Donald Trumps aggressiver Auftritt vor der UN-Vollversammlung
Der US-Präsident warf den Vereinten Nationen Untätigkeit bei Konflikten in der Welt vor. In seiner fast eine Stunde dauernden Rede verlor Trump scheinbar immer wieder den Faden.

Von Khang Mischke, Jörg Blank, Anna Ringle und Franziska Spiecker
New York. US-Präsident Donald Trump hat sich vor der UN-Vollversammlung als künftiger Friedensnobelpreisträger empfohlen und gegen die Vereinten Nationen sowie eine Politik der offenen Grenzen ausgeteilt.
Innerhalb "von nur sieben Monaten habe ich sieben unendbare Kriege beendet", sagte Trump in der Generaldebatte der UN-Vollversammlung in New York in einer in weiten Teilen von Selbstlob und scharfer Kritik an den UN geprägten Rede. Dazu zählten Kriege zwischen Kambodscha und Thailand, Pakistan und Indien und anderen Ländern, so der Präsident weiter – diese Darstellung Trumps ist umstritten. Zuletzt sprach er 2019 vor den UN.
Im Fokus: Vor allem Eigenlob
In Trumps erster Rede vor den UN seit Jahren ging es dabei vor allem um ihn selbst. "Jeder sagt, dass ich den Friedensnobelpreis für jede einzelne dieser Errungenschaften bekommen sollte", sagte Trump, und fügte hinzu: "Mir geht es nicht darum, Preise zu gewinnen, sondern Leben zu retten." Es sei ihm "eine große Ehre" gewesen, die Kriege zu beenden.
Breitseite gegen die Vereinten Nationen
"Schade, dass ich diese Dinge tun musste, anstelle der Vereinten Nationen. Und traurig, dass in all diesen Fällen die Vereinten Nationen noch nicht einmal versucht haben zu helfen." Die UN hätten ihn noch nicht einmal angerufen, um Hilfe anzubieten. "Die Vereinten Nationen waren nicht für uns da. Sie waren nicht da."
Trump beschwerte sich über eine defekte Rolltreppe im UN-Hauptquartier. Diese habe plötzlich angehalten, als er und seine Ehefrau Melania sie benutzt hätten. "Wenn die First Lady nicht so gut in Form wäre, wäre sie gefallen, aber sie ist gut in Form. Wir sind beide gut in Form."
Zuvor hatte sich Trump bereits darüber beschwert, dass sein Teleprompter zunächst nicht funktionierte. "Ich kann nur sagen, wer auch immer diesen Teleprompter bedient, steckt in großen Schwierigkeiten." "Das sind die zwei Sachen, die ich von den Vereinten Nationen bekommen habe", sagte er: "Eine schlechte Rolltreppe und einen schlechten Teleprompter. Vielen Dank."
Exkurs zu Immobilien
In der fast eine Stunde dauernden Rede verlor Trump scheinbar immer wieder den Faden. Kurz vor Hälfte seiner Ansprache erwähnte der US-Präsident eine Geschichte, nach der als damaliger Immobilienmogul nach eigenen Angaben früher das UN-Hauptquartier renovieren wollte.
Er habe ein Gebot für "die Renovierung und den Wiederaufbau" abgegeben, sagte er. "Ich sagte damals, ich würde es für 500 Millionen Dollar machen, und alles würde wunderschön wiederaufgebaut werden." Ihm hätten damals Terrazzomaterial und Mahagoniwände vorgeschwebt. Die Verantwortlichen hätten sich aus Kostengründen dagegen entschieden.
"Großen Respekt" vor Bundesregierung
Der US-Präsident fand lobende Worte für die Bundesregierung von Kanzler Friedrich Merz (CDU). "Ich zolle Deutschland großen Respekt. Deutschland wurde auf einen sehr kranken Weg geführt, sowohl in der Einwanderungspolitik als auch in der Energiepolitik", sagte er und spielte auf die Förderung von erneuerbaren Energien durch die Ampel-Regierung des damaligen Kanzlers Olaf Scholz (SPD) an. "Sie wurden grün und gingen bankrott."
Trump behauptete fälschlicherweise, die neue Bundesregierung sei deshalb wieder auf fossile Brennstoffe und Atomkraft umgeschwenkt. "Ich spreche Deutschland dafür großes Lob aus", sagte er. Tatsächlich ist Deutschland aus der Atomkraft ausgestiegen. In der Bundesregierung gibt es aber Stimmen, die das Aus für die Atomkraft falsch finden und auch einen wieder stärkeren Einsatz von Gas als Übergangsenergie in Erwägung ziehen.
"Offene Grenzen gescheitert"
Trump warb für eine harte Migrationspolitik. "Es ist Zeit, das gescheiterte Experiment der offenen Grenzen zu beenden", sagte er und fügte hinzu: "Stolze Nationen müssen ihre Gemeinschaften schützen und verhindern können, dass ihre Gesellschaften von Menschen überwältigt werden, die sie noch nie zuvor gesehen haben, mit anderen Bräuchen, Religionen und einfach allem". An die Zuhörer gewandt sagte er: "Ihre Länder fahren vor die Hunde."
Wegen des seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine drohte Trump Moskau mit Zöllen – und erhöhte erneut den Druck auf Europa. Falls Russland nicht bereit sei, ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Krieges zu schließen, seien die USA bereit, eine Reihe "sehr gewaltiger Zölle" zu verhängen. Er ergänzte: "Europa muss einen Gang zulegen", es könne nicht so weitermachen wie bisher und Öl und Gas von Russland kaufen.
Alle Geiseln in Gaza freilassen
Trump forderte von der islamistischen Terrororganisation Hamas erneut die sofortige Freilassung aller Geiseln im Gazastreifen und sprach sich für weitere Friedensverhandlungen aus. Eine Waffenruhe ist allerdings derzeit nicht in Sicht.