Schmutziger Donnerstag in Hirschberg

Mit Hexenkraft zur OB-Wahl

Die Apfelbachhexen und Kindergartenkinder stürmten das Rathaus – Erstmals mit Hexenmeister Korsch

08.02.2018 UPDATE: 09.02.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 54 Sekunden
Schnipp-schnapp war die Krawatte von Bürgermeister Manuel Just ab. Später ging’s in der Polonaise durch den Bürgersaal. Fotos: Kreutzer

Von Nicoline Pilz

Hirschberg. "Ach Gott, nix wie weg, die Hexen kommen." Der junge Mann in der Leutershausener Straße nahm beim Anblick verkleideter Gestalten, die aufs Rathaus zumarschierten, schleunigst Reißaus. Dabei hätte er ruhig noch bleiben können: Erstens trug er keine Krawatte, und zweitens handelte es sich bei dem närrischen Stoßtrupp um die Kinder der Kindergärten aus Leutershausen und vom "Baumhaus" Großsachsen, die gemeinsam zum Rathaussturm anrückten. Und diese Vorhut war nicht wirklich gefährlich, sondern eher voller Vorfreude auf Kräppel, Apfelsaftschorle und kleine Würstchen im Brötchen, die es im Bürgersaal im Rathaus später noch geben sollte.

Doch erst brausten die Apfelbachhexen wie der Sturmwind mit lautem Getöse in den Hof vor dem Amtssitz, dessen Schlüssel sie kurze Zeit darauf energisch von Bürgermeister Manuel Just einforderten. Es war klar, dass der Rathauschef nicht nur die Amtsmacht, sondern auch gleich seine Krawatte verlieren würde. Ohne viel Federlesen schnitten die Apfelbachhexen Just das Gebinde vom Hals: Ein Zeichen dafür, dass am "Schmutzigen Donnerstag" die Frauen das Sagen haben und die Krawatte als typisches Symbol der Männlichkeit zumindest an diesem Tag ausgedient hat. "Sie war noch nicht so alt, aber modisch nicht mehr up to date", sinnierte Just dem blau-gemusterten Stoffstück hinterher.

Während er diesen Verlust fraglos rasch verschmerzt hatte, haderten die 13 Apfelbachhexen um ihren erstmals eingesetzten Hexenmeister Dieter Korsch mit des Bürgermeisters Ankündigung: "Ob des für mich die ledschde Fastnacht bei eich is, des is noch net so ganz gewiss. Ihr wisst, ich wär so gern OB - a wenn’s bei eich is richdisch schee." Und Just fuhr fort: "Woinem, des is halt schun ä Nummer, ich hoff, ich mach eich net zu große Kummer." "Doch", kam es unisono zurück. Sie trösteten sich damit, für die restlichen närrischen Tage aus dem Rathaus eine Fastnachtshochburg machen zu können.

Just selbst lehnte sich entspannt zurück: "Ihr dürft ihn hawwe all den Kram und meine Sorje, mit denne ich uffwach jeden Morje…". Hexenmeister Korsch nahm es locker. Genauso unkompliziert hatte er mitgemacht, als ihn die Apfelbachhexen mangels eigener Oberhexe zum Anführer ihrer schrill gewandeten Gruppe gewählt und ihn somit zu einer gereimten Bütt "verdonnert" hatten.

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Das machte er gut, beleuchtete die positive Entwicklung Hirschbergs und kam zum Fazit: "Der Just, der darf hier noch nicht geh’n." Falls es aber doch der "Ober" sein müsse, so sei Just mit "diesem Hexenbesenorden hinfort befördert worden zu Hirschbergs Oberbürgermeister". Zwar werde das wenig nützen, doch werde man Just auch unterstützen: "Denn dieser Hexenbesenorden gibt geheime Hexenkraft, dass Justus Manuel es schafft."

Aber dann war erst mal Feiern angesagt und Musiker Franz Herb griff zum Akkordeon: Eine bunte Polonaise aus kleinen und großen Narren schraubte sich zu den Klängen von "Adelheid, schenk mir einen Gartenzwerg" durch den Saal, "Saase Helau" und "Hause Ahoi" rufend, bis die Apfelbachhexen zum Mittagessen weiterzogen. Unterwegs verteilten sie ihre selbst gebackenen Kräppel: leckeres Backwerk, das am frühen Morgen um sechs Uhr entstanden war.

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