"Excellent"-Chocolaterie Sinsheim

Warum Schokolade auch in unsicheren Zeiten gefragt ist

Wenn jeder Tag ein "Tag der Schokolade" ist: Andreas Bellem übers Versüßen schwieriger Zeiten und den Trend zur "Herkunftsschokolade".

14.10.2022 UPDATE: 14.10.2022 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Schokolade und Pralinen sind gefragt wie eh und je, sagt Andreas Bellem. Foto: privat

Sinsheim/Heilbronn. (tk) Die Leute verwöhnen sich im Kleinen. Das sagt Andreas Bellem, Konditormeister und Chef der "Excellent"-Chocolaterien in der Sinsheimer Hauptstraße und im Heilbronner Käthchenhof. Dass er mit dem Geschäft nach wie vor zufrieden ist, kann er sich nur so erklären. Im Trend liege "Herkunftsschokolade", erzählt Bellem.

Vom "Nationaltag der Schokolade" – der zu verschiedenen Daten begangen wird, obwohl unklar ist, wer ihn überhaupt ausgerufen hat – hört Bellem "zum ersten Mal". Neben dem 15. Mai, dem 7. Juli und dem 3. September gilt jedenfalls auch dieser 13. Oktober irgendwo und irgendwem als Tag der Schokolade: Ein weiteres Indiz dafür, dass irgendwie jeder Tag ein Schokoladentag ist.

Für Bellem auf jeden Fall – die Cafés des Chocolatiers wurden kürzlich von Lesern der Fachzeitschrift "Feinschmecker" unter die 500 besten in Deutschland gewählt. Pralinen in mehr als 50 Sorten und Variationen werden in der Heilbronner Produktion gefertigt; dort steht auch die längste Torten- und Kuchentheke in der Käthchenstadt. Als der 54-Jährige dort das Café in bester Lage übernahm, zog die Manufaktur, die zuvor in Sinsheim war und auch für Marzipan nach Königsberger Rezeptur bekannt ist, mit um. Das Sinsheimer Stammhaus im historischen Gebäude gegenüber dem Alten Rathaus – bekannt als "Chocolaterie" – wurde beibehalten.

Hier wie dort spürt Bellem auch in unsicheren Zeiten "nach wie vor keinen Rückgang". Dass Schokolade und Pralinen weiterhin gern genossen und verschenkt werden, könne daran liegen, dass es sich einerseits zwar um einen gewissen Luxus handle, allerdings um einen erschwinglichen Luxus.

Das hat die Schokolade aus Kakao bestimmter genau definierter Herkunftsgebiete mit guten Weinen, Whisky, Edelbränden, hochwertigem Kaffee oder auch Zigarren gemeinsam, die sich gut mit der Herkunftsschokolade kombinieren lassen: Es sei schließlich auch eine Art des Verreisens in ferne Länder, wenn auch allein mithilfe der gebietstypischen Geschmacksnuancen, beschreibt Bellem: "Nehmen wir die Kakaosorte Criollo", beschreibt der 54-Jährige, "die einen eigenen Geschmack hat, der sich unterscheidet, je nach dem, ob die Ware aus Ecuador oder von der Elfenbeinküste kommt."

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Die feinen Unterschiede könne man schmecken; sie würden "durch die Lage und den Boden bestimmt", ähnlich wie beim Wein, bei dem nach Herkunftsgebieten bis hin zum bestimmten Weinberg unterschieden werde.

Die Kakaobauern seien dann oft kleine, spezialisierte Betriebe mit hohen Qualitätsmaßstäben. Ghana bringe einen ganz anderen Kakao-Charakter hervor als Venezuela: "Das kann die selbe Sorte sein – trotzdem schmeckt es anders", berichtet Bellem; ein Unterschied, der sich "sowohl bei Vollmilch- als auch bei Zartbitterschokolade" bemerkbar mache. Entsprechend puristisch verarbeitet Bellem den Kakao "als Tafelware" in derzeit 18 Sorten, wobei es auch eine dunkle Praline bestimmter Herkunft mit einem Kakaoanteil von 72 Prozent gibt.

"Ein bisschen versüßen sich die Leute vielleicht diese Zeit", glaubt Bellem; das klinge zwar nach Klischee, es sehe aber danach aus. "Wie das Weihnachtsgeschäft wird, muss man mal abwarten." Eine Abschaltung der Weihnachtsbeleuchtung aus Energiespargründen, wie sie von der Politik debattiert wird, fände er deshalb "traurig" für Kunden und Geschäftswelt. Deshalb sei es zu begrüßen, dass man sich in Sinsheim – und wohl auch in Heilbronn – zu Weihnachtsbeleuchtungen bekannt hat.

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