Gewichtheber-DM-Finale

Obrigheimer Routinier Jakob Neufeld nach Final-Einzug hungrig auf den Titel

Nach dem Gesetz der Serie wäre der Titel fällig - Jakob Neufeld im RNZ-Interview

09.04.2018 UPDATE: 10.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 45 Sekunden

Jakob Neufeld hofft auf das "Riesending". Foto: S. Weindl

Von Roland Karle

Obrigheim. Jakob Neufeld sah etwas schmaler aus sonst. Eineinhalb Wochen im Krankenbett statt im Trainingsraum, das hinterlässt Spuren. Erst seit ein paar Tagen hatte der Routinier, der 2009 zum SV Obrigheim kam und seither 64 Mal für den Club in der Bundesliga auflief, nach seiner Zwangspause wieder Hanteln gestemmt vor dem letzten Bundesliga-Heimkampf der Obrigheimer Gewichtheber.

Mit fünf gültigen Versuchen und 137 Punkten trug der 76-Kilo-Athlet am Samstag seinen Teil zum souveränen 826:515,5-Sieg gegen den AC St. Ilgen bei. Der Einzug in den Endkampf um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft am 28. April in Samswegen ist geschafft - und der Appetit auf den Titel geweckt. Im RNZ-Interview spricht Jakob Neufeld über die Meisterschaftsambitionen der Mannschaft und seine eigenen Pläne.

Jakob Neufeld, Sie haben als einziger Obrigheimer Heber in dieser Saison bisher alle Wettkämpfe mitgemacht. Und das im fortgeschrittenen Sportleralter von 35 Jahren. Was haben Sie sich fürs Finale in Samswegen vorgenommen?

Jakob Neufeld: Ich will natürlich meinen Beitrag leisten, damit wir den Dreikampf mit dem SSV Samswegen und dem AV Speyer aufnehmen und hoffentlich gewinnen können. Leider war ich vor dem Wettkampf gegen St. Ilgen krank und musste zehn Tage pausieren, das passt überhaupt nicht in meine Planungen. Ich hatte mir fürs Finale eine Saisonbestleitung vorgenommen, es wären also 155 Punkte zu übertreffen. Das wird jetzt eng. Aber ich werde mich in den zweieinhalb Wochen, die bis zum Wettkampf bleiben, voll reinhängen im Training. Und dann schauen wir mal, was rauskommt.

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Wie schätzen Sie die Titelchancen für den SV Obrigheim ein?

Ich habe ein sehr gutes Gefühl, das mir sagt: Wir werden die Meisterschaft gewinnen. Der bisherige Saisonverlauf macht Mut. Es sind einige junge Athleten in den Kader aufgerückt, der Umbruch in der sportlichen Leitung ist gut gelungen, wir haben einen tollen Teamgeist - das wäre ein Riesending, wenn wir tatsächlich den Titel holen.

Der SSV Samswegen hat Heimvorteil, Serienmeister AV Speyer ist enorm selbstbewusst. Ist Ihr Team da nicht eher Außenseiter?

Ich glaube, ein Favorit ist in diesem Jahr ganz schwer auszumachen. Leider müssen wir auf Matthäus Hofmann verzichten, das schmerzt. Mit ihm in der Mannschaft würde ich uns sogar als Favorit einstufen. So sehe ich alle drei Teams auf etwa gleichem Niveau. Das könnte das spannendste Finale der letzten 10 bis 15 Jahre werden.

Sie waren schon mal in einem ganz engen Finale dabei: 2008, als der spätere Olympiasieger Matthias Steiner, damals für Chemnitz an der Hantel, seinen letzten Versuch ungültig gewertet bekam und dadurch Obrigheim den Meistertitel gewann.

Ja, das stimmt. Die Meisterschaft habe ich miterlebt, allerdings startete ich damals für den SSV Samswegen. Wir konnten in der Neckarhalle mit Obrigheim und Chemnitz nicht mithalten und wurden Dritter.

Der SV Obrigheim war erstmals 2003, dann 2008 und 2013 deutscher Meister. Nach dem Gesetz der Serie wäre jetzt der Titel wieder fällig.

Wir hätten nichts dagegen! Und wie gesagt, ich traue uns zu, dass wir als deutscher Meister aus Samswegen zurückkehren. Dabei sind wir mit eher bescheidenen Erwartungen in die Saison gestartet. Ziel war, den Endkampf zu erreichen, aber große Titelchancen haben wir uns nicht ausgerechnet. Durch die Verpflichtung von Alejandro Gonzalez und Acoran Juan Hernandez sind wir auf den Ausländerplätzen deutlich besser besetzt als zuvor, das macht viel aus. Die beiden Jungs passen super zu uns, sie sind ein Glücksfall. Und dass Nico Müller so aufdreht, davon profitieren wir als Mannschaft natürlich sehr.

Wie haben Sie seinen EM-Wettkampf erlebt?

Ich habe ihn zu Hause vorm Fernseher verfolgt. Große Klasse, wie Nico aufgetreten ist und was er da rausgehauen hat.

Sie haben Ihre Laufbahn als Leistungssportler in der Nationalmannschaft beendet und studieren jetzt bald im vierten Semester als angehender Grundschullehrer. Die richtige Entscheidung?

Auf jeden Fall. Ich musste mich umstellen, das fiel am Anfang nicht ganz leicht, aber das Studium läuft gut und macht mir Spaß.

Und das Gewichtheben?

Darauf will ich noch lange nicht verzichten. Solange ich gesund und fit bin, werde ich heben.

Sie sind jetzt 35. Werden wir Sie auch mit 40 noch in der Bundesliga sehen?

Ich habe keinen Rücktritt geplant. Solange die Leistung ausreicht und ich gebraucht werde, stehe ich zur Verfügung.

Im Mai ist der SV Obrigheim Ausrichter der deutschen Meisterschaften der Masters, also der ab 30-Jährigen. Werden Sie dabei sein?

Na klar. Das ist ein Heimspiel für mich, darauf freue ich mich schon. Und am schönsten wäre es, als deutscher Mannschaftsmeister bei den Masters anzutreten.

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