"Sportzentrum Süd" Sandhausen

Streit um die Sportplätze brodelt weiter

Petition gegen das "Sportzentrum Süd" im Landtag - Bürger und AL fragten im Gemeinderat: Braucht SV Sandhausen zwei neue Fußballfelder?

29.07.2019 UPDATE: 30.07.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden

Am Ortsrand umgeben von Wald hat der Fußballzweitligist SV Sandhausen sein Zuhause - und genau darin liegt das Problem. Foto: Priebe

Von Lukas Werthenbach

Sandhausen. Die geplante Rodung von rund 2,5 Hektar Wald im Schutzgebiet Schwetzinger Hardt steht erst nach der Sommerpause auf der Agenda des Gemeinderats. In dessen jüngster Sitzung schwappten die brodelnden Diskussionen um zwei Sportplätze und 144 Parkplätze trotzdem schon ins Räterund. Auf der frei werdenden Fläche will der Fußballzweitligist SV Sandhausen (SVS) nämlich sein Gelände erweitern.

Ungewohnt viele Bürger hatten die Zuschauerreihen voll besetzt. Die Sandhäuser machten mit einem guten Dutzend Anfragen unter dem Tagesordnungspunkt "Fragestunde" deutlich, dass der Widerstand gegen das Projekt "Sportzentrum Süd" nicht nachlässt. Dabei sah sich Bürgermeister Georg Kletti mehrmals gezwungen, daran zu erinnern, dass es in der Fragestunde um "Fragen und nicht um Monologe" gehe.

Derweil hat die Bürgerinitiative (BI) "Pro Waldschutz" ihre Petition gegen die Rodungspläne beim baden-württembergischen Landtag in Stuttgart eingereicht. Braucht der SVS wirklich gleich zwei weitere Sportplätze? Und müssen es zusätzlich 144 Parkplätze sein? Insbesondere auf diese zwei Fragen spitzt sich die Debatte um das Projekt immer wieder zu. So eröffnete auch BI-Sprecherin Petra Weiß die "Fragestunde" in der Ratssitzung, indem sie die Lizenzierungsordnung der Deutschen Fußball Liga (DFL) heranzog: Darin fordere die für Spielbetrieb und Lizenzierung von erster und zweiter Bundesliga zuständige Organisation laut Weiß insgesamt "nur vier Sportplätze" für einen Zweitligisten mit Nachwuchsleistungszentrum (NLZ). Sie wollte daher wissen, warum der Bebauungsplan nicht bloß einen weiteren Platz vorsehe.

Bürgermeister Kletti fand auch, dass die Ausführungen der DFL "interpretationswürdig" seien. Deutlich gehe daraus lediglich hervor, dass allein ein NLZ mindestens drei Plätze benötige. Deshalb habe er bereits 2017 den SVS aufgefordert, "ausdrücklich die Mindestvoraussetzungen" in Erfahrung zu bringen. Kletti zitierte aus dem Fazit in der Antwort der DFL: "Somit kann man klarstellen, dass ein Club für den Lizenzbetrieb in der zweiten Bundesliga mit NLZ über fünf Trainingsplätze verfügen sollte."

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Die Fraktion der Alternativem Liste (AL) erklärte in ihrer Stellungnahme, dass sie vor dem Beschluss im April 2018 "nicht gut informiert" worden sei. Darin bezieht sie sich ebenfalls auf die Lizenzierungsordnung, nach der "offenbar nur ein zusätzlicher Platz erforderlich" sei. SVS-Pressesprecher Markus Beer erklärte dazu auf RNZ-Nachfrage, dass man bei der Gesamtzahl der Plätze das BWT-Stadion am Hardtwald nicht mitzählen dürfe, da dieses als Spielstätte diene. Somit blieben dem SVS bei einer Erweiterung um nur einen Platz insgesamt vier Trainingsplätze für Profi- und Nachwuchsabteilung. Dabei würde bereits das im Besitz der Gemeinde befindliche Walter-Reinhard-Stadion mitgezählt werden, das gleichzeitig Trainingsplatz für die Profis und Spielstätte für die U 23 sei.

Die AL erklärte weiter, dass sie ihre Zustimmung zum Einleitungsbeschluss für den Bebauungsplan vom April 2018 "mit dem heutigen Kenntnisstand bedauert"."Überrascht" zeigte sich die AL außerdem über den im März dieses Jahres präsentierten Entwurf zum "Sportzentrum Süd" insbesondere "wegen der großen Zahl von 144 zusätzlichen Parkplätzen, die mit den DFL-Auflagen nichts zu tun haben". Auch ein Bürger meldete in der Ratssitzung Bedenken wegen Größe und Standort des geplanten Parkplatzes an. Er beschrieb die vorgesehene Ausfahrt wegen des angrenzenden Radwegs als "extrem heiklen Punkt". Kletti verwies hier ebenso wie bei zahlreichen anderen Bürgerfragen auf die Gemeinderatssitzung "in der zweiten Jahreshälfte". Dort komme auch das Thema der Parkplätze noch einmal auf den Tisch.

"Zum Umdenken bewogen" habe die AL nach eigener Aussage letztlich "die Offenlage des Bebauungsplans, der Umweltbericht der beauftragten Firma, die Informationen von BUND und Nabu, die Anregungen aus der Bürgerschaft und nicht zuletzt die gewachsene Aufmerksamkeit für das Thema Klimaschutz". Die den Grünen nahestehende Ratsfraktion fordert Gemeindeverwaltung und SVS auf, "die Möglichkeiten eines alternativen Standortes mit Berücksichtigung des Umweltschutzes sowie von Kooperationen mit Vereinen in Nachbarorten zu prüfen".

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