Darum kritisieren die Coaches den Playoff-Rhythmus
Es geht ums Momentum - In Sachen Zuschauerzuspruch liegen die Adler europaweit auf Platz fünf

Pavel Gross. Foto: dpa
Von Rainer Kundel
Mannheim. Im Eishockey, vor allem in den Playoffs, dreht sich viel um das Momentum. Was steckt hinter diesem Begriff? Der Reporter der Augsburger Allgemeinen hat herausgefunden, dass es sich um einen Zustand handelt, der einem manchmal zufliegt, manchmal aber auch trotz härtester Arbeit fern bleibt. Wer das Momentum auf seiner Seite hat, hat Oberwasser, ihm gehen Dinge leicht von der Hand. Oft ist das Momentum aber eine launische Diva, die unvermittelt im Spiel zwischen den Kontrahenten hin und her wandert.
Ein Momentum kann auch in einen "Flow", also einen richtig guten "Lauf", auswachsen. Hätte die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) nicht eine derart lange Pause zwischen das dritte und vierte Spiel der "Best of Seven"-Serie im Viertelfinale gepackt, wäre der Flow bei dem in der Serie führenden Klub vielleicht gar nicht mehr aufzuhalten. Normal ist der Rhythmus Freitag/Sonntag/Dienstag. Nicht so 2019.
"Für mich hat das mit Playoff-Kultur nichts zu tun", sagt Augsburgs Trainer Mike Stewart. Playoffs seien eine Schlacht, in der es auch darum gehe, wer die Belastungen körperlich besser verkrafte. Der zuhörende Trainer, das Mannheimer "Eishockey-Denkmal" Harold Kreis als Coach der Düsseldorfer EG, nickte. Der konditionelle Zustand komme so nicht zum Tragen, so der 60-Jährige.
Adler-Trainer Pavel Gross äußerte sich auch auf wiederholte Nachfrage nicht konkret zu der ominösen Agenda, "weil ich es nicht verstehe". Unstrittig ist, dass die Protagonisten auf rutschiger Unterlage in der fünften Jahreszeit sehr viel lieber spielen als trainieren. So bekamen sie immerhin einen freien Montag - wie in einer ganz "normalen" Hauptrundenwoche eben. Und haben mehr Zeit, die vielfach verschwiegenen kleineren Verletzungen auszukurieren.
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Auch die Nürnberg Ice Tigers, mit drei Spielen gegen die Adler Mannheim in Rücklage geraten (2:7, 2:4, 1:4), hoffen dadurch, ihr Saisonende noch hinauszuschieben. "Ich denke, der Vorteil ist auf unserer Seite, denn wenn die Adler so weiterrollen, wird es sehr schwer für uns", äußerte sich Verteidiger Marcus Weber im Onlineportal Nordbayern.de der beiden Nürnberger Tageszeitungen.
Peter John Lee, Geschäftsführer der Eisbären Berlin, machte als einziger Vertreter der acht noch im Wettbewerb verbliebenen Klubs gegenüber dem Tagesspiegel öffentlich, was hinter dem ausgesparten Dienstag (auch in der kommenden Woche) steckt. "Die DEL will einfach mehr Zuschauer in den Hallen haben, das war ja im Viertelfinale am Dienstag oder Mittwoch in der Vergangenheit eben oft nicht so toll, daher gab es diese Entscheidung."
Wie alljährlich wurden nach Abschluss der Hauptrunden in Europa die Klubs mit dem höchsten Besucherschnitt veröffentlicht. Dabei verbesserten sich die Adler Mannheim von Platz sieben auf fünf.
Top Seven: 1. SC Bern (Durchschnitt 16.290 ), 2. SKA St.Petersburg (13.016 ), 3. Eisbären Berlin (12.026 ), 4. Kölner Haie (11.573, inkl. Winter-Game mit 49.000 Zuschauern im Müngersdorfer Stadion), 5. Adler Mannheim (11.422 ), 6. Frölunda Göteborg (10.071 ), 7. ZSC Lions Zürich (9495).



