallel die erneute Suche nach einem Chefcoach für die kommende Saison. Spekulationen, wonach sich "Hoffe" bereits mit Bremens Florian Kohfeldt geeinigt habe, verwies dessen Berater Marc Kosicke umgehend ins Reich der Fabeln. Rosen betonte lediglich, dass eine externe Lösung wahrscheinlich sei. Zwar habe es noch keine Kontaktaufnahme mit einem Kandidaten gegeben, aufgrund der langen Findungsphase im vergangenen Jahr habe man aber durchaus eine "Orientierung auf dem Trainermarkt".
Eine "Blaupause" für den neuen Mann auf der Bank ist heute Abend zu Gast. Julian Nagelsmann Rückkehr zur TSG Hoffenheim ist freilich nur von kurzer Dauer.