TSG-Präsident Baumgärtner

"Ruf als Talentschmiede weiterhin gerecht werden"

Der TSG-Vorsitzende Kristian Baumgärtner zieht ein Fazit zum Ende der Saison, aber nicht zum Bundesliga-Kader.

03.06.2022 UPDATE: 06.06.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 35 Sekunden
Kristian Baumgärtner, seit Oktober 2021 Präsident der TSG. Foto: Hans-Joachim Of

Sinsheim. (of) Am 2. Oktober 2021 war der 53-jährige, in Heidelberg geborene und in Dielheim wohnende Kristian Baumgärtner für die kommenden drei Jahre zum Präsidenten der TSG Hoffenheim und Nachfolger von Peter Hofmann gewählt worden. Seither lenkt er "im Sinne des viel zu früh verstorbenen, langjährigen Funktionärs und Freundes", die Geschicke des Kraichgauer Bundesligisten.

Das neue Präsidium war bei den Wahlen Mitte Mai um die Vize-Vorsitzende Simone Engelhardt erweitert worden. Die Position war zunächst vakant geblieben, nachdem Baumgärtner vom Vize- zum Vorsitzenden gewählt und Frank Engelhardt in seinem Amt als Dritter Vorsitzender bestätigt wurde. Engelhardt, die gerade für ihre 50-jährige Mitgliedschaft bei der TSG geehrt wurde, sei Hoffenheimerin durch und durch.

Schwerpunkte seien, die Interessen des Vereins und seiner derzeit rund 10.000 Mitglieder und 125 Fanclubs zu vertreten. Dabei liege Hauptaugenmerk "auf der TSG-Akademie und dem Frauen- und Mädchenfußball", schildert Baumgärtner, der schon 1998 als Spieler der Ersten Mannschaft nach Hoffenheim kam und seit 2001 als zweiter Mann bei der TSG fungierte, "aber auch der Breitensport kommt nicht zu kurz."

Während sich der TSG-Präsident zur Profiabteilung nicht äußern will und auf den Verantwortungsbereich der GmbH verweist, in dem diese liege, geht Baumgärtner auf den Frauen-Fußball und die Akademie ein. Bekanntlich hatte Mehrheitseigner Dietmar Hopp harsche Kritik am Verein geübt und die Bundesliga-Mannschaft für die abgelaufene Saison gerügt. Trainer Sebastian Hoeneß musste seinen Stuhl räumen.

Der Verein besitze laut Hopp eine Infrastruktur wie kaum ein anderer im Land. "Unser Anspruch muss wieder Spitzenfußball sein", hatte der Mäzen vorgerechnet. Baumgärtner geht in seiner Analyse auf andere Abteilungen ein und sagt: "Unser Frauen-Team hatte eine gute Saison." Erstmals habe man Champions League gespielt und in der Qualifikation "unvergessliche Momente erlebt".

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Das Erreichen der Gruppenphase sei herausragend und der 4:1-Sieg gegen Arsenal London ein Höhepunkt gewesen. "Dass wir das Viertelfinale knapp verpasst haben, war keine Schande", findet er, "unsere Mädels haben Hoffenheim auf die europäische Fußball-Landkarte gebracht." Dass die Frauen die erneute Qualifikation für die Königsklasse knapp verpassten, sei "schade".

Was die TSG-Akademie betrifft, seien die Leistungen in den oberen Jahrgängen durchwachsen, "aber wir werden hier künftig wieder bessere Ergebnisse erzielen", gelobt der Präsident. Immerhin habe man mit Tom Bischof und Umut Tohumcu zwei Jugendspieler in die Männer-Bundesliga gebracht. "Letztlich ist genau das unser Auftrag."

Bei der TSG-Akademie werde sich nicht allzu viel ändern. U 19-Trainer Marc Kienle, der den im Oktober zum Zweitligisten Holstein Kiel gewechselten Marcel Rapp ersetzte, verlasse ebenfalls den Kraichgau nach einem Jahr, sagt Baumgärtner. Der Abgang soll "durch eine interne Trainerrotation" aufgefangen werden.

Aktuell liefen Projekte mit einem brasilianischen und einem französischen Verein. Deren Ziel sei es, Erfahrungen der TSG in sozial schwachen Gebieten zu implementieren, Talente zu rekrutieren und nebenbei auch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, erläutert Baumgärtner.

Mäzen Hopp hatte bei der Mitgliederversammlung von einer Internationalisierung des Nachwuchses gesprochen. Baumgärtner wünscht sich, dass der Verein im Frauen- und Nachwuchsbereich das hohe Niveau halten kann, das man in den zurückliegenden Jahren aufgebaut habe.

Während der Corona-Krise habe man im Verein an einem Strang gezogen. Eine schöne Geste sei auch die offizielle Umbenennung des nördlichen Teils der Silbergasse im Hoffenheimer Alt-Ort gewesen, die in Erinnerung an Baumgärtners Amtsvorgänger nun Peter-Hofmann-Weg heißt.

Erfolgreich weitergehen soll es möglichst bald mit dem "Hoffe-Express", der jährlich rund 20.000 Kinder an 140 Standorten in der Metropolregion Rhein-Neckar erreicht hat. Grund- und Förderschulen sollen angefahren, Vereine und Kommunen bei Turnieren oder dem Ferienspaß begleitet werden. Letztlich wolle man dem Ruf als Talentschmiede weiter gerecht werden und ein wertvoller Unterbau für die Profis sein, sagt der Präsident. "Wenn dabei Titel herausspringen, nehmen wir dies gerne mit."

Wichtiger sei es, als Ort wahrgenommen zu werden, "an dem sich junge Trainer und Top-Talente gerne weiterentwickeln möchten". Mit Julian Nagelsmann und Domenico Tedesco waren in dieser Saison zwei Trainer Deutscher Meister oder DFB-Pokalsieger geworden. "Beide lernten ihr Handwerk in unserer Akademie." Dies habe "stolz gemacht und unseren international guten Ruf bestätigt", findet Baumgärtner. "Wir wissen aber, dass dies nicht einfach so bleibt, wenn wir nicht weiter hart daran arbeiten."

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