Eppingen: Weiterhin freie Fahrt am Wochenende
Diskussion um Fußgängerzone light vertagt - HGV fürchtet Benachteiligung der innerstädtischen Geschäfte

Zur Fußgängerzone auf Zeit wurden Brettener Straße und Bahnhofstraße zuletzt beim Bärlauchfest im April. Damals wurde der bereits in die Straßenmitte eingebaute versenkbare Poller nicht ausgefahren - eine Absperrbarke verhinderte die Einfahrt in die Brettener Straße. Foto: Guzy
Eppingen. (guz) Wochenendfußgängerzonenflair? Im Winter vielleicht, oder aber im nächsten Sommer. Sicher jedenfalls wird es nichts mehr mit einem Testlauf während der Ferien. Die Freien Wähler (FBW) sind am Dienstag mit ihrem Vorstoß, die probeweise Einführung einer Fußgängerzone light zu diskutieren und auf den Weg zu bringen, klar an der Mehrheit der restlichen Fraktionen gescheitert: Auf Antrag der CDU wurde das Thema von der Tagesordnung genommen. Nun kann das Gremium frühestens in der ersten Septembersitzung nach der Sommerpause über eine zeitweilige Sperrung der Brettener Straße an Samstagen und Sonntagen debattieren. Ob es überhaupt einen Praxisversuch geben wird, bevor das geplante Parkhaus steht, bleibt offen.
Klaus Scherer begründete den Vertagungsantrag der CDU mit dem engen Zeitkorridor. Auch Hartmut Kächele (SPD) und Peter Wieser (Grüne) wollten das Thema erst gründlich und von allen Seiten beleuchtet wissen - nicht zuletzt zum Thema Ausweichverkehr durch die Leiergasse. Erst Parkhausbau, dann "einen gescheiten Wurf", forderte Wieser.
Die FBW hatte Mitte Juni die Behandlung des Themas beantragt. In den zurückliegenden Wochen hatten nun Verwaltung und die Stadtplanungsgruppe Kölz eine Diskussionsgrundlage ausgearbeitet. Aus verkehrsrechtlicher Sicht sind allerdings noch einige Details ungeklärt. Offen ist außerdem die Frage, wie sich eine Sperrung auf Einzelhandel und Gastronomie auswirken würde.
Die meisten Geschäfte sind während der vorgeschlagenen Sperrzeit - zur Debatte steht der Zeitraum von samstags, 16 Uhr, bis montags, 5 Uhr - zwar ohnehin geschlossen, gleichwohl stehen die meisten Mitglieder des Handels- und Gewerbevereins (HGV) dem Vorhaben "sehr kritisch" gegenüber. Ihre Befürchtung: Ist die temporäre Sperrung erst einmal vollzogen, ist es nur noch ein kleiner Schritt hin zur dauerhaften Fußgängerzone.
Bereits durch den begrenzten Versuch sehen sich die Händler der Innenstadt gegenüber ihren weiterhin erreichbaren Kollegen an der Peripherie benachteiligt - eine Komplettsperrung lehnen sie nachdrücklich ab. Das geht aus einem Schreiben hervor, mit dem sich der HGV bereits vor der Sitzung an Verwaltungsspitze und Gemeinderäte gewandt hatte.
Darin bekräftigen die Händler auch, dass aus ihrer Sicht erst das Parkhaus in der Wilhelmstraße in Betrieb sein muss, bevor an die Verkehrsführung in der Innenstadt "erneut Hand angelegt" wird. Für den Bau des Parkhauses werden zeitweilige, zumindest halbseitige Sperrungen der Wilhelmstraße kaum zu vermeiden sein, wodurch eine Umleitung über die Brettener Straße nötig wird. Darauf weist die Verwaltung ebenso hin, wie auf die Gefahr, dass Autofahrer bei einer Sperrung der Brettener Straße verstärkt in die inzwischen verkehrsberuhigte Leiergasse ausweichen könnten - und zwar unabhängig vom Parkhausbau.
Weil Autofahrer die Wilhelmstraße in beide Richtungen befahren können und die Brettener Straße nicht zum Hauptverkehrsnetz der Innenstadt zählt, halten die Verkehrsplaner eine Fußgängerzone light - amtsdeutsch: "begrenzt fahrverkehrsfreier Bereich" - gleichwohl grundsätzlich für machbar. Ungeklärt ist allerdings, wie die rund 170 Anwohner in Brettener Straße und Bahnhofstraße zu ihren Häusern kommen, wenn der ausgefahrene Poller an der Einmündung zur Brettener Straße auch ihnen den Weg versperrt.
OB Klaus Holaschke betonte, dass ein "relativ großer Personenkreis" von der Sperrung betroffen sei. Ein Lösungsansatz ist, pro Fahrzeug eines Anliegerhaushaltes eine elektronische Chipkarte auszugeben und zusätzlich an alle Innenstadthändler. Damit blieben allerdings Besucher der Anwohner oder Kunden, die etwa am Wochenende Bäckerei oder Apotheke anfahren wollen, außen vor. Auch die manuelle Absenkung des Pollers per Dreikantschlüssel, wie ihn Rettungskräfte und Polizei haben, ist denkbar. Bei dieser Variante bliebe der Poller so lange abgesenkt, bis er wieder manuell hochgefahren wird. Einstweilen bleibt er aber ohnehin im Boden - zumindest bis zur nächsten Diskussionsrunde.



