Franziska Harsch kam, sah und traf
Frauen-Bundesliga: TSG Hoffenheim rettet in der Nachspielzeit ein 1:1 gegen das Bollwerk des 1. FC Nürnberg.

Von Michael Rappe
Sinsheim. Was für ein glückliches Händchen! Insgesamt 97 Minuten biss sich die TSG Hoffenheim an der Fünfer-Abwehrkette des 1. FC Nürnberg die Zähne aus, dann kam Franziska Harsch in der Nachspielzeit ins Spiel. Kurz darauf schlug Melissa Kössler eine passgenaue Flanke und Harsch köpfte den Ball ins linke untere Eck ein.
Damit rettete "Hoffe" noch einen hochverdienten Punkt, der schon verloren schien. Sanja Homann stellte den Spielverlauf in der 86. Minute nach einem Konter völlig auf den Kopf. Nach dem Ausgleich hatte die TSG sogar noch die Siegchance, als Selina Cerci am Ball vorbeirutschte.
Theodoros Dedes hatte im Vorfeld von einem Geduldsspiel gesprochen – das wurde es auch. Der Aufsteiger, den man getrost als Team der Namenlosen bezeichnen kann, dachte nicht daran, etwas fürs Spiel zu machen. Bildlich gesprochen stand der Mannschaftsbus des FCN im Strafraum. 80 Prozent Ballbesitz, 23:5 Schüsse, 8:2 Torschüsse, 8:2 Ecken – mehr Überlegenheit geht kaum. Doch eines muss man den Hoffenheimerinnen vorwerfen: Es fehlte an mehr durchdachten Aktionen, an etwas Druck. Hatte Dedes doch zu viel rotiert?
Gegenüber dem 1:2 bei Werder Bremen kamen nämlich für Jamilla Rankin, Dominika Grabowska, Laura Gloning, Féli Delacauw und Melissa Kössler diesmal Lisann Kaut, Janna Grimm, Chiara Hahn, Marie Steiner und Linda Natter in die Startformation. Für Grimm war es das Startelfdebüt in der Bundesliga. Damit hat ein weiteres Talent aus den eigenen Reihen den Sprung nach oben geschafft.
Bei strömendem Regen taten sich die Hoffenheimerinnen schwer gegen das 5-4-1 der Club-Frauen. Mit sicherem Passspiel versuchten die Gastgeberinnen Lücken zu finden. Zunächst mit wenig Erfolg, denn es fehlte an Tempo und Druck.
Wenn es gefährlich wurde, dann über Jill Janssens auf der rechten Seite. Eine tolle Flanke der Belgierin bekam Torjägerin Cerci nicht unter Kontrolle (17.), drei Minuten später war der Winkel für Cerci zu spitz, dann wurde Natter geblockt (34.). Die beste Chance des ersten Durchgangs hatte ebenfalls der österreichische Neuzugang, doch ihr Heber wurde von Oliwia Wos auf der Linie geklärt.
In der zweiten Halbzeit begann die TSG mit mehr Tempo, doch es fehlte weiterhin an Konsequenz im Abschluss. Es lief die 55. Minute, als Nürnberg erstmals aufs Tor schoss. Nach 72 Minuten kam Kössler ins Spiel und mit ihr auch die Torgefahr. Ihre Wucht hatte zuvor gefehlt.
Nun belagerte die TSG den FCN-Strafraum. Erst wurde Kössler noch geblockt (78.), dann hatten die Zuschauer bei Grabowskas 18-Meter-Schuss schon den Torschrei auf den Lippen, doch Larissa Rusek lenkte den Ball mit einer Glanzparade übers Tor. Nach dem 0:1 spielten sich turbulente Szenen im Club-Strafraum ab. Dann kam Franzi Harsch.
Hoffenheim: Dick – Kaut (58. Gloning), Diehm, Doorn, Hahn (90. +2 Harsch) – Grimm (72. Grabowska), Ampoorter, Steiner (72. Delacauw), Janssens – Cerci, Natter (72. Kössler)
Zuschauer: 647; Tore: 0:1 Homann (86.), 1:1 Harsch (90. +6).