Notariatsreform in Sinsheim

Das ändert sich alles für den Kunden

Jessica Bier beleuchtet die Veränderungen - Von der Landesbeamtin zur selbstständigen Notarin

20.12.2017 UPDATE: 21.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden

Glück für Sinsheim: Die zahlreichen Akten im Keller können bleiben. In vielen andere Notariaten stehen vor Jahresende Umzüge an, berichtet Notarin Jessica Bier. Foto: Christian Beck

Von Christian Beck

Sinsheim. Sie ist seit 2. November Notarin in Sinsheim. Und daran wird sich auch nichts ändern. Dafür musste Jessica Bier allerdings zuvor schon ihre Kündigung einreichen: Zum Jahresende wechselt sie von der Landesbeamtin zur selbstständigen Notarin. Die politisch gewollte Entscheidung führt zu einigen Umstellungen. Kunden werden davon aber nur wenig mitbekommen, verspricht sie.

Wer einen Blick auf Jessica Biers Schreibtisch wirft, dem fallen gleich mehrere Computer ins Auge. Die Geräte erklären sich mit der Umstellung: Künftig wird sie ein anderes Programm nutzen, momentan ist paralleles Arbeiten angesagt. Das Ziel: Ein möglichst sauberer Schnitt bis zum Jahresende. Daten müssen gesichert werden, beispielsweise Namensverzeichnisse. Alles wird noch einmal durchgeschaut, jeder Schrank wird ausgeräumt, so dass auch nichts vergessen wird. Zwischen Weihnachten und Neujahr frei zu nehmen, ist da weder sinnvoll noch möglich: "Alle Notariate in Baden-Württemberg haben eine Urlaubssperre bis zum Ende des Jahres bekommen", berichtet sie.

Hintergrund der Angelegenheit ist die Notariatsreform im Land: Ab dem 1. Januar wird es in ganz Baden-Württemberg nur noch selbstständige Notare geben. Von den rund 300 Notariaten werden deshalb viele geschlossen, darunter jene in Neckarbischofsheim, Aglasterhausen oder Eppingen. Künftig erledigen 138 Selbstständige die Arbeit. Allerdings nur zum Teil: Die Tätigkeit der Notare wird sich künftig auf klassische Felder beschränken, also die Beurkundung, beispielsweise von Kaufverträgen für Grundstücke. Für Betreuungsangelegenheiten sind künftig die Amtsgerichte zuständig. Nachlasssachen werden den Amtsgerichten zugewiesen, bei denen bereits heute zugleich das Familiengericht angesiedelt ist.

Für Sinsheim heißt das konkret: Betreuungsangelegenheiten und Nachlasssachen erledigt künftig das Amtsgericht. Das günstigerweise im Nachbargebäude untergebracht ist. "Wir sind froh, denn wir müssen deshalb keine Akten verräumen", erklärt Jessica Bier. Lediglich die Unterlagen aus dem Notariat Neckarbischofsheim müssen eingegliedert werden. Der Aufwand sei trotzdem "nicht wenig", berichtet sie, einige Notariate in der Umgebung habe es aber deutlich heftiger erwischt: In Bad Wimpfen beispielsweise befinden sich meterweise Akten an verschiedenen Orten, dieser Tage habe ein Kollege die Anweisung erhalten, innerhalb weniger Tage alles zum Abtransport nach Heilbronn vorzubereiten.

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Zurück nach Sinsheim: Zunächst einmal wird Jessica Bier auch in den gleichen Räumen in der Werderstraße 10 arbeiten. In etwa zwei Jahren ist dann ein Umzug geplant, das Haus am Ilvesbach muss aber erst gebaut werden. Wichtig: Wer die Dienste der Notarin in Anspruch nimmt, wird künftig genauso viel bezahlen wie bisher. Beim Service hofft Jessica Bier allerdings, das Angebot optimieren zu können: Telefon- und Sprechzeiten sollen erweitert werden, Termine sollen kurzfristiger möglich sein. Und auch die Rückmeldung und Bearbeitung soll deutlich schneller gehen.

Mit sieben Mitarbeitern startet sie im Januar, die meisten haben wie die Notarin dem Dienst als Landesbeamte den Rücken gekehrt. Für sich selbst bedauert Jessica Bier diesen Umstand nicht im geringsten: Sie könne nun das tun, was ihr schon immer am meisten Spaß gemacht habe - sie sieht die Notariatsreform als Chance. Und über zu wenig Arbeit kann sie sich nicht beklagen: Die Arbeit für den Januar stapelt sich bereits in einem Schrank, der zuvor ausgeräumt wurde.

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