Die Adler sitzen in einem tiefen Loch
Beim 2:4 gegen die Nürnberg Ice Tigers endet die längste DEL-Serie - Vierte Niederlage innerhalb von acht Tagen.

Von Rainer Kundel
Mannheim. Die Länderspielpause kommt für die Adler Mannheim eher zu spät: Mit einer in allen Belangen inakzeptablen Vorstellung hat die Mannschaft von Dallas Eakins bei der 2:4 (0:2, 1:1, 1:1)-Pleite gegen die Nürnberg Ice Tigers das erste Drittel der DEL-Hauptrunde beendet. Die vierte Niederlage innerhalb von acht Tagen (7:17 Tore) bedeutete zugleich das Ende der längsten Liga-Serie mit 21 Heimsiegen gegen die Franken in Folge seit dem 18. November 2016.
Das Spiel sei "schwer zu evaluieren", ließ Eakins übersetzten, "bei 51 Torschüssen können wir nicht so viel falsch gemacht haben, dazu haben wir drei der vier Gegentore dem Gegner geschenkt". Eine Aussage, die im ersten Teil an den Problemen vorbei geht. Zum einen, weil fast alle Abschlüsse aus ungefährlichen Positionen erfolgten. Andererseits weil die wenigen Schüsse aus günstigem Winkel derart harmlos gerieten, dass sie für Niklas Treutle eine sichere Beute waren, auch weil der Nürnberger Goalie oft freie Sicht hatte.
Es kam viel zusammen an diesem regnerischen Nachmittag. Dreimal in aussichtsreichen Situationen über die Scheibe gehauen, ein kläglich verschossener Penalty (Justin Schütz/50. Minute), ein nach Videobeweis einkassierter Treffer von Luke Esposito (52./hoher Stock), ein hilfloses Anrennen ohne Torwart mit sechs Feldspielern in den letzten fast sieben Minuten. Woraus immerhin noch das 2:4 durch Max Heim (55.) heraus sprang, womit noch etwas Schadensbegrenzung betrieben wurde.
Vor dem 0:1 schlug Zach Solow über den Puck, so dass die linke Abwehrseite frei für einen mustergültig ausgespielten Konter war. Das zweite Gegentor resultierte aus der einzigen Nürnberger Überzahl, das 1:3 nach einem kurzen Aufflackern infolge des Anschlusstreffers durch Lukas Kälble (23.) durch reichliche Verwirrung nach einer angezeigten Strafzeit. Den negativen Höhepunkt aus Sicht der Gastgeber bildete vor dem 1:4 der Geleitschutz von Leon Gawanke einschließlich der Plachta-Esposito-Reihe, die dem um sechs Stammkräften dezimierten Gegner überheblich begegneten.
Wer dem irrlichternden Auftritt der Blau-Weiß-Roten erstmals beiwohnte, mag es nicht glauben, dass während fünf Powerplay-Situationen – eine davon über 47 Sekunden mit doppeltem numerischen Vorteil – die statistisch beste Überzahl der Liga auf dem Eis stand. Als Zeichen der Verunsicherung wurden die Scheiben und damit die Verantwortung stets dem schlechter postierten Mitspieler überlassen. "Im Powerplay hat es nicht Klick gemacht", notierte Eakins das Manko eher beiläufig und ist sich sicher, "dass wir in zwei Wochen mit Alex Ehl und Tom Kühnhackl wieder erfahrene Spieler zurück bekommen".
Am Sonntagmittag stellte der Coach erstmals während des Spiels um, ließ Tony Greco und Yannick Proske nach dem ersten Drittel die Reihen tauschen und versuchte, im letzten Abschnitt den Zwei-Tore-Rückstand mit zehn Stürmern (Uba und Penkin blieben sitzen) noch aufzuholen. Das misslang, weil die Mannschaft physisch und mental müde war, auch wenn dies ausdrücklich niemand wahr haben wollte. Somit war der Familientag mal wieder nicht dazu geeignet, Fan-Nachwuchs zu rekrutieren.
Torhüter Maximilian Franzreb, der als einziger der für den Deutschland-Cup nominierten Mannheimer Akteure Normalform zeigte, legte den Finger in die Wunde: "Wir waren vor beiden Toren nicht konsequent genug. Jetzt heißt es, wieder harte Arbeit und gute Gewohnheiten ins Training bringen. In dieser Liga musst du als Team zusammenhalten und dir das Glück selbst erarbeiten."
Adler Mannheim – Nürnberg Ice Tigers 2:4 (0:2, 1:1, 1:1); Tore: 0:1 Kechter (11.), 0:2 Spezia (18.), 1:2 Kälble (23.), 1:3 Dove-MacFalls (29.), 1:4 Spezia (44.), 2:4 Heim (55.); Schiedsrichter: Schrader (Bochum), Hinterdobler (Bad Tölz); Strafminuten: 2/10; Zuschauer: 13 600 (ausverkauft).



