Kompressorenhaus-Freunde stehen bereit
Am 8. Juni will man entscheiden, ob ein eigener Verein gegründet wird. Der Gemeinderat will, dass ein bürgerschaftliches Engagement eine Chance hat.

Von Micha Hörnle
Schriesheim. Nun liegt also der Ball beim Förderverein. Denn der Gemeinderat hatte am Mittwochabend beschlossen, das Kompressorenhaus erst einmal nicht abzureißen und den Erhaltungsfreunden bis Oktober Zeit zu geben, ein tragfähiges Erhaltungskonzept zu entwickeln.
Der Förderverein, so berichtete dessen Vorsitzender in spe, Reiner Frank Hornig, hat sich zwar noch nicht gegründet, ist aber schon in den Startlöchern: Am 8. Juni soll es eine interne Sitzung geben. Dabei soll entschieden werden, ob die Kompressorenhaus-Freunde einen eigenen Verein gründen oder unter den Mantel der Arbeitsgemeinschaft (AG) Altbergbau Odenwald schlüpfen, die das Besucherbergwerk Grube "Marie in der Kohlbach " in Lützelsachsen betreibt. Genug Leute hätte man für einen eigenen Verein schon beisammen, so Hornig: "Wir sind acht Leute" – sieben sind das Minimum. Käme man bei der AG Altbergbau unter, hätte das den Vorteil, dass man gleich bei einem eingetragenen Verein wäre, der auch Spendenquittungen ausstellen kann. Denn: "Für den Erhalt des Gebäudes sind wir auf Spenden angewiesen", so Hornig. Das große Ziel ist, das Kompressorenhaus zu sichern, ohne dass auf die finanziell klamme Stadt weitere Lasten zukommen. Das Einzige, worum man das Rathaus bittet: abzuklären, ob die Erhaltungsfreunde versichert seien, wenn sie am Haus arbeiten. Die Kosten für dessen Instandsetzung seien gering: Man würde in Eigenarbeit und mit bereits vorhandenen Materialien Fenster und Türen verschließen. Wobei Hornig gegen einen Extra-Zaun ist, es reiche, die Öffnungen zu vergittern.
Hornig schreckt es auch nicht, dass der Förderverein das Gebäude nicht nutzen kann, denn eine Auflage des Regierungspräsidiums war, dass sich niemand drin aufhalten darf – aus Gründen des Naturschutzes: "Die Hauptsache für uns ist, dass das Gebäude, das Herz des Steinbruchs, nicht abgerissen wird. Wir wollen es retten und betreuen, denn es bleibt ein Wahrzeichen Schriesheims, auch wenn man es nicht mehr begehen kann." Dabei hatten die Erhaltungsbefürworter anfangs durchaus eine Nutzung im Sinn – sei es als "Lernort" über die Steinbruchgeschichte, sei es als Unterstand für Wanderer. Doch eine Info-Tafel würde sich Hornig wünschen, "vielleicht dürfen wir ja auch eine Lore vors Haus stellen". Die Entscheidung des Rates, das Kompressorenhaus erst mal nicht abzureißen, begrüßt Hornig – und vor allem, dass Bürgermeister Christoph Oeldorf seine Entscheidung vom letzten Sommer revidiert hat: Damals war er noch mit den Abbruchplänen des Regierungspräsidiums einverstanden.
In der Ratssitzung selbst hatte Bauamtsleiter Markus Dorn noch einmal erklärt, worauf es der Karlsruher Behörde am meisten ankommt: "Das Gebäude darf nicht genutzt werden, ein Museum ist dort nicht möglich." Deswegen müssten auch dessen Fenster und Türen stabil gegen unbefugtes Betreten gesichert werden. Das Rathaus gab den Räten keine Beschlussempfehlung an die Hand, denn "Abbruch und Erhalt sind grundsätzlich möglich". Gäbe es im Rat jetzt eine Entscheidung für den Abriss, wisse man nicht, wann der erfolgt, denn das Regierungspräsidium hat aktuell kein Geld dafür eingeplant.
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In der Debatte selbst sagte Christian Wolf (Grüne Liste), man freue sich über bürgerschaftliches Engagement: "Die Initiative soll die Chance haben, ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, über das wir dann entscheiden können. Ich würde heute ungern über den Abriss entscheiden." Das sah auch Gaby Mohr-Nassauer (SPD) so: "Ich finde, man sollte bürgerschaftliches Engagement nicht übergehen. Mal abwarten, welches Konzept der Verein vorlegt." Ähnlich auch die Meinung Michael Mittelstädts (CDU), wenn auch etwas skeptischer in Sachen Erhalt: "Ich würde mitgehen, dem Förderverein bis Oktober Zeit zu geben" – auch wenn der bis dato noch kein tragfähiges Konzept vorgelegt habe. Wenn das bis zum Herbst nicht vorliege, dann sei er für den Abriss (und zwar vom Regierungspräsidium finanziert).
Skepsis klang auch bei Jutta Becker (Freie Wähler) durch: Das Kompressorenhaus habe "keinerlei historischen Wert", beherberge keine geschützten Arten, werde aber für Partys und Müllablagerungen missbraucht. Sie glaube nicht, dass der Förderverein die Verantwortung, vor allem finanziell, für den Erhalt tragen könne und würde eigentlich für einen Abbruch stimmen. Aber nun gehe sie den Kompromiss mit. Wolfgang Renkenberger (FDP), auch ein Befürworter des Abrisses, meinte: "Wir müssen ja heute nichts entscheiden. Das hat Zeit bis Oktober." Und genau das war auch die Linie des gesamten Gemeinderates.