Handballer haben "heute wieder Lehrgeld gezahlt"
Die Rhein-Neckar Löwen laufen in Hannover permanent einem Rückstand hinterher und kassieren eine 24:28-Niederlage.

Von Tillmann Bauer
Hannover. Lange nicht abschütteln lassen, am Auswärtspunkt geschnuppert – und am Ende doch keine glückliche Wende! Die Rhein-Neckar Löwen sind am Sonntag in Niedersachsen quasi permanent einem Rückstand hinterhergelaufen und mussten sich letztlich mit 24:28 (13:15) bei den Recken der TSV Hannover-Burgdorf geschlagen geben.
Nur im ersten Abschnitt konnte die Mannschaft von Trainer Maik Machulla den Spielstand zeitweise ausgleichen (9:9/11:11/13:13). Die Führung gelang dem zweifachen Handball-Meister und Pokalsieger aber im gesamten Spiel nicht einmal!
Coach Machulla sagte in Hannover zur Rhein-Neckar-Zeitung: "Ich glaube, wir können noch 20 Minuten weiterspielen und wir kommen nicht zum Unentschieden oder in Führung – weil wir uns selbst im Weg stehen." Und weiter: "Wir investieren 55 Minuten so extrem viel. Aber wir belohnen uns vorn einfach nicht. Wir haben in der Schlussphase vier, fünf freie Chancen, wo wir das Ding einfach nicht machen. Das kostet in dieser Liga. Wir haben heute wieder in der Bundesliga Lehrgeld gezahlt."
Was er meinte: Die vielen neuen Spieler, die zum ersten Mal in Deutschland auflaufen, leisteten sich entscheidende Fehler – die den Klub letztlich um Punkte brachten.
Über 8000 Fans feierten deshalb in der ZAG Arena den ersten Recken-Heimsieg dieser Saison. Für die Löwen war’s nun die zweite Pleite (6:4-Punkte).
Ironisch: Ex-Löwe und Pokalheld Joel Birlehm avancierte in einem Spiel mit zwei starken Abwehrreihen im Recken-Tor zum Matchwinner (14 Paraden/38 Prozent gehaltene Bälle). Löwen-Keeper David Späth hielt zwar ebenfalls 14 Würfe, aber nicht die entscheidenden.
Beim 23:22 (55.) fünf Minuten vor dem Ende war’s noch ein komplett offenes Spiel. Danach verloren die Löwen aber die Nerven, vergaben gute Möglichkeiten, erlaubten sich Technische Fehler (insgesamt 10) – und warfen damit die Punkte weg.
Die emotional angeschlagenen Recken – Nationalmannschaftsstar Renars Uscins fiel kurzfristig mit Handgelenksverletzung aus – nutzten das eiskalt mit Gegenstößen und entschieden damit das Spiel.
Linksaußen Tim Nothdurft sagte: "Dann passieren Fehler, die uns nicht passieren dürfen. Nicht in dieser Phase des Spiels." Schließlich machten die Löwen davor einen stabilen Eindruck. Gerade der Innenblock um Halil Jaganjac und Robert Timmermeister gefiel. Dass es am Ende 28 Gegentreffer waren, war eben dem Einbruch am Ende und dem notwendigen Risiko geschuldet. Davor stand die Defensive kompakt.
Auffällig: Sebastian Heymann spielte in Hannover keine Sekunde. Am Knöchel des Nationalspielers lag das nicht. Der Nationalspieler ist wieder komplett fit. Trotzdem ließ Machulla lieber den jungen Timmermeister – oder bei Zeitstrafen Steven Plucnar als Ersatz – auflaufen.
Auf Nachfrage meinte Machulla: "Ich hatte schon im Vorfeld mit Basti gesprochen, dass Robert im Moment einfach jetzt diese Rolle hat und das in der Abwehr gut macht. Im Angriff wollte ich dieses Mal einfach schnellere Spieler haben. Deswegen ist alles gut."
Die Bilanz (6:4-Punkte) liest sich nun ausgeglichen. Aber wie schon in Hamburg (30:33) hätte es mit etwas mehr Nervenstärke und Spielglück auch in Hannover keine Niederlage sein müssen.
Machulla: "Wir haben zwar sechs Punkte. Aber aus meiner Sicht sind das zwei zu wenig. Wir haben hohe Ziele und Ambitionen. Solche Spiele werden uns enger zusammenbringen."
Eng war’s in Niedersachsen lange Zeit – aber mehr eben nicht.
Hannover: Michalczik 4, Poulsen 5, Stutzke 1, Fischer 6, Steinhauser 3/1, Tissier 4, Feise 1, Solstad 1, Pedersen 3/3
Löwen: Kohlbacher 5, Móré 3, Thrastarson 6, Steenaerts 1, Timmermeister 1, Baijens 1, Aspenbäck 4, Nothdurft 2/2, Groetzki 1
Stenogramm: 2:1 (5.), 6:2 (10.), 8:5 (15.), 9:9 (20.), 11:11 (25.), 15:13 (30.), 16:14 (35.), 19:17 (40.), 20:18 (45.), 22:21 (50.), 23:22 (55.), 28:24 (60.)
Strafminuten: Michalczik 2, Solstad 6 (Rote Karte) – Jaganjac 2, Kohlbacher 2, Plucnar 2
Zuschauer: 8195