Kunstpreis Walldorf

"Allmende-Baum" erstrahlt in Neonfarben

Wettbewerbsbeitrag von Klaus Proissl zum Kunstpreis Walldorf

25.05.2018 UPDATE: 26.05.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

Für das Zusammenleben in einer Gemeinschaft steht der "Allmende-Baum" von Künstler Klaus Proissl: Individuell - und grell - eingefärbte Streben bilden ein komplexes, stabiles Ganzes. Fotos: Pfeifer

Walldorf. (seb) "Kunst darf auch auftrumpfen", meint Hartmuth Schweizer. Der "Allmende-Baum" mitten auf der Drehscheibe ist in die engere Wahl des Walldorfer Kunstpreises gekommen. Und wie der Kunstbeauftragte feststellt, wirkt die Skulptur im Vergleich zu anderen eingereichten, sehr zurückhaltenden oder auch kleinen Werken, dominant. Gerade durch die Farbigkeit, die fast überwältigend ist, verlangt sie auf einem zentralen Platz Aufmerksamkeit.

Dass es mitten im Beziehungsgeflecht der Menschen steht, wo wichtige Wege aufeinandertreffen und sich Kirche, Ärztehaus und andere häufig frequentierte Einrichtungen befinden, passt gut zum Werk. Wie Schweizer erläutert, beschäftigen das menschliche Dasein und die Systeme des Zusammenlebens Künstler Klaus Proissl stark. Ein Baum schien ihm auch gut zur geschichtlichen Entwicklung Walldorfs, das ja die Eiche im Wappen hat, zu passen. Einige seiner Gedanken hat er auf einem Zettel festgehalten, den er am Werk angebracht hat.

"Allmende" ist ein Begriff aus dem Hochmittelalter und bedeutet Besitz oder Grundeigentum einer Dorfgemeinschaft. Sein Baum ist für Proissl Sinnbild des gesellschaftlich aktiven Lebens der Bürger, die miteinander wachsen, sich aufeinander stützen, voneinander abhängig sind. So bildet sich ein stabiles Ganzes, das aber nicht völlig homogen ist: So signalisieren die verschiedenen Farben der einzelnen Streben - darunter grelles Neongelb und -rot bei Tag, fluoreszierende Töne unter Schwarzlicht bei Nacht - Individualität, eine Art "Hier komme ich!".

Der Allmende-Baum. Foto: Pfeifer

Die einzelnen Teile des Ganzen streben aufwärts, suggerieren Bewegung, aber alle halten in einem komplexen Prozess zusammen. All das geschieht unter dem Dach der Baumkrone, die nicht farbig hervorgehoben ist, sie symbolisiert den Schutz, den der einzelne in der Gemeinschaft genießt. Sein Aufwärtsstreben endet hier, stößt dagegen - der Balanceakt mit dem Wunsch, gestützt und geborgen zu sein, ist elementar für das Werk. Die Vielseitigkeit des Holzes ist bestens geeignet für den Ausdruck dieses Spannungsfelds, Bewegung und Statik, Vergängliches und Immerwährendes.

Wenn man genauer hinsieht, stellt man leider fest, dass es an den Feinheiten der Ausführung hapert. So wird die Wirkung der Farben durch Risse im Holz, die durchs Hineinschrauben entstanden, beeinträchtigt. Optisch streben die Holzlatten überwiegend nach oben, der Effekt ist aber nicht einheitlich, manche sind quer verschraubt, ohne dass das klar als Absicht des Künstlers erkennbar wäre. So ist das Werk in Funktion und Ausführung nicht ganz konsequent.

Auch interessant
Walldorfer Kunstpreis: "Ihre Kunstwerke sind etwas Besonderes"
Kunstpreis-Vorauswahl: Walldorfer Kunstmeile verbindet Ost und West

Reizvoll ist der "Allmende-Baum" für Hartmuth Schweizer trotzdem, zumal er lebendig und dank seiner Farben verspielt wirkt. 1972 in Heidelberg geboren, hat Klaus Proissl zunächst eine handwerkliche Ausbildung durchlaufen, ehe er erste Erfahrungen in der Kunstwelt sammelte. Im Rahmen längerer Aufenthalte im Ausland hat er bei Bildhauern, Kunstschmieden und Malern gelernt.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.