Mit der Skulptur "Gate II" hat sich Bildhauer Ralf Weber beworben
Ein Portal mit Anziehungskraft - Kunstwerk befindet sich in der Walldorfer Hauptstraße

Ein Bogen aus Granit verbindet zwei eiserne Pylone: Portal, Brücke oder Magnet? Ralf Webers Skulptur "Gate II" lässt viele Interpretationen zu. Foto: Pfeifer
Walldorf. (seb) Anfassen ist gestattet: Den sorgfältig bearbeiteten Granit und das rostige Eisen zu spüren ist essenziell für die Beurteilung des Kunstwerks "Gate II" in der Walldorfer Hauptstraße, vor der Alten Apotheke. Und dem Drang, es anzufassen, kann der Betrachter auch nur schwer widerstehen, übt es doch eine gewisse Anziehungskraft aus. Passenderweise erinnert die Skulptur nicht nur an ein Portal, das über Übergänge und Durchblicke nachdenken lässt, sondern auch an einen Magneten.
Und überdies ist es eine Brücke. "Verbindungen schaffen" ist ein Leitgedanke, so hat es Künstler Ralf Weber formuliert, als er sein Werk für den Walldorfer Kunstpreis 2018 einreichte. Und daher hat er für das Verbindungsstück, "das erklärende Moment", ein ganz besonderes Material gewählt, das er überdies auf außergewöhnliche, filigrane Art bearbeitet hat: Feine Strahlen durchziehen das Gestein, sie scheinen vom Zentrum des Bogens auszugehen.
Damit ist der Kontrast zum auf Glanz polierten Innern des "U" groß. Der schwarze schwedische Granit, hat Weber recherchiert, ist durch den raschen Aufstieg von Magma aus den Klüften des baltischen Schilds entstanden: Das flüssige Gestein blieb stecken und erkaltete schnell in dieser feinkörnigen Form. Genau das Richtige, um die Pylonen zu krönen.
Die wiederum sind aus Eisen, das natürlich ebenfalls aus den Tiefen der Erde stammt und durchs Feuer gegangen ist. Ohne Schutzbehandlung wird es Wind und Wetter überlassen, um eine Patina aus Rost mit vom Zufall bestimmten Mustern entstehen zu lassen. Die zu ertasten, ruft beim Betrachter wohl eher Schauer wie bei Fingernägeln auf Schultafeln hervor, während der hier raue, dort glatte Granit spannende Empfindungen verspricht. In der Sonne heizen sich die Materialien auch unterschiedlich stark auf.
Für Walldorfs Kunstbeauftragten Hartmuth Schweizer ist es ein klassisch-modernes Werk, das mit seiner Materialität beeindruckt eher als mit Farbe, naturalistischem Abbilden oder politischer Botschaft. Klassisch ausgebildete Bildhauer wie der 1972 in Freiburg geborene Weber interessierten sich immer stark für ihren Werkstoff, seine Eigenheiten, seine Herkunft und Entstehungsgeschichte. Daraus, so Schweizer, rühre oft die Inspiration für die im Fall Webers große Ausstellungstätigkeit mit äußerst vielfältigen Arbeiten.