BI plant Petition gegen Rodung für SVS-Erweiterung
Naturschützer halten "Sportzentrum Süd" für "großen Fehler" - Fall bald im Landtag?

Petra Weiß (vorne) ist die Sprecherin der Bürgerinitiative "Pro Waldschutz". Nach ersten Unterschriftenaktionen wollen die Projektgegner nun eine Petition im Landtag einbringen. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Sandhausen. Der Protest gegen die Rodungspläne zur Erweiterung des Geländes beim Fußballzweitligisten SV Sandhausen (SVS) erreicht eine neue Stufe: Nun will die Bürgerinitiative (BI) "Pro Waldschutz" eine Petition im baden-württembergischen Landtag einreichen. Diese richtet sich gegen das Vorhaben, auf über zwei Hektar des derzeitigen Waldschutzgebiets Schwetzinger Hardt zwei Sportplätze und 144 Parkplätze zu bauen. Derweil haben auch die Ortsgruppen der Naturschutzverbände Nabu und BUND mit den Vorsitzenden Wolfgang Högerich und Erhard Jahn eine Stellungnahme zum Bebauungsplanverfahren "Sportzentrum Süd" veröffentlicht. Sie empfehlen der Gemeinde, "mögliche Alternativstandorte eingehend zu prüfen".
"Die Entscheidung für eine Petition an den Landtag wurde beim jüngsten Treffen unserer Initiative getroffen, wo noch einmal mehr Teilnehmer als zuvor dabei waren", sagt BI-Sprecherin Petra Weiß auf Nachfrage. Über 30 Projektgegner hätten sich demnach versammelt. Die bereits im Internet und auf der Straße gesammelten Unterschriften gegen die Pläne der Gemeinde seien nur ein erster Schritt, um "politischen Druck aufzubauen". Nun will die BI den Landtag dazu bewegen, der Gemeinde die "Umwandlungsgenehmigung" für den geschützten Staatswald zu verwehren. Aktuell gehört das Waldstück dem Land Baden-Württemberg und ist nicht zur Bebauung bestimmt.
Indes fühlen sich Weiß und die BI-Mitglieder in der Öffentlichkeit oftmals missverstanden. "Wir sind keine Gegner des SVS", betont sie. "Wir sind nur gegen diesen Standort." Dabei verweist sie auch auf die vor einigen Tagen veröffentlichte Studie, nach der vergrößerte Waldflächen zur Rettung des Klimas beitragen könnten.
Im Rahmen der "Beteiligung der Träger öffentlicher Belange" haben sich auch die örtlichen Naturschutzverbände zu dem geplanten Projekt geäußert. "Der Bebauungsplan ,Sportzentrum Süd’ steht im krassen Gegensatz zu der Verordnung des Regierungspräsidiums Freiburg über das regionale Waldschutzgebiet und Erholungswald Schwetzinger Hardt vom 5. November 2013", heißt es in der Stellungnahme von Nabu und BUND.
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Auch verweisen die Naturschützer auf die Bezeichnung der Schwetzinger Hardt seitens des Kreisforstamts als "Waldgebiet für alle": Neben Sandhausen besitzen mit Hockenheim, Leimen, Oftersheim, Reilingen, Schwetzingen und Walldorf auch die anderen sechs Hardtgemeinden Nutzungsrechte. Deswegen befürchten Nabu und BUND im Falle einer Waldumwandlung zugunsten der SVS-Erweiterung einen "Präzedenzfall, der weitere Begehrlichkeiten nach sich ziehen könnte".
Zudem handele es sich aus Sicht der Verbände auf dem anvisierten Waldstück auch innerhalb des Schutzgebiets um eine besonders wertvolle Fläche: Im Gegensatz zu den großen und für Schädlinge anfälligen Kiefernbeständen der Schwetzinger Hardt bestehe dieser Abschnitt aus einem "gesunden Mischwald mit einer günstigen Altersstruktur und einer guten Prognose". Die Rodung ausgerechnet dieses "widerstandsfähigen Waldes" halten die Ortsgruppen für "einen großen Fehler".
Der Stellungnahme zufolge sei "nicht garantiert", dass die Wiederaufforstung der gerodeten Fläche an anderer Stelle den verlorenen Wald vollständig ersetze. "Sicher ist nur, dass für die Ersatzaufforstung wertvolle Ackerflächen für die regionale Landwirtschaft verloren gehen", heißt es weiter.
Als problematisch wird auch die mit der Erweiterung einhergehende Flächenversiegelung unter anderem durch Gebäude und Parkplätze angesehen: "In diesen Bereichen gehen Bodenfunktionen vollständig verloren", warnen die Verbände.
Die Naturschützer verweisen auf den Umweltbericht des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim, demzufolge von einer Abholzung 22 Brutreviere und 13 Vogelarten betroffen wären. Wie die Ortsgruppen betonen, kämen zwei Fledermausarten hinzu, die beide auf der Roten Liste Baden-Württembergs geführt werden. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang, dass vorhandene Baumhöhlen verschlossen werden sollen, damit die geschützten Tiere nicht in ihre angestammten Quartiere zurückkehren können.
Zwar sollen zwei neue Baumgruppen und halb-natürliche Quartiere als neue Lebensräume für die Fledermäuse geschaffen werden. "Doch die vorgesehenen Ausgleichsmaßnahmen können unseres Erachtens nach den Verlust der Quartiere und Jagdhabitate nicht ersetzen", sagen Nabu und BUND. Zudem vermissen die Ortsgruppen in dem Bericht des Nachbarschaftsverbands Angaben zu Reptilien und Amphibien, obwohl sich Laichgebiete der Erdkröte in dem Gebiet befänden.