Diese Vereine könnten der Halbfinal-Gegner werden
Neunte erfolgreiche Playoff-Serie gegen Nürnberg. Vorbereitung aufs Halbfinale beginnt.

Sieht in der Defensive noch Potenzial nach oben: Adler-Verteidiger Denis Reul (2.v.r.) schoss am Sonntag sein erstes Saisontor. Foto: vaf
Von Rainer Kundel
Mannheim. Standesgemäß haben sich die Mannheimer Adler als erster Klub der Viertelfinalisten zum 13. Mal in der Deutschen Eishockey Liga für die Vorschlussrunde qualifiziert, müssen aber zumindest bis Freitag, eventuell gar bis Sonntag, auf ihren Gegner warten. Fest stehen bisher nur die ersten beiden Heimspieltermine: Dienstag, 2. April, 19.30 Uhr, und Sonntag, 7. April, 17 Uhr.
Unerwartet konnten die Eisbären Berlin den ersten Matchball des amtierenden Meisters EHC München abwehren, auch die Kölner Haie duellieren sich weiter mit dem ERC Ingolstadt (Serienstand 2:3), ebenso die Düsseldorfer EG mit den Augsburger Panthern (ebenfalls 2:3). Gegner der Mannheimer wird jener der verbleibenden Klubs, der in der Hauptrunde am schlechtesten platziert war. Somit sind noch Berlin, Düsseldorf, Ingolstadt und Köln in der Verlosung.
Dass beim hochklassig-mitreißenden Spiel fünf am Sonntag rund 1800 Plätze in der SAP Arena leer blieben, hängt auch damit zusammen, dass das reine Event-Publikum seine Termine offenbar bereits anderweitig belegt hatte, weil man mit einem "Sweep", also einem Weiterkommen in vier Spielen, gerechnet hatte. Sie verpassten einen unterhaltsamen und torreichen Serien-Abschluss.
Bei den Nürnbergern werden die Adler als ewiger Playoff-Verderber in die Chronik eingehen. Nach der neunten verlorenen Serie (zehn Siege, 31 Niederlagen) wäre jenes Transparent auch heute noch aktuell, das während der Finalserie 2007 ein Hardcore-Fan aus Ilvesheim in der Nordwestkurve ausbreitete: "Wer nichts ist und nichts wird, kommt aus Nürnberg bei Fürth" - mit drei Ausrufezeichen versehen. "Ihr werdet nie deutscher Meister" oder "Halbfinale oho" tönte es Richtung des ruppigen Gegners, als die Spieler mit Kind und Kegel eine Ehrenrunde drehten und mit ihren Anhängern die Stadionwelle zelebrierten.
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Das Mini-Comeback der Franken, ein Team mit einigen guten Einzelspielern, aber mannschaftlich zerbrechlich und taktisch schwer zu bändigen, währte über den Freitag hinaus nochmals 40 Minuten. Drei Powerplay-Tore der Adler, ein Treffer bei sechs gegen fünf Feldspielern, belegten, wo das Problem der Ice Tigers lag: mangelnde Disziplin. Der diesmal konsequent agierende "Streifendienst" urteilte nach dem Verursacherprinzip - aufseiten der Nürnberger vornehmlich bei den mit kurzer Zündschnur ausgestatteten Dane Fox und Shawn Lalonde.
Dass dennoch in einer Partie mit Matchball elf Tore fielen, ist nicht alltäglich. Oft werden solche Spiele im Vertrauen auf taktische Winkelzüge und das Warten auf gegenseitige Fehler angegangen. "Wenn zwei Mannschaften so aufgestellt sind, dass sie Tore schießen wollen, gibt’s halt ein 7:4", freute sich Adler-Coach Pavel Gross.
Die Mannheimer wollen dennoch auf dem Boden bleiben und bereiten sich ab Dienstag aufs Halbfinale vor. "Wir können’s eh nicht beeinflussen", sagt Marcus Kink bezüglich des noch unbekannten Gegners. "Wir schauen in der Vorbereitung ohnehin überwiegend auf uns, wer da der Gegner wird, ist nicht vordergründig wichtig." Denis Reul sieht noch Potenzial nach oben: "In der Defensive müssen wir fürs Halbfinale noch eine Schippe zulegen, offensiv waren wir dagegen sehr gut drauf", sagte der oft wortkarge Verteidiger mit Spitznamen "Robo" nach seinem ersten Saisontor.
Das Toreschießen hat positionsgemäß nicht die höchste Priorität für den 1,94-Meter-Hünen, doch für drei seiner Teamkollegen unter den sieben verschiedenen Schützen könnte der erste Playoff-Treffer 2019 eine Befreiung sein: Garret Festerling, David Wolf und Hauptrunden-Topscorer Chad Kolarik feierten ihren ersten "Einschuss" bei insgesamt 25 Mannheimer Treffern in der Nürnberg-Serie (7:2, 4:2, 4:1, 3:4 n.V., 7:4).
Deutliche Kritik über die Pausen zwischen den Spielen im Viertelfinale kam nicht nur von Adler-Manager Axel Alavaara ("Das habe ich noch nie erlebt"), sondern auch überregional auf. TV-Experte Rick Goldmann äußerte sich deutlich: "Playoffs leben von Dynamik und Dramatik, die sich in den Spielen in kurzen Abständen entwickelt."
Für Nürnberg hätte das aber wohl kaum einen Unterschied gemacht: Im althergebrachten Modus hätten für die Ice Tigers wohl lediglich schon am Dienstag vergangener Woche die Ferien begonnen.



