Nach Rückstand ein 2:2 geholt – Sorge um Pascal Testroet
Ein stark verbesserter SV Sandhausen holt gegen den FSV Mainz 05 II ein Unentschieden. Allerdings gibt es einen dramatischen Zusammenstoß gegen Spielende.

Von Christoph Offner
Sandhausen. Kein Befreiungsschlag, aber ein Schritt in die richtige Richtung: Der SV Sandhausen holte am Samstagnachmittag gegen den FSV Mainz 05 II trotz 0:2-Rückstand noch ein 2:2 (0:1). Wichtiger als der eine Punkt – in der Tabelle kletterte der Drittliga-Absteiger immerhin von Platz 13 auf 12 – war aber die Reaktion auf die zuletzt enttäuschenden Auftritte. "Jeder, der im Stadion war, hat gesehen, dass wir defensiv eine ganz andere Aggressivität und offensiv viele gute Momente hatten", sagte Olaf Janßen.
Der Trainer hatte vor der Partie von einer "intensiven Trainingswoche" berichtet: "Es hat sich angefühlt, als wären wir jeden Tag 24 Stunden zusammen gewesen. Die Jungs haben es klasse gemacht." Seine Schützlinge setzten die einstudierten Inhalte auch auf dem Platz um, waren im Vergleich zu den Nicht-Leistungen gegen den TSV Steinbach-Haiger (1:5) und bei der SG Barockstadt Fulda-Lehnerz (1:1) vom Anpfiff weg stark verbessert – und vor allem im Gegenpressing hellwach.
Dass die beiden Sechser Niklas Tarnat und Robin Krauße sich bei eigenem Ballbesitz in die Dreierkette fallen ließ tat dem Spielaufbau gut. Der SVS ließ den Ball oft durch die Abwehr laufen, lockte die FSV-Reserve und streute immer wieder zum richtigen Zeitpunkt lange Bälle ein, um das Pressing zu überspielen.
Pascal Testroet hatte die erste Chance, doch der Kapitän grätschte eine flache Hereingabe von Phil Halbauer auf den zweiten Pfosten neben das Tor (5.). Danach zischte ein 25-Meter-Schuss von Krauße am Pfosten vorbei (14.). Janßen gefiel, was er sah. Immer wieder applaudierte der 59-Jährige, der gemeinsam mit Co-Trainer Dominik Idel-Peters aktiv an der Seitenlinie coachte, seinen Schützlingen.
In der 20. Minute hielt Torwart Lukas Schneller den Ball lange im Fuß – spielte dann aber im richtigen Moment einen langen Ball auf Testroet, der per Kopf in den Lauf von Louis Kolbe verlängert. Der Rechtsverteidiger war frei durch, hätte aber lieber selbst abschließen sollen, anstatt den mitgelaufenen Halbauer in der Mitte zu bedienen. Der "Party-Kapitän", der im Sommer von Energie Cottbus kam, wurde geblockt.
Doch die Kurpfälzer blieben weiter am Drücker, von den hochgelobten Rheinhessen – immerhin als Dritter angereist – war bis auf ein Abseitstor von Fabio Moreno Fell (22.) nichts zu sehen. Jahn Herrmann – toll bedient von Testroet – umkurvte zwar FSV-Keeper Luke Gauer, doch der Winkel für einen Abschluss wurde zu spitz, die Flanke des wiedergenesenen Mannes mit der Nummer 10 wurde geblockt (32.).
Und dann? Kam – symptomatisch für die Situation, in der sich das Janßen-Team dieser Tage befindet – die kalte Dusche. Konstantin Schopp stieg bei einer Ecke von Yunus Malli am höchsten und nickte ein (39.).
Während das Team von Benjamin Hoffmann aus wenig viel machte, vergaben die Schwarz-Weißen kurz vor der Pause auch die nächste klare Chance: Krauße schickte mit einem starken Ball David Mamutovic auf die Reise, doch der Ex-Mainzer scheiterte mit seinem Schlenzer aufs lange Eck an FSV-Keeper Gauer (42.).
"Ich habe den Jungs in der Kabine gesagt: Wenn wir so weitermachen, drehen wir das Spiel", verriet Janßen. Doch kurz nach Wiederanpfiff folgte der nächste Nackenschlag: Die SVS-Defensive bekam den Ball im Strafraum nicht geklärt, sodass Daniel Gleiber zum 0:2 einschießen konnte (49.). Janßen schüttelte konsterniert den Kopf.
Doch sein Team steckte nicht auf. Kolbe tankte sich auf rechts durch, fand Herrmann im Strafraum, doch Schopp warf sich in den Ball. Bei der anschließenden Ecke bekam dann die FSV-Abwehr den Ball nicht aus der Gefahrenzone, sodass der aus dem Rückraum anrauschende Halbauer ins lange Eck einschieben konnte (53.).
Pech für den SVS, dass in der 60. Minute die Pfeife von Christian Steib stumm blieb, als Halbauer im Strafraum zu Fall kam – andere Schiedsrichter haben da schon auf Elfmeter entschieden. Das Janßen-Team steckte nicht auf, war am Drücker. Doch bis auf einen Schuss von Mamutovic (74.) blieben ganz klare Chancen aus.
Es lief schon die 90. Minute als Philipp Schulz im Fünfmeterraum an Testroet klammerte, der im Fallen noch zum Schuss kam. Zum Entsetzen des FSV-Verteidigers zeigte Steib dieses Mal allerdings auf den Punkt. "Paco" war’s egal, der Torschütze vom Dienst schob ganz cool unten links zu seinem zehnten Saisontreffer ein.
Nachdem dem Ausgleich stürmischer Jubel folgte, wurde es plötzlich still im Stadion: Bei einem Mainz-Freistoß krachte SVS-Keeper Schneller in Testroet. Der 35-Jährige blieb benommen liegen, seine Kollegen riefen wild gestikulierend das medizinische Personal auf den Rasen.
Nach bangen Minuten konnte Testroet dann unter dem Beifall der 1881 Zuschauer den Rasen verlassen – gestützt von den Ärzten. "Um das Auge rum ist es ganz schön blau", sagte Janßen nach Abpfiff. "Jetzt muss geklärt werden, ob Paco sich eine Gehirnerschütterung oder Brüche zugezogen hat."
Sandhausen: Schneller – Osée (74. Wimmer), Schulz, Akmestanli – Kolbe, Krauße (74. De Meester), Tarnat, Halbauer (65. Wagner) – Mamutovic, Testroet (90.+5 Zahnen Martinez), Herrmann
Mainz: Gauer – Schulz, Schopp, Potulski (80. Gitau) – Müller (88. Marincau), Malli (85. Linsmayer), Tauer (80. Amann), Bos – Yamasaki, Moreno Fell, Gleiber (85. Bamba)
Schiedsrichter: Christian Steib (Dortelweil)
Zuschauer: 1881
Tore: 0:1 Schopp (39.), 0:2 Gleiber (49.), 1:2 Halbauer (53.), 2:2 Testroet (90., Elfmeter)