Verbalattacken im Streit um Eppinger Fußgängerzone

Die Auseinandersetzung um die versuchsweise Sperrung der Brettener Straße wird schärfer - Gemeinderat und HGV tagen zum Thema

05.10.2016 UPDATE: 06.10.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden

Die mit Pollern gesperrte Brettener Straße vor wenigen Tagen bei der Eppinger Kerwe: Hier wollten und konnten die Händler Tausenden Besuchern die Vielfalt ihrer Angebote zeigen. Eine samstägliche Sperrung ohne Fest ist für die meisten von ihnen aber kaum vorstellbar. Foto: Guzy

Eppingen. (guz) Obwohl noch nicht hochgefahren, erweist sich der Poller zur Sperrung der Brettener Straße bereits als stadtgesellschaftlicher Spaltkeil. Nachdem der Gemeinderat am 20. September mehrheitlich beschlossen hatte, die Haupteinkaufsstraße noch in diesem Jahr versuchsweise an vier Wochenenden für den Fahrzeugverkehr zu sperren, berichteten die Stadträte Hartmut Kächele (SPD) und Jörg Haueisen (FBW) nun in der Gemeinderatssitzung am Dienstag jeweils von massiven Verbalattacken gegen ihre Person - aus den Kreisen der Händlerschaft aber auch anonym am Telefon.

Er sei "persönlich auf übelste Weise angefeindet" worden, schilderte Kächele, "für mich ist nicht mehr nachvollziehbar, wie da vorgegangen wird." Er überlege inzwischen, eine Bürgerinitiative "Schließung der Innenstadt" zu gründen oder auch ein Bürgerbegehren zu starten, sagte der sichtlich aufgebrachte, aber um Ruhe bemühte SPD-Fraktionschef, der solche Angriffe gegen Mitglieder des Gemeinderates "für sehr bedenklich" hält.

Auch Haueisen berichtete von "teilweise recht unsachlichen, beleidigenden und persönlichen Angriffen." Zuletzt war der Bummel durch die Brettener Straße am verkaufsoffen Kerwesonntag für den FBW-Fraktionsvorsitzenden zum verbalen Spießrutenlauf geworden. Er habe sich gerade einiges anhören müssen, hatte sich Haueisen an jenem Tag gegenüber der RNZ verbittert geäußert.

In der Sitzung warf Kächele nun CDU-Fraktionschef Klaus Scherer vor, den Gemeinderatsbeschluss in persönlichen Gesprächen mit Bürgern als relativierbar dargestellt zu haben. Er könne die Sorgen des Einzelhandels "ein Stück weit nachvollziehen", erklärte Scherer, der vor dem aktuell amtierenden Vorsitzenden Steffen Kammerlander fast sieben Jahre den Handels- und Gewerbeverein ehrenamtlich geführt hatte. Scherer berichtete von gesunkenen Umsätzen und leeren Läden, als die Straße am Tag vor dem Kartoffelmarkt gesperrt war. "Es war nicht mein Anliegen, irgendjemanden zu beleidigen", stellte der CDU-Fraktionschef im Gemeinderat klar.

Noch immer ist offen, auf welche Wochenenden die vier Versuchssperrungen gelegt werden. Am kommenden Montag treffen sich Händler und Gemeinderat zu einem Gespräch hinter verschlossen Türen. Kächele forderte Oberbürgermeister Klaus Holasche in diesem Zusammenhang nachdrücklich auf, den gefassten Gemeinderatsbeschluss auch umzusetzen. Er sei kein Freund von "Eppingen gegen Eppingen", sagte Kächele, aber er sei es auch leid, dass wieder alles zerredet werde. "Ich frage mich, ob die Einzelhändler in den letzten Jahren nicht zu sehr gehört wurden", warf der SPD-Chef in die Runde. "Der Gemeinderat hat einen rechtskräftigen Beschluss gefasst. Den wird der OB auch umsetzen", versicherte Holaschke.

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Bevor die Entscheidung am 20. September gefallen war, hatte Holaschke das Gremium noch darum gebeten, den Händlern nicht einfach etwas überzustülpen und sich bei der anschließenden Abstimmung enthalten. "Vielleicht hätte man es heute anders gemacht", bekannte er nun hinsichtlich der Reihenfolgen der beiden Großprojekte Parkhaus und Brettener Straße.

Kurz zuvor hatte bereits Anton Varga (CDU) festgestellt, dass man die Brettener Straße wohl zu früh saniert habe. Weil das Parkhaus noch nicht steht und noch immer viele Autos durch die Brettener Straße rollen, seien mittlerweile Spurrinnen eingefahren, auf denen Autos wie auf Schienen durch die Einkaufsstraße rollten. In welche Richtung sich Innenstadt und Handel entwickeln solle, gehöre grundlegend diskutiert, so Varga.

Nur dass die Basis dafür immer schmaler wird: "Wir sind natürlich noch nicht am Ende der Entwicklung, haben aber viel erreicht", sagte OB Holaschke. Von Aufbruchstimmung und Konsens aber sei man "in den letzten acht Tagen weiter weg denn je", stellte er fest, "und wir sorgen selbst für diese Stimmung."

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