Warum der Saisonstart zu früh kommen könnte
Die Heidelberger verlieren den Test in der eigenen Halle mit 74:82. Trainer Jansson: "Ich kann nicht sagen, wo wir momentan stehen."

Von Nikolas Beck
Heidelberg. Da staunten auch die mitgereisten Berichterstatter aus Würzburg nicht schlecht: Unmittelbar vorm Tip off, dem ersten der Saisonvorbereitung in Heidelberg, hallte das "Auf geht’s, Jungs vom Neckar!" durch die schmucke Trainingshalle im ISSW.
Die Basketball-Euphorie, vom Halbfinaleinzug der MLP Academics im Juni vorläufig auf die Spitze getrieben, scheint über den Sommer jedenfalls kein bisschen nachgelassen zu haben. Rund 300 Fans wollten den ersten öffentlichen Auftritt des gar nicht allzu neuen Teams des Bundesligisten nicht verpassen.
Endlich wieder Basketball. Glückliche Gesichter überall. "Das spricht dafür, welch geile Fanszene hier inzwischen entstanden ist", freute sich Geschäftsführer Matthias Lautenschläger, dass beim Duell gegen den Ligarivalen auch gleich richtig Stimmung aufgekommen war.
Obwohl Comedian und Academics-Edelfan Bülent Ceylan ebenfalls vorbeischaute, war der Spaß Lautenschläger und den meisten Beobachtern beim Blick auf die Bank der Heidelberger aber schnell vergangen. "Eigentlich hätten wir das Spiel absagen müssen", so der Academics-Boss. "Wir spielen nur mit zwei Guards aus unserer geplanten Rotation, da ist das Verletzungsrisiko eigentlich zu groß."
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Daher die gute Nachricht vorneweg: Weitere Blessuren kamen keine dazu beim in den ersten drei Wochen der Vorbereitung arg gebeutelten Team von Trainer Danny Jansson, das mit neun Mann wacker kämpfte, sich am Ende aber mit 74:82 (44:47) geschlagen geben musste.
Mit den beiden Neuzugängen Michael Flowers und Sam Williamson in der Startformation, aber eben ohne Erol Ersek, Niki Würzner, Kevin McClain, Dusan Neskovic, Dominic Vengert und DJ Horne, ging’s Jansson an. Nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte marschierten die Gäste, die ihren Kader im Sommer einmal auf links gedreht haben, davon, führten vor den finalen zehn Minuten bereits mit plus 15 (58:73/3. Viertel).
Was folgte, sei allerdings "ein positives Zeichen", befand nicht nur Paul Zipser. "Da haben wir dann erstmals den Basketball gespielt, den wir spielen wollen. Mit hoher Aggressivität, gerade in der Verteidigung", sagte der Routinier und betonte: "Und das war im vierten Viertel, als alle platt waren."
Den Schlussabschnitt entschieden Zipser und Co. mit 16:9 für sich, näher als auf minus sechs (72:78/38. Minute) kamen sie aber nicht mehr ran. "Ich habe den Jungs in der Kabine gerade gesagt: ,Viertes Viertel – willkommen in Heidelberg.’ Das ist, was wir sehen wollen", so Jansson.
Dass sein Gegenüber in den Schlussminuten noch einmal seine erste Fünf aufs Feld bringen musste, um den Vorsprung ins Ziel zu retten, stimme Jansson zwar optimistisch. Die zweite Niederlage im dritten Test interessiere ihn bei diesen Vorzeichen auch nur bedingt.
Das große Ganze dagegen bereitet ihm durchaus Bauchschmerzen. "Ich kann momentan wirklich nicht sagen, wo wir stehen", so der finnische Head Coach, der für eine optimale Vorbereitung auf die Champions-League-Saison seiner Schützlinge schweren Herzens darauf verzichtet hat, die finnische Nationalmannschaft als Co-Trainer bei der EuroBasket zu begleiten.
Der 46-Jährige übte sich in Sarkasmus: "Wahrscheinlich müssen wir für die nächste Saison dann 28 Spieler verpflichten, um in einer Preseason-Partie mit zehn Spielern antreten zu können."
Werden die Heidelberger natürlich nicht. Und es sei auch keine schwere Verletzung dabei. Aber eine optimale Vorbereitung auf den Saisonstart am 27. September in Vechta sieht anders aus. Ob die Zeit reicht, um die Neuzugänge zu integrieren und Automatismen zu entwickeln? "Ich weiß es nicht", räumt Jansson ein: "Dass alle bei 100 Prozent sind, ist zu solch einem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht realistisch, aber nur das halbe Team?"
Heidelberg: Seric 19 (1 Dreier), Flowers 14 (3), Mi. Weathers 9 (1), Osunnuyi 9, Ma. Weathers 8 (1), Keßen 8 (2), Williamson 5 (1), Zipser 2, Gentischer.
Würzburg: Mintz 14 (1), Edigin 13, Stove 12 (1), Ivey 11 (3), Herzog 9 (1), Pisic 7, Thompson 7, Saffer 6, Scheffs 3, Skladanowski, Sokolov.